"Frankfurt ist nun mal eine hippe Stadt"
Vor zwölf Jahren hat die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) auf Initiative des hessischen Wirtschaftsministeriums zusammen mit Partnern das Projekt “Finanzplatz-Monitoring” gestartet. Damit wird jährlich systematisch die Marktstellung Frankfurts im Vergleich zu wichtigen Wettbewerbern untersucht. Ein besonderes Augenmerk gilt der Konkurrenz in London und Paris.- Frau Dr. Traud, wir wollen über Frankfurt im Wettbewerb der Finanzplätze sprechen. Was macht überhaupt einen Finanzplatz aus?Einen Finanzplatz definiere ich als die räumliche Konzentration von Finanzmarktakteuren. Also machen zunächst einmal die Akteure einen Finanzplatz aus, an erster Stelle Banken und Börsen. Zu den fünf zentralen und unverzichtbaren von insgesamt zwölf Wesens- beziehungsweise Erfolgskriterien, die wir 2006 in unserer ersten Finanzplatzstudie festgelegt haben, gehören ferner eine qualitativ hochwertige finanzbezogene Bildung und Forschung, das Anstoßen und Prägen von Branchentrends, das heißt letztlich die Innovationskraft, und schließlich die standortspezifischen Qualitäten.- Was sind diese standortspezifischen Qualitäten?Verkehrsinfrastruktur, Internationalität, Steuerbelastung, Kaufkraft, Verfügbarkeit von Büro- und Wohnraum, das kulturelle und das kulinarische Angebot, die Lebensqualität insgesamt und vieles mehr. Also eine bunte Mischung von Faktoren, deren Bedeutung und Gewichtung im Einzelnen sich im Laufe der Zeit ändern können.- Zu den Akteuren gehören ja beispielsweise auch die Notenbanken und – mit zunehmender Bedeutung – die Aufsichtsbehörden, aber auch die Dienstleister im Bankenumfeld wie Wirtschaftsprüfer, Anwälte und Berater aller Art. Wie wichtig sind diese Gruppen?Die Präsenz finanzbezogener Institutionen wie Zentralbanken und Aufsichtsinstanzen ist mitentscheidend für die Bedeutung eines Finanzplatzes. Ich würde sie mittlerweile zu den Kernkriterien zählen. Dort, wo diese Institutionen sind, gehen auch die großen Player hin. Ein kurzer Blick in die Geschichte: 1871 wurde das Deutsche Reich gegründet, und fünf Jahre später wurde Berlin Sitz der Reichsbank. Deshalb war Frankfurt bis 1948 als Finanzplatz mehr oder weniger abgemeldet. Doch das – im Vergleich zu London oder Paris – “kleine Städtchen” hat sich dann relativ schnell wieder zu einem bedeutenden Standort entwickelt, der es vor allem als Messe- beziehungsweise Handelsplatz schon Ende des 11. Jahrhunderts gewesen war. Auch diese historischen Wurzeln sind in ihrer Bedeutung nicht zu unterschätzen.- Und die finanzplatzorientierten Dienstleister wie Wirtschaftsprüfer und Berater?Ohne sie geht es nicht. Denken Sie beispielsweise auch an die Ratingagenturen oder an die Finanzpresse. Diese Dienstleister folgen bei ihren Standortentscheidungen natürlich den Hauptakteuren, aber sie gehören ganz klar zu den Faktoren, die einen Finanzplatz ausmachen.- Nun reicht es nicht, dass alle Erfolgskriterien gegeben oder erfüllt sind, wenn sich das in der Welt nicht herumspricht. Wirbt Frankfurt genug für seine Wettbewerbsvorteile?Die Eigenvermarktung ist zweifellos ein zusätzliches wichtiges Erfolgskriterium. Wenn ich auf 2006 zurückblicke, als wir bei der Helaba zusammen mit der Hessen Agentur, dem Center for Financial Studies (CFS) und der Frankfurt School das Finanzplatz-Monitoring gestartet haben: Damals gab es, anders als in London und Paris, noch kein koordiniertes Marketing für Frankfurt. Das hat sich grundlegend geändert. Und das Schöne ist: Alle Akteure in Frankfurt und Hessen ziehen derzeit an einem Strang. Die Zusammenarbeit funktioniert sehr gut. Das hängt offensichtlich in hohem Maße mit dem Brexit zusammen.