Finanzmarktregulierung stresst Börsen

CEO der Wiener Börse bezeichnet Mifid-II-Regeln als enorme Belastung

Finanzmarktregulierung stresst Börsen

Bloomberg Budapest – Die Wiener Börse erwartet nicht, dass die neuen europäischen Mifid-II-Vorschriften ihr Ziel erreichen werden, zu starken Handel über Dark Pools einzudämmen. Die revidierte Richtlinie über Märkte für Finanzinstrumente, die ab 3. Januar gilt, ist eine umfassende Überarbeitung, die ändern wird, wie der Handel bei Banken, Vermögensverwaltern und Börsen stattfindet. Die Regeln sollen den meisten Aktienhandel wieder von Dark Pools auf öffentliche Aktienmärkte zurückbringen. Bei Dark Pools handelt es sich um elektronische Plattformen, auf denen Unternehmen Aktien kaufen und verkaufen können, ohne das Volumen ihrer Orders oder den Kurs, den sie bereit sind zu akzeptieren, preiszugeben.Stattdessen werde Mifid II eher zu besser geregelten Dark Pools führen, was sie näher an die Börsenregulierung bringe, sagt Christoph Boschan, CEO der Wiener Börse. Seine Börse habe einen Anteil von 75 % am österreichischen Markt; europaweit entfallen auf Dark Pools, die sich häufig im Besitz von Banken befinden, etwa 10 % des Handels. Mifid II bringe etwas mehr Licht in einen dunklen Bereich, bringe aber nicht die Volumina aus der Dunkelheit in die beleuchteten Märkte, sagte Boschan (39) in einem Interview in Wien. Er bezeichnet die Regeln der Europäischen Union als eine enorme Belastung. Sie seien kostenintensiv. Die Börsen, die während der Krise am stärksten zur Stabilität beitrugen, seien diejenigen, die am meisten unter dieser zusätzlichen Regulierung leiden, die zu keiner funktionalen Verbesserung im Markt führe. Ein Großteil des verbleibenden österreichischen Aktienhandels findet im Turquoise-Markt der London Stock Exchange und Bats Global Markets, einer Sparte der in Chicago ansässigen CBOE, statt.Mifid II möchte den Dark-Pool-Handel über Limits für Transaktionen beschränken. Einer Schätzung zufolge würden die Regeln drei Viertel der großen europäischen Aktien aus Dark Pools verbannen. Allerdings haben sich Bats und einige Handelsnetze im Besitz der Banken Maßnahmen ausgedacht, um diese zu umgehen. Boschan sagt, dass die Regelungen dazu beitragen können, den Marktanteil der Börse in Nichtaktienprodukten wie Anleihen und strukturierten Produkten zu steigern. Die Wiener Börse richtet ein spezielles Marktsegment für Bond-Notierungen, insbesondere von Banken, ein.Die größten Verwerfungen, die durch Mifid II verursacht werden, dürften in den Research-Abteilungen der Banken zu spüren sein, da Unternehmen die Kunden für die Arbeiten ihrer Analysten zur Kasse bitten müssen, statt diese im Gegenzug für Handelsprovisionen gratis zur Verfügung zu stellen. Einige warnen, dass Aktien mit einer geringen Marktkapitalisierung (Small Caps) leiden könnten, weil es für die Banken nicht lukrativ genug sein könnte, diese abzudecken. Börsennotierte Unternehmen seien bereit zu zahlen, um sicherzustellen, dass sie Analystenabdeckung erhalten, sagt Boschan. Allerdings plant er nicht, dem Schritt der Börse Budapest zu folgen, um das Volumen über die Entwicklung eines Systems zum Teilen von Research zu stärken.