DIGITALE WÄHRUNGEN

Fed und Bundesbank nehmen Beobachterrolle ein

Notenbanken lehnen Entwicklung digitaler Zentralbankwährungen fürs Erste ab - Vorreiter Schweden

Fed und Bundesbank nehmen Beobachterrolle ein

Reuters Frankfurt – Währungshüter in Deutschland und den USA haben Gedankenspielen zu digitalen Zentralbankwährungen vorerst eine Absage erteilt. Von Cyberbargeld könnten erhebliche Konsequenzen für das Finanzsystem und die Finanzstabilität ausgehen, die aus heutiger Sicht nicht abschätzbar seien, sagte Bundesbank-Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele am Donnerstag in Berlin. “Keine realistische Option””Deshalb ist die Emission digitalen Zentralbankgeldes aus unserer Sicht in einem vorhersehbaren Zeitraum keine realistische Option”, erklärte Thiele. Auch die US-Notenbank plant nach den Worten des Fed-Chefs von San Francisco, John Williams, keine eigene Digitalwährung. Der Kurs der Cyberwährung Bitcoin hat in der laufenden Woche erstmals die Marke von 10 000 Dollar geknackt.Seit Jahresbeginn beträgt das Plus rund 1 000 %. Es gibt viele warnende Stimmen: “Das Thema ist extrem anfällig für Betrug sowie Technologie- und Regulierungsrisiken”, so Christian Gattiker-Ericsson von der Schweizer Bank Julius Bär. Die Motivation der Anleger sei Spielerei, ähnlich wie bei einem Roulettebesuch, erläutert er.Alle Transaktionen in der Cyberwährung werden verschlüsselt in eine Datenbank geschrieben, die sogenannte Blockchain. Viele Zentralbanken beschäftigen sich mit dieser Technologie. Die schwedische Notenbank arbeitet beispielsweise an der digitalen E-Krona.Bundesbank-Vorstand Thiele zufolge spielt dabei eine Rolle, dass in Schweden echtes Bargeld in Form der Krone kaum noch akzeptiert wird: “Diese Erfahrung machen wir in Deutschland und auch im Euroraum nicht.”Die EZB hatte in der vergangenen Woche eine Studie veröffentlicht, nach der in der Eurozone immer noch vier von fünf Einkäufen bar bezahlt werden. Fed-Vertreter Williams zufolge erforscht auch die US-Notenbank die Technologie. Dabei geht es unter anderem darum, den Zahlungsverkehr effizienter und schneller zu machen. Blitzschnelle GutschriftEZB-Direktor Yves Mersch hat unterdessen die Banken aufgefordert, sich dem technologischen Wandel zu stellen und so rasch wie möglich elektronischen Zahlungsverkehr zu ermöglichen, der rund um die Uhr zur Verfügung steht. Solche sogenannten Instant-Payment-Systeme, bei denen blitzschnell nach Zahlung das Geld auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wird, sollten als ein Alternativszenario in die Debatte einfließen.Nach Ansicht von Timo Emden, Marktexperte beim Analysehaus DailyFx Deutschland, dämmert der EZB allmählich die Bedrohung durch Bitcoin und andere Digitalwährungen. Sie setze sich nun selbst unter Zugzwang zu handeln: “Bitcoin scheint mittlerweile zu einer möglichen Konkurrenz geworden zu sein, welche es zu bekämpfen gilt. Am Ende des Tages könnten sich die Zentralbanken der Welt die Rosinen der Blockchain-Technologie herauspicken und eine eigene Währung schaffen”, meint er. Doch bis es so weit ist, könnte es seinen Angaben zufolge noch “ein steiniger Weg” werden.