Fondsbranche weiter im Höhenflug

Rekordzufluss von netto 109 Mrd. Euro im ersten Halbjahr - Mischfonds gefragt

Fondsbranche weiter im Höhenflug

jsc Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche hat nach einem ungewöhnlich starken Startquartal auch bis zur Jahresmitte ihre Erfolgsfahrt fortgesetzt: Nachdem deutsche Anleger den Gesellschaften bereits von Januar bis März netto 72,2 Mrd. Euro anvertraut hatten, kamen bis Ende Juni weitere 36,4 Mrd. Euro hinzu, berichtet der deutsche Fondsverband BVI am Donnerstag. Mit den insgesamt knapp 109 Mrd. Euro erreicht die deutsche Branche damit im ersten Halbjahr einen Absatzrekord und hat beinahe schon den Wert für das Gesamtjahr 2014 erreicht, als netto rund 116 Mrd. Euro zusammenkamen. Die Fondsbranche erzielt seit dem Ende der Finanzkrise Jahr für Jahr einen positiven Nettoabsatz und profitierte insbesondere 2010 und seit 2012 von einer starken Nachfrage der Anleger. Auch anderswo in Europa verlief der Fondsverkauf zuletzt gut.Getragen wird das Geschäft in Deutschland dabei vor allem von institutionellen Investoren, die ihre Mittel in Spezialfonds anlegen. Von den rekordhohen 69,9 Mrd. Euro, die deutsche Anleger dabei netto in die Hände der Fondsmanager legten, stammt 30,6 Mrd. Euro von Versicherern, die per Ende Juni bereits 519 Mrd. Euro in Spezialfonds verwalten lassen und damit weit mehr als jede andere Investorengruppe. In zweiter Reihe zählen neben Altersvorsorgeeinrichtungen zunehmend auch produzierende Unternehmen inklusive Industriestiftungen zu den bedeutenden Investoren, gefolgt von Banken.Erfreulich aus Sicht der Fondsgesellschaften dürfte auch das Geschäft mit Publikumsprodukten sein, die sich sehr häufig an private Sparer richten: Mit netto 43,3 Mrd. Euro in der ersten Jahreshälfte lässt die Branche die hohen Halbjahreswerte um die Jahrtausendwende hinter sich, als private Sparer ihr Geld in Aktienfonds anlegten. Aktien gewinnen an GlanzMit netto 23,8 Mrd. Euro entfällt das Neugeschäft heute überwiegend auf Mischfonds, wo zuletzt neben ausgewogenen und defensiven Varianten auch aktienbetonte Produkte gefragt waren. Die Branche profitiert davon, dass die Anleger im Niedrigzinsumfeld nach Alternativen zu kaum verzinsten Einlagen suchen und nun auch Aktien wieder vermehrt in den Blick nehmen. Auch reine Aktienfonds sind daher mit netto 6,2 Mrd. Euro kein Ladenhüter mehr, nachdem in der ersten Hälfte des Vorjahres unterm Strich Abflüsse verzeichnet wurden. Starke Bewegungen registriert der BVI bei börsengehandelten Indexfonds (ETF), mit denen Investoren kurzfristig in Märkte ein- und aussteigen können.Gesteuert wird das Geschäft mit den privaten Sparern weiterhin vor allem von vier Gesellschaften: Allianz Global Investors, der zur Deutschen Bank gehörenden Deutschen Asset & Wealth Management, der DekaBank der Sparkassen und von Union Investment auf Seiten der genossenschaftlichen Institute. Auf die vier Adressen entfallen mit netto 37,0 Mrd. Euro rund 85 % der Zuflüsse im Publikumssegment inklusive offener Immobilienfonds. Während die Fondshäuser von Allianz und Deutscher Bank dabei vor allem mit Wertpapierfonds Milliardensummen einsammelten, vereinnahmt Union Investment den Löwenanteil im Geschäft mit offenen Immobilienfonds, die in der ersten Jahreshälfte insgesamt auf netto 1,9 Mrd. Euro kamen. Zusammen verwalten die vier Gesellschaften in Publikumsfonds ein Vermögen deutscher Anleger von 620 Mrd. Euro, rund 71 % des Gesamtbestandes von 877 Mrd. Euro. Im Geschäft mit privaten Sparern sind deutlich höhere Margen üblich als in dem wettbewerbsintensiven Segment mit institutionellen Anlegern. Zum Teil legt die Fondshäuser aber auch Publikumsfonds für institutionelle Kunden auf, die in der Statistik nicht gesondert erfasst werden.Das Spezialfondsgeschäft ist etwas heterogener, doch dominieren auch hier große Adressen. So sammelte etwa Universal-Investment im ersten Halbjahr netto 8,6 Mrd. Euro mit Wertpapierspezialfonds ein. Die Gesellschaft ist in den zurückliegenden Jahren rasant gewachsen und zählt mittlerweile zu größten Gesellschaften (siehe Bericht auf Seite 5). Mit jeweils 11,6 und 7,8 Mrd. Euro zählen auch HSBC Trinkaus & Burkhardt und Helaba Invest zu den wichtigen Spielern in dem Segment. Bestand sinktInsgesamt verwaltet die deutsche Fondsbranche für deutsche Anleger per Ende Juni 2,57 Bill. Euro. Davon liegt gut die Hälfte mit 1,31 Bill. Euro in Spezialfonds inklusive Immobilienprodukte. Trotz der hohen Zuflüsse war der Vermögensbestand im Juni leicht rückläufig, da die Börsenkurse insgesamt nachgaben.