Fondsbranche kämpft um das Vertrauen der Anleger

Anbieter leiden unter der Regulierungsflut, erkennen darin aber auch Unterstützung für die eigenen Ziele

Fondsbranche kämpft um das Vertrauen der Anleger

sto Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche wird so schnell nicht das verloren gegangene Vertrauen der Anleger zurückgewinnen. Die Regulierungsflut, unter der die Branche ächzt, kann aber durchaus hilfreich sein, das Image der Fondsanbieter in der Bevölkerung zu verbessern. Diese Ansichten vertraten Teilnehmer einer Podiumsdiskussion in Frankfurt. Die Vertreter verschiedener Asset Manager appellierten gleichwohl an Politik und Aufsicht, bei der Regulierung mehr Augenmaß zu wahren.Das Vertrauen der deutschen Privatkunden in die Fondsbranche war durch die Finanzkrise und die wiederholten Markteinbrüche seit der Jahrtausendwende zerrüttet worden. Dies hatte der Fondsbranche in den vergangenen Jahren immer wieder heftige Mittelabflüsse eingebrockt. Derzeit geht es dank der Rekordfahrt an den Börsen allerdings wieder aufwärts, die Gesellschaften melden Milliardenzuflüsse.”Doch das Vertrauen der Anleger haben wir noch nicht zurückgewonnen, das ist ein Generationenthema und ist nicht mit fünf Jahren Marketing ausgebügelt”, betonte Michael Buchholz, stellvertretender Leiter Privatkundengeschäft Deutschland der britischen Fondsgesellschaft M & G International Investments. Die Branche müsse der Öffentlichkeit gegenüber besser den Mehrwert transportieren, den Fonds imstande wären zu leisten, forderte er. Die Leistung der Fondsbranche besteht seiner Ansicht nach darin, dem Sparer vorrechnen zu können, welche Summe X er ansparen muss, um seinen Lebensstandard im Alter halten zu können, und dafür auch kostengünstige Lösungen im Angebot zu haben.Statt solche Konzepte für die Altersvorsorge anzubieten, seien viele Asset Manager aber eher in ihre eigenen Produkte und Themenfonds verliebt, räumte Buchholz selbstkritisch ein. Auch würde dem Kunden gegenüber zu intensiv über die Aufteilung des Portfolios gesprochen. “Das interessiert den Kunden nicht, er will nur wissen, was er von dem Produkt hat, und nicht dessen Bestandteile kennen, wie er auch nicht die Zutaten einer Anti-Aging-Creme im Einzelnen kennen möchte.” “Einfacher werden””Wir dürfen uns nicht in Details und komplizierten Produkten verlieren, wir müssen einfacher werden”, pflichtete ihm Uwe Diehl, Leiter Vertrieb Deutschland bei Axa Investment Managers, bei. Entscheidend sei auch, dass es der Branche gelinge, den Privatkunden von der Notwendigkeit zu überzeugen, die Fondsanlage langfristig zu betrachten. Sonst würde weiter jeder Börsenabsturz zum Anlass genommen, wieder aus den Investments zu flüchten, hieß es auf dem Podium übereinstimmend.Unisono beklagten sich die Diskussionsteilnehmer über die Regulierungsflut aus Brüssel oder Berlin, die – zum Teil auch noch widersprüchlich – die Branche mit immer höheren Kosten überziehe. “Die Regulierung ist für uns ein Kreuz, doch dadurch werden die Fonds zu den sichersten und bestregulierten Finanzprodukten, das ist auch ein Vorteil für unsere Branche”, wandte Julien Zimmer, Generalbevollmächtigter Investmentfonds der DZ Privatbank, ein. Ähnlich sieht das Heike Fürpaß-Peter, Leiterin Public Distribution Deutschland und Österreich bei Lyxor Asset Management: “Wir müssen unseren Zusatzaufwand als Investition verstehen, denn wenn die Anleger sehen, dass sich die Regulierer um die Sicherheit der Fonds kümmern, werden sie den Produkten vielleicht wieder vertrauen.”Es gibt durchaus Gesetzesvorhaben, mit denen die Branche – nachdem es Anpassungen an die Wünsche der Fondsanbieter gab – zufrieden ist, wie das Kapitalanlagegesetzbuch (KAGB). “Es ist positiv, dass nun alle Fonds gleichermaßen reguliert werden und die Geschäftsmodelle dementsprechend vereinheitlicht werden müssen”, sagte Achim Pütz, Vorsitzender des Bundesverbandes Alternative Investments (BVAI). Das KAGB setzt die EU-Richtlinie für alternative Fonds AIFM um, wodurch erstmals auch geschlossene, Hedge- oder Private-Equity-Fonds streng reguliert werden.Der Aufwand für die AIFM-Richtlinie sei indes immens, stellte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Investment und Asset Management (BVI), Thomas Richter, klar. Für die knapp 80 BVI-Mitgliedsgesellschaften bedeute dies, etwa 900 000 Seiten Papier füllen zu müssen wegen der neuen Zulassungsanträge, Anlagebedingungen, Vertriebsanzeigen oder Berichtspflichten, rechnete er vor. “Regulierung ja, aber bitte mit Augenmaß und sachgerecht, und es kann nicht sein, dass durch die steigenden Kosten die Renditen der Fonds und damit für die Anleger vernichtet werden”, appellierte Richter an die Politik. Zudem dürfte die Haltbarkeit der Gesetze nicht immer kürzer werden und eine EU-Richtlinie die nächste jagen. Damit fehle der Fondsbranche Planungs- und Rechtssicherheit. In puncto vergleichbare Regulierung für alle Finanzprodukte hinke Deutschland “Lichtjahre hinterher”, monierte er in Anspielung auf die bestehenden Steuervorteile bei Lebensversicherungen.