Finanzbranche hält Bankenunion für unaufhaltsam

Europäische Einlagensicherung wird auf breiter Front abgelehnt - Zustimmung bei Aufsicht und Abwicklung

Finanzbranche hält Bankenunion für unaufhaltsam

sto Frankfurt – Die deutsche Finanzbranche stellt sich darauf ein, dass die europäische Bankenunion mittelfristig umgesetzt wird. Einer Umfrage des Center for Financial Studies (CFS) zufolge geht eine große Mehrheit der befragten Entscheidungsträger aus Finanzinstituten und Dienstleistern der Finanzbranche davon aus, dass eine Verlagerung der Kompetenzen von nationaler auf europäische Ebene im Rahmen der Bankenunion unaufhaltsam ist.”Die Erwartungen der Finanzbranche demonstrieren, dass der Zug in Richtung Bankenunion nicht mehr aufzuhalten ist”, so Jan Krahnen, Direktor des Center for Financial Studies. Fast drei Viertel rechnen bei der ersten Säule der Bankenunion, der einheitlichen Aufsicht, mittel- bis langfristig mit einer stärkeren Übertragung der nationalen Kompetenzen in Richtung Europa. Gewünscht wird diese Zentralisierung mit 40 % von der Mehrheit. Ein Drittel würde weniger Zentralisierung vorziehen. Jeder zweite Teilnehmer rechnet mit einer mittelfristigen Verlagerung der Kompetenzen in den Jahren 2016 bis 2020. 14 % sehen diesen Schritt bereits schon in diesem oder im nächsten Jahr, 5 % erst langfristig nach 2020, 23 % sprechen sich gegen eine Verlagerung aus.Bei der Abwicklung als zweitem Pfeiler der Bankenunion gehen sogar 93 % davon aus, dass es mittel- bis langfristig zu einer Übertragung der nationalen Kompetenzen kommt. Gewünscht wird dieser Schritt mehrheitlich (45 %). 30 % sprechen sich für weniger Zentralisierung aus. Auch bei der Abwicklung geht knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer von einer Übertragung in den Jahren 2016 bis 2020 aus. 11 % sehen diesen Schritt kurzfristig kommen, 8 % erst nach 2020. Knapp ein Viertel spricht sich gegen die Übertragung aus. Bei der Einlagensicherung rechnen gut vier Fünftel mit einer Verlagerung der Kompetenzen. Nur 29 % aber befürworten dies, 38 % sprechen sich vielmehr für weniger Zentralisierung aus. Folgerichtig hoffen 44 % der Teilnehmer, dass es nie zu einer Kompetenzverlagerung kommt. 31 % rechnen in den Jahren 2016 bis 2020 damit, 7 % kurz- und 9 % langfristig.Trotz aller Vorbehalte mancher Umfrageteilnehmer im Hinblick auf eine Übertragung der nationalen Bankenkontrolle auf die europäische Ebene wird die Bankenunion nicht als Damoklesschwert für die internationale Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Banken betrachtet. 36 % bewerten diesen Schritt als neutral, 30 % als Schwächung der Institute und 28 % als Stärkung.Die Stimmung in der Finanzbranche hellt sich derweil weiter auf. Der CFS-Index zog im Vergleich zur Befragung von vor drei Monaten um 1,8 auf 112,8 Punkte an. Dies ist der höchste Wert seit mehr als zwei Jahren. Dennoch wird eine Fortsetzung des Stellenabbaus erwartet.