Sparkassen

Finanzgruppe im Norden für Kreditausfälle gerüstet

Die elf Sparkassen in Schleswig-Holstein sehen sich nach Angaben ihres Regionalverbandes für einen möglichen Anstieg der In­solvenzzahlen und damit einhergehender Kreditausfälle infolge der Co­rona-Pandemie gerüstet. Die Institute hätten offene...

Finanzgruppe im Norden für Kreditausfälle gerüstet

ste Hamburg

Die elf Sparkassen in Schleswig-Holstein sehen sich nach Angaben ihres Regionalverbandes für einen möglichen Anstieg der In­solvenzzahlen und damit einhergehender Kreditausfälle infolge der Co­rona-Pandemie gerüstet. Die Institute hätten offene sowie stille Vorsorgen gebildet, um auf die Risiken vorbereitet zu sein, sagte Dirk Franzenburg, Leiter der Prüfungsstelle des Spar­kassen- und Giroverbandes für Schleswig-Holstein (SGVSH), in der virtuellen Jahrespressekonferenz des Verbandes.

Nach einem Rückgang der Unternehmensinsolvenzen im vergangenen Jahr rechnet man im nördlichsten Bundesland coronabedingt nach dem Ende der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht 2021 mit einem deutlichen Anstieg der Insolvenzzahlen. Bislang sei bei allen Sparkassen von Einzelwertberichtigungen relativ wenig zu sehen, so Franzenburg. Bei Pauschalwertberichtigungen habe es aber nennenswerte Anpassungen gegeben. Neben einer Stärkung von im Abschluss nicht sichtbaren Vorsorgereserven seien ferner Reserven gemäß §340g HGB gebildet worden.

Eine seriöse Prognose der weiteren Einzelwertberichtigungen in den Sparkassen sei zurzeit allerdings nicht möglich, fügte Franzenburg hinzu. Bislang sei die Lage ruhig, das Jahr auch noch nicht vorüber. Der Verband verwies darauf, dass die Sparkassen ihre Eigenmittel 2020 insgesamt um 4,7% auf 4,26 Mrd. Euro aufgestockt hätten und die Kernkapitalquote mit rund 14,9 (i.V. 14,0)% deutlich über den gesetzlichen Anforderungen liege.

Operativ hielten sich die schleswig-holsteinischen Sparkassen 2020 mit einer Cost-Income-Ratio von 66,1 (66,5)% stabil, obwohl sich die Erosion der wichtigsten Ertragsquelle fortsetzte. Der Zinsüberschuss, der 2015 noch bei 2,13% der Durchschnittsbilanzsumme (DBS) lag, fiel im Berichtsjahr auf 1,62 (1,74)% der DBS oder 706 (717) Mill. Euro. Für 2021 rechnet der Kieler Sparkassenverband mit einem weiteren Rückgang in Richtung 1,50%. Für Kompensation in absoluten Zahlen sorgten im Berichtsjahr ein um rund 2 Mill. auf 290,7 Mill. Euro gestiegener Provisionsüberschuss sowie auf 667,9 (676,4) Mill. Euro gesunkene Verwaltungskosten. Während das Netz der Geschäftsstellen mit 374 Standorten (davon 155 SB) verglichen mit dem Vorjahr (384) ausgedünnt wurde, ging die Beschäftigtenzahl auf 6620 (6771) Mitarbeiter zurück. Das Betriebsergebnis vor Risikovorsorge legte leicht auf 343 (341,3) Mill. Euro zu, gemessen an der DBS standen 0,79 (0,83)% zu Buche. Damit blieben die Institute in Schleswig-Holstein über dem bundesweiten Durchschnitt von 0,70 (0,76)% der DBS.

Das Kreditgeschäft bleibe Motor der soliden Jahresergebnisse, meinte der seit Jahresanfang amtierende Verbandspräsident Oliver Stolz. Die gestiegenen Kreditvergaben – die Darlehenszusagen legten um 11,3% auf 6,7 Mrd. Euro zu – hätten das Abschmelzen des Zinsüberschusses jedoch nicht verhindern können.

Stärker als der Kundenkreditbestand, der um 4,2% auf 34,6 Mrd. Euro stieg, erhöhte sich das Kundeneinlagenvolumen um gut 9% auf 33,7 Mrd. Euro. Allein der Bestand täglich fälliger Gelder kletterte um 14,8% auf 25,1 Mrd. Euro. Um den Zustrom zu begrenzen, sei die Weitergabe negativer Zinsen, die die Sparkassen bei der EZB auf Einlagen zu zahlen hätten, erforderlich. Zuletzt hatte die Förde Sparkasse in Kiel die Einführung von Verwahrentgelten auf Privatkundeneinlagen in diesem Jahr in Aussicht gestellt.

Der Regionalverband, dessen Stammkapital in diesem Jahr um 50 Mill. Euro erhöht werden soll, warb in der Pressekonferenz erneut für das Modell der Mehrverbändekooperationen, so wie sie mit dem Sparkassenverband Niedersachsen im Privat- und Firmenkundenvertrieb, mit dem Sparkassenverband Bayern in Fragen der Banksteuerung sowie mit dem Ostdeutschen Sparkassenverband bei allgemeinen Betriebsfragen und Personalthemen vereinbart worden seien. Damit sieht man sich in Kiel in einer Vorreiterrolle. Die Kooperationen könnten bundesweit auch Vorbild sein für eine effizientere Arbeitsteilung, so Verbandsgeschäftsführer Harald Weiß.

Sparkassen in Schleswig-Holstein
Kennzahlen nach HGB
in Mill. Euro20202019
Zinsüberschuss706717
Provisionsüberschuss291289
Verwaltungsaufwand668676
Betriebsergebnis vor Bewertung      343      341
Bewertungsergebnis–178–139
Steuern9474
Ergebnis nach Steuern5399
Aufwand-Ertrag-Rel. (%)66,166,5
Bilanzsumme (Mrd.)45,842,4
Kundenkredite (Mrd.)34,633,2
Kundeneinlagen (Mrd.)33,730,9
Kernkapitalquote (%)14,914,0
Beschäftigtenzahl66206771
Börsen-Zeitung