Fondsadministratoren in Luxemburg gefragt

Populärer Standort behauptet seinen Platz souverän

Fondsadministratoren in Luxemburg gefragt

Es kommt eben doch oft anders als gedacht. Noch vor zehn Jahren herrschte die allgemeine Erwartung, dass die Anzahl der in Luxemburg ansässigen Fondsadministratoren – auch Zentrale Verwaltungsgesellschaften genannt – stagnieren oder gar leicht zurückgehen wird. Nun hat eine völlig entgegengesetzte Marktentwicklung stattgefunden. So stieg die Zahl der Zentralen Verwaltungsgesellschaften von 68 im Dezember 2005 auf 159 im März 2016, eine Zunahme von über 130 %. Stagnation ist GeschichteDie Aufgaben eines luxemburgischen Fondsadministrators regeln zum größten Teil zwei Gesetze – das Luxemburger Gesetz für Organismen für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren (OGAW-Gesetz) sowie das Spezialfondsgesetz (SIF-Gesetz). Daraus lassen sich die üblichen Tätigkeiten ableiten: die Berechnung des Nettoinventarwertes, die Aufbewahrung und Zurverfügungstellung der Konten, die Ausführung der Zeichnungen und Rücknahmen von Fondsanteilen und Aktien, die Ausgabe des Verkaufsprospekts und Jahresberichts sowie Veröffentlichungen von Mitteilungen und Berichten.Die Gründe für eine Stagnation der Anzahl der Fondsadministratoren, die vor zehn Jahren von den meisten Marktteilnehmern angeführt wurden, sind vielfältig. Insbesondere ein Faktor galt damals als besonders einflussreich: die Erhöhung des Wettbewerbs unter den Fondsadministratoren und eine damit einhergehende Verringerung der Margen. Verminderte Margen sollten den Markt einerseits für einige Administratoren unattraktiv machen und dadurch bereinigen. Andererseits sollte die Wettbewerbserhöhung kleine Fondsadministratoren zum Fusionieren zwingen. Es wurde angenommen, dass in einem derartigen Marktumfeld das Ausnutzen von Skaleneffekten von besonderer Bedeutung sein wird.Doch woran liegt es, dass sich die Prognose von damals nicht bewahrheitet hat? Hintergrund dieser Entwicklung ist vermutlich die anhaltende Nachfrage von spezialisierten Vermögensverwaltern, die Nischenprodukte im alternativen Fondsbereich lancieren. So hat sich die Anzahl der Immobilienfonds in den letzten drei Jahren um 65 auf 309 erhöht, eine Zunahme um 26 %. Auch im Bereich Private Equity war mit 50 lancierten Fonds und einer Steigerungsrate von 23 % ein ähnlicher Trend zu erkennen.Somit besteht seit Jahren also ein Bedarf an spezialisierten Nischen-Fondsadministratoren, die Assetklassen wie Immobilienfonds, Private Equity, Debt oder Infrastruktur abbilden können. Hingegen übernehmen die großen, globalen Player Marktanteile bei den traditionellen Assetklassen. Mittlerweile kommt es zu Konsolidierungen durch Zukäufe und Verschmelzungen in diesem Bereich, was einem noch stärkeren Anstieg von Zentralen Verwaltungsgesellschaften entgegenwirkt. Im Gegenzug ist die Anzahl der Depotbanken relativ stabil geblieben, sie wuchs in den Jahren 2005 bis 2015 von 63 auf 71, wobei bis 2012 keine Steigerung in der Anzahl der Institute stattfand. Hintergrund für das Plus in den letzten vier Jahren dürfte wohl die Einführung der AIFMD-Richtlinie sowie die Nachfrage nach Spezialisierung sein. Europäische AIFM-RichtlinieDie europäische AIFM-Richtlinie reguliert die Manager von alternativen Investmentfonds (AIF). Hiervon sind alle Manager offener und geschlossener Fonds betroffen, soweit diese nicht bereits durch die OGAW-Richtlinie reguliert sind. Dabei müssen AIF nicht notwendigerweise klassische Depotbanken und Kreditinstitute im herkömmlichen Sinne als Verwahrstelle ernennen. Die Verwahrstelle unterliegt besonderen Verhaltens- und Organisationspflichten, die der Einhaltung eines hohen Anlegerschutzes dienen sollen. Sie ist streng getrennt von der Verwaltungsgesellschaft.Die Funktion als Depotbank eines AIF kann zum Beispiel auch von einer Treuhandgesellschaft übernommen werden. Einige dieser Luxemburger Treuhänder haben davon auch Gebrauch gemacht und ihre Lizenz in den vergangenen drei Jahren entsprechend erweitert. Bezüglich Zahlungsverkehr oder Verwahrung von übertragbaren Wertschriften oder Geld arbeiten sie dennoch weiterhin mit Kreditinstituten zusammen. Wird ein Treuhänder als Verwahrstelle für einen geschlossenen AIF benannt, kommen zusätzliche Anforderungen bezüglich Qualifikation ins Spiel.Interessanterweise ist dieser Trend aber nicht in allen Fondsdomizilen zu beobachten. So ist zum Bei-spiel in Irland die Anzahl der Fondsadministratoren in den zurückliegenden zehn Jahren gesunken. Ebenso war in Liechtenstein eine Konsolidierung zu verzeichnen. Innerhalb der letzten zehn Jahre ist die Anzahl der dort tätigen Verwaltungsgesellschaften laut der Finanzmarktaufsicht in Liechtenstein von 27 auf 17 gesunken. Dagegen war in Deutschland ein Wachstum von 79 Kapitalanlagegesellschaften (KAG) im Jahr 2005 auf 138 Kapitalverwaltungsgesellschaften (KVG) im Jahr 2015 festzustellen – und damit ein Anstieg von knapp 75 %. Hier wurden nach Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) im Juli 2013 aus den bisherigen KAG sogenannte KVG. Innovativer NischenanbieterLuxemburg hat durch diese Entwicklungen seinen Platz als weltweit zweitgrößter Fondsstandort souverän behauptet und gefestigt. VP Fund Solutions sieht sich in ihrer erfolgreichen Strategie als innovativer Nischenanbieter bestätigt und hält mit den dynamischen Entwicklungen des Marktes stets Schritt. Seit 1988 in Luxemburg vertreten, wird VP Fund Solutions als Fondskompetenzzentrum der VP Bank Gruppe ihren Kunden auch in Zukunft prozesssichere und modernste Dienstleistungen der Wertschöpfungskette eines Fonds zur Verfügung stellen.—Eduard von Kymmel, Head of VP Fund Solutions