Fondskosten lassen Anleger kalt

In Europa wirkt sich Preis kaum auf Verkaufszahlen aus - In USA reagieren Sparer hingegen sensibel

Fondskosten lassen Anleger kalt

Die Regeln des Fondsvertriebs sind ausschlaggebend dafür, wie sensibel Anleger auf Preise reagieren. Das legt ein Vergleich zwischen Europa und den USA nahe, den das Analysehaus Morningstar zieht. Bisher haben die Kosten in Europa kaum einen Effekt auf das Anlegerverhalten.jsc Frankfurt – Anleger in Europa lassen sich von Fondskosten bislang nicht beeinflussen: Während in den USA die Nettomittelzuflüsse in den Keller gehen, sofern die Kosten eines Fonds deutlich steigen, ist in Europa kaum ein Zusammenhang erkennbar, wie die Analysegesellschaft Morningstar in der Untersuchung “What Factors Drive Investment Flows?” berichtet. So fallen die monatlichen Zuflüsse bei Aktienfonds in den USA um netto 0,93 Prozentpunkte ab, wenn die Kosten um eine Einheit – um eine Standardabweichung, ein gängiges statistisches Maß – steigen. In Europa bleiben die Nettomittelflüsse indes mit einem Plus von 0,02 Prozentpunkten praktisch unverändert. Ein ähnliches Ergebnis zeigt sich auch bei Rentenfonds. “Viele Fondsvertreter dürfte dieser Umstand freuen”, schreibt Morningstar, “Anleger sollte es dagegen bedenklich stimmen.”Bei den Fondskosten zählen verschiedene Effekte. Einerseits dürften Anleger auf höhere Kosten auch hierzulande abweisend reagieren. Doch da sich andererseits aus den Kosten auch Vertriebsprovisionen speisen, werden höhere provisionierte und damit teurere Produkte womöglich öfter zum Verkauf angeboten. Die USA sind für eine hohe Transparenz und einen harten Wettbewerb bekannt. Auch zahlen dort Anleger häufig separat für eine Finanzberatung, so dass die Kosten nicht beim Fonds anfallen. Die Produkte sind in den USA somit vergleichsweise billig. Mehr Rendite, mehr ZuflüsseIn Europa könnten neue Transparenzregeln im Zuge der EU-Finanzmarktrichtlinie Mifid II ebenfalls den Wettbewerb anheizen. Allerdings sind Kosten allein nicht entscheidend, wie Fondsmanager sagen. Vielmehr zähle die Rendite, die nach Abzug der Kosten erzielt wird – und die wirkt sich diesseits wie jenseits des Atlantiks positiv auf die Nettomittelzuflüsse aus, wie der Bericht zeigt.Ebenfalls positiv schlägt sich offenbar der Verbleib des Fondsmanagers in den Zahlen nieder. Um geschätzt 2,5 Prozentpunkte höher liegen die monatlichen Nettomittelzuflüsse, wenn der dienstälteste Fondsmanager schon seit 15 Jahren und nicht erst seit wenigen Tagen am Ruder ist (siehe Grafik). Offen bleibt dabei allerdings, ob der Zusammenhang auch umgekehrt erklärbar ist, also ob typischerweise ein neues Fondsmanagement eingesetzt wird, wenn sich das Produkt gerade schlecht verkauft. Das Fondsvolumen wirkt sich ebenfalls negativ auf die Nettomittelflüsse aus. Das liegt laut Morningstar daran, dass prozentuale und nicht absolute Zuwächse betrachtet werden – auch ein großer Fonds kann also, absolut betrachtet, stark wachsen. Die Autoren haben sich Nettomittelflüsse in den USA von 2003 bis 2014 angesehen, in anderen Regionen ab 2008. Die Nettomittelflüsse haben die Analysten auf Grundlage der Größe und Wertentwicklung des Fonds geschätzt. Börsengehandelte Indexfonds (ETF) waren nicht Teil der Untersuchung.