Fondsmanager, die bei der Auswahl ihrer Titel besonders auf deren Nachhaltigkeit achten, stecken in einer Zwickmühle. Fonds sind umso stärker überbewertet, je besser das Nachhaltigkeitsprofil des Fonds ist. Die Überbewertung wird an elf Bewertungsanomalien festgemacht wie Assetwachstum, Momentum-Effekt und Netto-Aktienemissionen. „Wenn das eigene Portfolio schlechter abschneidet als die Benchmark (aufgrund der Auswahl überbewerteter Titel), dann wird dies üblicherweise als ein Zeichen für eine schlechte ,Selektionsfähigkeit‘ des Portfoliomanagers interpretiert“, fasst Christina E. Bannier, Professorin für Banking & Finance an der Justus-Liebig-Universität Gießen, ein zentrales Ergebnis einer Studie zusammen. Sie erschien am 24. Mai in den Finance Research Letters: „The sustainability trap: Active fund managers between ESG investing and fund overpricing.“ Bannier ist dort Mitautorin.

Dieses „Nachhaltigkeits-Dilemma“ wird zwar anhand von 1559 aktiv gemanagten Aktienfonds in den USA im Zeitraum 2006 bis 2016 aufgezeigt, doch meint Bannier, das Ergebnis werde für europäische bzw. deutsche Fonds kaum anders sein, „denn der zugrundeliegende Kanal bleibt identisch und könnte in Europa sogar noch stärker ausgeprägt sein“. Um dem Dilemma zu entgehen, fordert die Studie einen holistischeren Ansatz bei der Beurteilung. Der Maßstab „Überbewertung aktiver Fonds“ (Active Fund Overpricing/AFO) müsse mit den jeweiligen Nachhaltigkeitszielen der Investoren kombiniert werden. Zukünftige Forschungen sollten sich näher mit dem Zieldreieck Fondsfehlbewertungen, Fondsnachhaltigkeit und Fondsrendite beschäftigen. Dabei müsse es vor allem darum gehen, die Fähigkeiten der Fondsmanager beim Verständnis und bei der Umsetzung der Kundenbedürfnisse herauszuarbeiten.