Fidor Bank vor dem Aus
sck München – Die defizitäre Fidor Bank verschwindet 13 Jahre nach ihrer Gründung vom Markt. Der Mutterkonzern der Münchner Internetbank, die französische Großbank BPCE, teilte in einer Stellungnahme mit, dass die Entscheidung getroffen worden sei, die Geschäfte von Fidor „einzustellen“. Dies geschah „nach vorsichtiger Prüfung aller verbleibenden Optionen“. Die Abwicklung der deutschen Tochtergesellschaft beginnt nach Angaben des Mutterkonzerns aus Paris im ersten Quartal des kommenden Jahres. Vermutlich wird das Digitalinstitut im übernächsten Jahr, also 2024, dann endgültig geschlossen. Darüber berichtete zuvor die „Finanz-Szene“. Den Abwicklungsprozess sollen Wirtschaftsprüfer von KPMG begleiten.
Vor drei Jahren hatte BPCE nach eigener Darstellung Fidor „als nicht mehr strategisch für die Gruppe eingestuft“. Zuletzt unternahm die Führung von BPCE den Versuch, Fidor zu veräußern. Mit ihrer Ankündigung gestehen die Franzosen nun ein, damit gescheitert zu sein. Die Konzernspitze von BPCE verhandelte lange exklusiv mit dem amerikanischen Finanzinvestor Ripplewood, der sein Interesse bekundet hatte. Doch die Gespräche gerieten ins Stocken. Der Erwerb sollte ursprünglich 2021 abgeschlossen sein. Dazu hatten im Spätsommer 2020 beide Seiten Absichtserklärungen unterzeichnet. Im Frühjahr dieses Jahres gab es Spekulationen, dass Ripplewood abspringen könnte (vgl. BZ vom 19. April). Seinerzeit hielt BPCE aber noch an ihrem Ziel fest, die Fidor Bank auf diesem Wege loszuwerden. Vom einem Abschluss des Verkaufs „im Laufe des Jahres 2022“ war die Rede.
Kurze Firmengeschichte
Mit der beschlossenen Liquidation endet eine kurze Firmengeschichte, die in den vergangenen Jahren von strategischen Fehlentscheidungen, operativen Rückschlägen und hohen Verlusten geprägt war. Fidor zählte zuletzt geschätzt rund 300 Mitarbeiter. Das von Matthias Kröner einst gegründete Fintech ist alles andere als eine Ertragsperle. Ohne Unterstützung von BPCE wäre das Institut vermutlich längst pleitegegangen. In den Jahren 2016 bis 2020 häufte die Bank einen Betriebsverlust von aufaddiert mehr als 370 Mill. Euro an. Das ist für ein relativ kleines Institut mit einem Bilanzvolumen von 1,4 Mrd. Euro (Stand 2020) eine hohe Summe. Ein testierter Abschluss für 2021 von Fidor ist noch nicht publiziert. Nach den herben Verlusten in den Vorjahren versprach die Fidor-Führung, 2021 das Ergebnis „deutlich“ zu verbessern, 2022 den Break-even anzusteuern und 2023 einen „positiven“ Jahresüberschuss zu erwirtschaften. Dazu sollte die überarbeitete Strategie beitragen.
Nach der mehrheitlichen Übernahme von Fidor vor sieben Jahren durch die BPCE stellte sich der Neuerwerb für die ambitionierten Franzosen rasch als Fehlgriff heraus. Der Fidor-Kauf erwies sich als Millionengrab. Einschließlich einer Kaufsumme von geschätzt rund 100 Mill. Euro versenkte das Zentralinstitut der französischen Sparkassen und Volksbanken bislang vermutlich rund eine halbe Milliarde Euro in dem Fintech.
Die BPCE erhoffte sich mit der Akquisition einst, ihre Expansion in der größten EU-Volkswirtschaft abzurunden.
Kröner hatte das Institut im März 2019 verlassen. Der Manager führte einst die Münchner Direktbank DAB Bank, die früher zur HVB gehörte.