Finanzvertrieb

Fondsbranche lenkt Zuflüsse in wenige Produkte

Das Fondsangebot ist riesig, doch ins Schaufenster schafft es nur eine kleine Auswahl, legt eine Analyse des Fondsverbands BVI nahe. Die meisten Wertpapierfonds verlieren Mittel.

Fondsbranche lenkt Zuflüsse in wenige Produkte

jsc Frankfurt

Die deutsche Fondsbranche konzentriert sich im Vertrieb auf wenige Produkte: Obwohl sie in Deutschland mehrere Tausend Publikumsfonds im Angebot hat, fließen die neu angelegten Mittel besonders häufig in die jeweils fünf größten Fonds je Produktkategorie, wie der deutsche Fondsverband BVI in seinem gerade erschienen Jahrbuch aufschlüsselt. Die Konzentration ist so stark, dass jeweils etwas mehr als die Hälfte aller Vehikel in den drei Kernsegmenten der Aktien-, Misch- und Rentenfonds unterm Strich Abflüsse verzeichnet – obwohl insgesamt ein Absatzplus von 32 Mrd. Euro unterm Strich stehen blieb. „Das insgesamt positive Neugeschäft in vielen Segmenten spiegelte sich in der Breite des Marktes also nicht wider“, schreibt der Verband.

Besonders ausgeprägt ist die Konzentration bei den Mischfonds, die vielfach für das Massengeschäft mit privaten Sparern aufgelegt werden. Hier stechen zwei Adressen hervor: Flossbach von Storch mit zwei Varianten des Milliardenfonds „Multiple Opportunities“ sowie Union Investment mit den durchweg nachhaltigen Varianten von „UniRak“, „UniRak konservativ“ und „Privatfonds“. Der über viele Jahre ebenfalls starke „Concept Kaldemorgen“ der DWS indes verzeichnete im zurückliegenden Jahr Nettomittelabflüsse. Heterogen ist die Kategorie der Aktienfonds, wo Allianz Global Investors mit Fonds für chinesische Festlandaktien und für Künstliche Intelligenz herausragt, während Deka Investment mit dem „DividendenStrategie“ ein klassisches Massenprodukt groß gemacht hat und die DWS mit ETFs Milliarden eingesammelt hat.

Bereits im Vorjahr hatte mehr als die Hälfte der Fonds in den jeweiligen Kategorien unterm Strich Abflüsse verzeichnet, obwohl das Fondsgeschäft insgesamt Milliardensummen einbrachte. Die Konzentration im Fondsgeschäft nimmt somit tendenziell zu. Zwar ist der Markt heterogen und insbesondere der Absatz geldmarktnaher Rentenfonds sowie von ETFs ist volatil und für Fondsanbieter nur bedingt steuerbar. Im Vertrieb an private Sparer, wo es auf die Verlässlichkeit großer Vertriebsnetze und auf Bestandsprovisionen ankommt, üben die Gesellschaften aber noch mehr Kontrolle aus. Durch Steuerung der Zuflüsse können Fondsgesellschaften also einigermaßen planen, welche Vehikel groß werden – und welche Produkte auf der hinteren Reihe im Sortiment an Bedeutung verlieren.

Viel Hin, viel Her

Fonds lassen sich einerseits rasch mit Milliardensummen füllen, können aber auch schnell Mittel verlieren: Bezogen auf die Absatzzahlen deutscher Fonds im Mai fließt aus Publikumsfonds hochgerechnet pro Jahr rund 11% der Fondssumme ab, während umgekehrt 18% zufließen, wie Daten der Deutschen Bundesbank zeigen. Auch für Spezialfonds ergeben sich hohe Mittelflüsse. Auf Sicht von vielen Jahren haben die Zu- und Abflüsse in deutsche Fonds aber relativ betrachtet an Gewicht verloren­.

Allerdings prägen mittlerweile ETFs den Fondsmarkt wesentlich. In der Fondsstatistik lassen sich Zu- und Abflüsse nur ungenau erfassen, weil der Handel an der Börse selbst eine Zuordnung zu bestimmten Anlegergruppen nicht erlaubt. Rund 22% des Publikumsfondsvermögens deutscher Anleger entfallen bereits auf ETFs, schätzt der Verband.