Fondssiegelmacher ruft nach Marktlösung für Vertrieb
jsc Frankfurt – Der Fondssiegel-Verantwortliche des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) lehnt eine staatlich verordnete Nachhaltigkeitsdefinition für Finanzprodukte ab. Sobald die geplante EU-Vorgabe, private Sparer im Beratungsgespräch nach ihrer Haltung zur nachhaltigen Geldanlage zu befragen, in der Praxis umgesetzt sei, liege es an privaten Akteuren, belastbare Informationen bereitzustellen, sagte Roland Kölsch, Geschäftsführer der zuständigen Tochter QNG, anlässlich der Verleihung des FNG-Siegels in einem Pressegespräch am Donnerstag in Frankfurt. Es sei nicht Aufgabe des Staates, konkrete Vorschriften zu erlassen oder ein Siegel verpflichtend einzuführen. “Die Innovation muss aus dem Markt heraus kommen.” Verbände arbeiten an KonzeptBis die Vorgaben greifen, muss das EU-Regelwerk Mifid II ergänzt werden, so dass die Frage zur Nachhaltigkeit im Beratungsgespräch 2021 Realität werden könnte. Bisher ist unklar, welche Produkte daraufhin angeboten werden können. Bankenverbände, der Fondsverband BVI und der Zertifikateverband DDV arbeiten hierzulande an einem Konzept. Neben wirkungsorientierten Anlagen (Impact Investing) und ausdrücklich nachhaltigen Produkten, die Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien umsetzen (ESG), soll es nach Vorstellung der Verbände eine dritte Kategorie geben: eine Art Basisprodukt, das mehr Nachhaltigkeit als klassische Fonds bietet, aber die Schwelle der definierten ESG-Fonds nicht erreicht.Zu den Plänen äußerte sich Kölsch nicht, betonte aber, dass eine Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Risikomanagement ohnehin Stoßrichtung von Regulierern und Aufsehern sei, so dass es weiterreichende Kriterien geben müsse. Eine wichtige Rolle kommt dem Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung zu: In einem Thesenpapier vom Oktober hält das Expertengremium fest, dass ein Label den Zugang für Kunden vereinfachen könne. Konkrete Empfehlungen an die Bundesregierung sollen noch folgen.Das FNG-Siegel muss sich bereits heute etwa neben Bewertungen des Analysehauses Morningstar, der Initiative CDP und anderen Organisationen im EU-Ausland behaupten. Es setzt einige Ausschlusskriterien und beobachtet die Verfahren in einer Fondsgesellschaft. Zu den Anbietern, die für bestimmte Fonds Siegel mit den maximal möglichen drei Sternen erhalten haben, zählen die Triodos Bank, die christliche Steyler Ethik Bank, die österreichischen Adressen Raiffeisen und Erste sowie Union Investment mit Fonds für institutionelle Investoren. Derweil nehmen einige Anbieter nicht an dem Siegel teil, etwa die GLS Bank und die Fondsadresse Ökoworld. Die 105 ausgezeichneten Fonds erreichen ein Volumen von ungefähr 30 Mrd. Euro.