Streit bei FlatexDegiro geht weiter
Streit bei FlatexDegiro geht weiter
Großaktionär Förtsch setzt sich nur teilweise durch – Aufsichtsratschef Korbmacher bleibt trotz Nichtentlastung im Amt
lee Frankfurt
Die Aktionärsrevolte beim Online-Broker FlatexDegiro war nur teilweise erfolgreich. Großaktionär Bernd Förtsch gelang es am Dienstag auf der Hauptversammlung zwar, sich selbst per Gegenantrag in den Aufsichtsrat des Online-Brokers wählen zu lassen. Sein Ziel, den seit fast zehn Jahren amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Martin Korbmacher aus dem Amt zu jagen, verfehlte er indes.
Zahlreiche Unterbrechungen
Zuvor hatten diverse Aktionäre Zweifel an der ordnungsgemäßen Durchführung der Abstimmung, die sich daran entzündeten, dass diese auf der virtuellen Hauptversammlung ausschließlich über Stimmrechtsvertreter erfolgte. So kam etwa die Frage auf, ob zuvor überprüft worden sei, dass die Meldepflichten erfüllt wurden, die bei einem Überschreiten bestimmter Anteilsschwellen ausgelöst werden. Die von Stimmrechtsvertretern wahrgenommen Stimmrechte entsprachen Korbmacher zufolge etwas mehr als 31% des Aktienkapitals. Zusammen mit den per Brief abgegeben Stimmen waren demnach mehr als 70% des Kapitals vertreten.
Doppelt unter Druck
Der als Versammlungsleiter und Ziel der aktivistischen Attacke doppelt unter Druck stehende Korbmacher ließ die Übertragung der Veranstaltung immer wieder unterbrechen, um sich in Detailfragen abzusichern. Korbmacher unterstrich, dass die Gesellschaft alle Meldepflichten sorgfältig kontrolliert habe, insbesondere im Vorfeld der Hauptversammlung. Als er die Generaldebatte mit dieser Aussage abschloss, waren brutto mehr als sechs Stunden verstrichen.
Hörger bleibt draußen
Förtsch nahm die Wahl an, wie Korbmacher nach der Abstimmung sagte. Die künftigen Sitzungen des Kontrollgremiums werden den Kontrahenten dann wohl weitere Gelegenheiten geben, ihre Auseinandersetzung fortzuführen. Die Kandidatur des ehemaligen UBS-Deutschlandchefs Axel Hörger in den Aufsichtsrat hat sich erledigt, weil Korbmacher im Sattel geblieben ist.
„BaFin-Sonderprüfung heruntergespielt“
Nachdem er bereits den Rücktritt des ehemaligen Vorstandschefs Frank Niehage erfolgreich betrieben hatte, nahm der als Herausgeber von Anlegermagazinen tätige Förtsch kurz vor dem virtuellen Aktionärstreffen auch Korbmacher in die Zange. Sein Vorwurf: Er habe eine Sonderprüfung durch die Marktaufsichtsbehörde BaFin heruntergespielt. „Ein couragierter Aufsichtsratsvorsitzender hätte den Vorstand dazu angehalten, die Aufsichtsbehörden bereits frühzeitig über grobe Fehler in der Compliance zu informieren“, heißt es in dem Gegenantrag. Zudem habe er Niehage zu lange den Rücken gestärkt – gegen den Willen der Aktionäre.
Klatsche für Niehage und Chahrour
Offensichtlich stand der prominente Aktionär mit seiner Kritik nicht allein. Jedenfalls verweigerte die Mehrheit der vertretenen Anteilseigner Niehage und seinen ebenfalls ausgeschiedenen Stellvertreter Mohammed Said Chahrour die Entlastung. Und auch Korbmacher, der sich zuvor in einem Aktionärsbrief gegen die Kritik verteidigt hatte, watschte die Hauptversammlung auf diese Weise ab.
Vergütungssystem gekippt
Die Aktionäre beließen es nicht bei der Abrechnung mit dem alten Management. Förtsch gelang es, Marken zu setzen. Die Aktionäre kassierten neben dem Vergütungsbericht für das vergangene Jahr auch das vorgeschlagene Vergütungssystem und den Aktienoptionsplan.
Die Aktionärsrevolte bei FlatexDegiro war nur teilweise erfolgreich. Großaktionär Bernd Förtsch schaffte es in den Aufsichtsrat, verfehlte aber das Ziel, den Aufsichtsratsvorsitzenden zu stürzen. Kontroversen um die Abstimmungsmethoden und Vorwürfe gegen das Management prägten die sechsstündige Hauptversammlung.