Vorsichtige Prognose für 2025

FlatexDegiro verfolgt ambitionierte Mittelfristziele

Mit einem Bündel an Maßnahmen will der neue FlatexDegiro-Chef Oliver Behrens das Umsatzwachstum beim Broker ankurbeln. 2025 wird ein Übergangsjahr, mittelfristig werden signifikante Verbesserungen in Aussicht gestellt.

FlatexDegiro verfolgt ambitionierte Mittelfristziele

FlatexDegiro hat ambitionierte Ziele

Neuer CEO Oliver Behrens peilt Gewinn von 200 Millionen Euro für 2027 an

bg Frankfurt

FlatexDegiro hat im abgelaufenen Geschäftsjahr mit Rückenwind vom Zinsergebnis einen Rekordgewinn von 112 Mill. Euro (+55%) erzielt und damit die Prognosen übertroffen. Der Ausblick des neuen CEO Oliver Behrens für das laufende Geschäftsjahr fällt allerdings verhalten aus: In Aussicht gestellt werden um 5% steigende oder fallende Erlöse sowie ein Nettogewinn in einem Korridor von plus 10% im besten Fall sowie einem Minus von 5% im schlimmsten Fall. Während das Provisionsergebnis bei einem Kundenwachstum von mindestens 10% höher erwartet wird, stehen bei den Zinserträgen Einbußen an. Auf der Kostenseite sind schnelle Maßnahmen möglich: Mindestens 10 Mill. Euro sollen allein bei den Verwaltungskosten herausgenommen werden.

Bestandskunden aktivieren

Vor dem Hintergrund der neuen Mittelfristziele dürfte 2025 für den Frankfurter Broker ein Übergangsjahr sein. Denn Behrens stellte auf der Jahrespressekonferenz in Aussicht, dass die Erlöse bis 2027 auf 650 Mill. Euro (+30% zur Basis 2024) und der Nettogewinn auf rund 200 Mill. Euro anwachsen sollen. Für den Weg dahin hat Behrens strategische Weichenstellungen formuliert: So soll das bestehende Geschäft ausgebaut werden, und das nicht nur über Neukunden, sondern auch über die Aktivierung von bestehenden Kunden, die bislang wenig oder gar nicht handeln.

Kryptohandel ausbauen

In den wesentlichen sechs europäischen Wachstumsmärkten will FlatexDegiro ihre lokale Präsenz ausbauen, um Trends besser zu erkennen und schneller umzusetzen. Schließlich soll die Verwendung von Kundeneinlagen optimiert werden, wofür geplant sei, künftig auch Festgeldanlagen anzubieten. Das verbessert den Umsatzmix.

Darüber hinaus soll das Produkt- und Dienstleistungsangebot ausgebaut und diversifiziert, das Angebot im Brokerage auch für eine weniger Trading-affine Klientel erweitert werden – Sparpläne und der Handel von Aktienbruchteilen seien „anfassbarer als ein Fonds“. Der Handel mit Kryptowerten soll nach der Markteinführung in Deutschland Ende 2024 in den kommenden Monaten in allen wesentlichen Märkten des Konzerns angeboten werden. Über Degiro sind die Frankfurter in ganz Europa präsent.

Auch sollen Degiro-Kunden künftig ihre Wertpapiere verleihen und daraus zusätzliche Erträge erzielen können – das hatte der alte Konzernchef Frank Niehage schon vor Jahren in Aussicht gestellt. Jenseits des Brokerage will Behrens das „Business Process Outsourcing“ ausbauen und dabei anderen Banken Dienstleistungen im Bereich des Einlagengeschäfts anbieten, also Banking-as-a-Service. Zudem soll die operative Effizienz gesteigert und dazu die Harmonisierung der IT-Plattformen abgeschlossen werden, die organisatorische Komplexität reduziert und die Kosten konsequent gemanagt werden.

4 Millionen Kunden bis Ende 2027

Bei der Kundenzahl wurde per Ende Dezember die Marke von 3 Millionen überschritten, wobei Behrens und CFO Benon Janos sich vorstellen können, bis Ende 2027 die Schwelle von 4 Millionen zu erreichen. „Im Januar haben wir 60.000 Kunden für uns gewinnen können, da befinden wir uns auf gutem Weg zum Ziel“, so Behrens. Er zeigte sich auch offen für Zukäufe. „Da halten wir die Augen offen, aber es lassen sich nur Synergien heben, wenn das über eine einheitliche IT-Plattform laufen kann – und da erledigen wir grad unsere Hausaufgaben.“

Zudem habe FlatexDegiro die Bewertungslücke zu den Peers gerade erst geschlossen, womit die eigene Aktie für eventuelle Transaktionen besser einzusetzen wäre. Behrens macht nicht den Eindruck, als ob ein schneller M&A-Deal anstünde. Man schaue auch erst einmal, wie sich die Offerte für die Saxo Bank entwickele, für die im Oktober ein Bieterprozess in Gang gesetzt wurde.

Bunter Strauß an Maßnahmen

Aus dem bunten Strauß an Maßnahmen, die Einbußen auf der Zinsseite überkompensieren sollen, versprechen sich die FlatexDegiro-Vorstände am meisten von der Wertpapierleihe, die könne „erhebliche Einnahmen“ bringen. Auch beim Handel von Kryptowerten werde es noch drei bis vier weitere Produkte geben, wofür auch die beantragte Micar-Lizenz dienen kann. Man werde auch weitere Liquiditätsspender auf die Plattform holen, kündigt Behrens an. „Auch bei den Treasury-Aktivitäten können wir mit kleinen Maßnahmen, die über das Parken von Geldern bei den Notenbanken hinausgehen, mehr herausholen, ohne das Risikoprofil zu beeinträchtigen.“

Janos zufolge bewegt sich das Handelsniveau derzeit seitwärts – eine Einschätzung, die wohl Abwärtsrisiken Rechnung trägt und damit maßgeblich ist für den weiten Korridor bei der Prognose. Was die Vorstellung der Dividendenstrategie angeht, bittet das Führungsduo darum, ein wenig abzuwarten, werde die Kapitalplanung basierend auf den Maßnahmen erst in den kommenden Tagen finalisiert, so Behrens. „Ich bin erst sechs Monate da, bitte haben Sie ein klein wenig Geduld.“

Systematischer Ansatz

Für die Hauptversammlung wird der Wandel in eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) angestrebt, was das Handling mit den vielen Ländergesellschaften erleichtern sollte. Man verfolge bei den Auslandsmärkten „einen systematischen Ansatz“ und müsse dafür unter anderem steuerliche Aspekte beherrschen, um dem Kunden das Wertpapiergeschäft lokal zu erleichtern. Die mittelfristige Planung bezeichnet Behrens als „ambitioniert, aber erreichbar“. Schwerpunkt sei das Wachstum auf der Ertragsseite.

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