Finanzplatz Schanghai setzt auf neue Tech-Börse

Neue Plattform für gelockertes IPO-Regime - Wertpapieraufsicht deutet weitere Liberalisierung an

Finanzplatz Schanghai setzt auf neue Tech-Börse

nh Schanghai – Die chinesische Regierung hat am Donnerstag auf einem Finanzplatzforum in Schanghai offiziell grünes Licht für den Start eines neuen Börsensegments zum Listing von heimischen Technologieunternehmen gegeben. Wie der Chef der chinesischen Wertpapieraufsichtsbehörde China Securities Regulatory Commission (CSRC), Yi Huiman, auf dem jährlichen Lujiazui- Forum in Schanghai offenlegte, wird das neue Segment an der Shanghai Stock Exchange unter dem Namen Star Market laufen und binnen der nächsten zwei Monate die ersten Kandidaten für ein Initial Public Offering (IPO) empfangen. Vorbild NasdaqMit dem in gewisser Weise der US-Technologie- und Wachstumsbörse Nasdaq nachempfundenen Technologie-Board an der Börse Schanghai soll erstmals ein für China neues IPO-Regime greifen, bei dem die Börsenkandidaten im Rahmen des an westlichen Börsen üblichen Registrierungsverfahrens Zeitpunkt und Modalitäten eines Börsengangs in Abstimmung mit Emissionsbanken selbst festlegen können. Bislang unterliegen IPOs an chinesischen Festlandbörsen extrem rigiden Bestimmungen, bei denen die Regulatoren auf den Zeitpunkt sowie Umfang und Bewertungsrelationen starken Einfluss nehmen.Yi betonte dabei, dass das neue Tech-Segment und die Reform von IPO-Regularien noch einige Herausforderungen bringen würden. Dazu gehöre, dass chinesische Anleger angesichts des liberalisierten Regimes und ohne regulatorische Einflussnahme auf IPO-Konditionen mit extrem hohen Bewertungsrelationen für Börsenneulinge konfrontiert werden könnten. Grundsätzlich komme es zu einem Trade-off zwischen einer Entschlackung des IPO-Regimes und Anlegerschutzaspekten beziehungsweise der “Qualität” von Börsenneulingen aus dem Technologiesektor.Der neue Star Market gilt nicht zuletzt unter dem Eindruck des Handelsstreits mit den USA als eines der wichtigsten Finanzreformanliegen der chinesischen Regierung und wurde ursprünglich im Herbst 2018 von Präsident Xi Jinping ausgerufen. Mit dem Technologie-Board und der begleitenden IPO-Reform verspricht man sich einen kapitalmarktgeleiteten Innovationsschub im Technologiesektor und eine Stärkung des heimischen Finanzplatzes, nachdem sich chinesische Tech-Unternehmen angesichts der ungünstigen IPO-Modalitäten bislang in der Regel bevorzugt an die New Yorker Börsen begeben haben.Die von der Regierung verfolgten Kapitalmarktreform- und Autonomiebestrebungen wurden am Donnerstag auch durch die Präsenz des Vizepremierministers Liu He als Chinas Verhandlungsführer im Streit mit den USA unterstrichen. In einem symbolischen Akt drückte Liu einen Startknopf für den Star Market an der Schanghaier Börse und deutete in einer kurzen Rede auf dem Lujiazui-Forum weitere “starke Maßnahmen” der Regierung zur Förderung von Finanzreformen und der Öffnung von Märkten an. Größere UnabhängigkeitLiu betonte in indirekter Bezugnahme auf den Handelsstreit, dass sich in China im Zuge eines wachsenden außenwirtschaftlichen Drucks neue Energie entfalten werde, um sich im Bereich der Technologie- und Innovationsförderung stärker unabhängig zu machen.Liu, der in der politischen Hierarchie auch in einer Rolle als übergeordneter Reformkoordinator und Finanzstabilitätswächter fungiert, versicherte zudem, dass Chinas Finanzregulatoren weitere Beiträge zur Unterstützung der Wirtschaft und einer üppigen Liquidität im Finanzsystem leisten würden.Chinas Zentralbankpräsident Yi Gang deutete auf dem Lujiazui-Forum indirekt weitere Öffnungsschritte bei den Derivatemärkten an. Schanghai müsse sich zu einem Zentrum für das Risikomanagement von Yuan-denominierten Finanzaktiva entwickeln. Gegenwärtig monieren ausländische Investoren, die inzwischen breiteren Zugang zu Chinas Festlandbörsen haben, unzureichende Hedgingmöglichkeiten via Derivatetransaktionen auf dem Festland.Laut CSRC-Chef Yi Huiman sollen internationale Investoren in Zukunft über das als Handelsbrücke zwischen Finanzplatz Hongkong und den Festlandbörsen in Schanghai und Shenzhen fungierende Stock Connect System auch einen Handelszugang zu ausgewählten Werten des neuen Star Market erhalten. China strebe auch eine stärkere ausländische Partizipation im heimischen Bondmarkt an und werde weitere Maßnahmen ergreifen, um die Emission von sogenannten Panda-Bonds (in China gehandelte Yuan-Anleihen von ausländischen Emittenten) anzuregen. Auch wolle der CSRC die Restriktionen für ausländische Banken in China lockern, Fund Custody Services, also Wertpapierverwahrungsdienste für Fondsklientel, anzubieten.