- Alle Akteure ziehen an einem Strang, sagen Sie. Auch die Stadt Frankfurt?Ja, aber es war schon erstaunlich, dass der Wettbewerb der Finanzplätze gerade im Zusammenhang mit dem Brexit bei der Frankfurter Oberbürgermeisterwahl keine Rolle spielte, während Paris den Brexit-Bankern den roten Teppich ausrollt. Die Banken in Frankfurt tragen doch auch zum Steueraufkommen bei!- Sie erwähnten die Akteure in Frankfurt und Hessen, aber nicht den Bund.Ich sehe auch aus Berlin in jüngster Zeit positive Signale, würde dem Finanzplatz Frankfurt aber noch deutlich mehr Unterstützung seitens der Bundesregierung wünschen. Und zwar in dem Sinne, dass klar kommuniziert wird: Die Finanzbranche ist nichts Böses, sondern ein unverzichtbarer Teil unserer Volkswirtschaft. Mit der wertenden Trennung zwischen “Realwirtschaft” und dem Rest konnte ich ohnehin noch nie etwas anfangen. Dem einen Teil des Ganzen geht es nicht besser, wenn der andere Teil von politischen oder sonstigen Interessengruppen abgelehnt wird. Die Botschaft muss deshalb eindeutig lauten: Deutschland braucht auch einen handlungsfähigen, leistungs- und ertragsstarken Finanzsektor, und Berlin macht sich für Frankfurt stark. – Dazu passt es aber nicht, die Abgeltungsteuer abschaffen, also Kapitalerträge höher besteuern zu wollen und die Einführung einer Finanztransaktionssteuer zu planen.Natürlich passt das nicht, zumal eine Finanztransaktionssteuer volkswirtschaftlich wie finanzpolitisch keinen Sinn ergibt. Wie bei allen Steuern besteht auch bei dieser ein Widerspruch zwischen fiskalischen und Lenkungszielen. Dämmt sie die Transaktionen ein, kommt für den Fiskus kein Geld herein. Das Ziel Finanzmarktstabilität ist sicherlich löblich, aber dazu kann diese Steuer nicht beitragen, denn sie macht die Finanzmärkte nicht stabiler, sondern illiquider. Und letztendlich kann auch das Ziel, die Banken an den Kosten der Finanzkrise zu beteiligen, dadurch nicht erreicht werden. Dafür gibt es übrigens schon andere Instrumente. Auch fallen Steuerschuld und Steuerlast auseinander. Ähnlich der Mehrwertsteuer zahlt der Endverbraucher, also der Sparer, am Ende die Zeche. Ich wundere mich überhaupt, dass wir in Deutschland nicht über Steuersenkungen diskutieren, die diesen Namen verdienen. Da reicht die Abschaffung des Solidaritätszuschlages für einen Teil der Steuerzahler ganz sicher nicht aus.- Andere Länder sind offensichtlich mutiger.Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron will das ganze Steuersystem reformieren. In Deutschland dagegen führen wir regelmäßig große Gerechtigkeitsdiskussionen – mit dem üblichen Ergebnis: “Wir können hier oder da ein wenig entlasten, aber dazu müssen wir erst anderen etwas wegnehmen.” Zum Glück gibt es im Koalitionsvertrag ein paar positive Ansätze, um den Finanzplatz Frankfurt zu stärken.- Welche?Angefangen von der Verbesserung der digitalen Infrastruktur bis zur Lockerung des Kündigungsschutzes für Banker mit sehr hohen Vergütungen. Für Letzteres hatte sich nicht zuletzt die hessische Landesregierung eingesetzt. – Noch einmal zurück zum Finanzplatzmarketing. Tritt Frankfurt im Vergleich zu Wettbewerbern nicht etwas zu leise auf?Das ist der “Frankfurt-Stil”: bescheiden und zurückhaltend. Andere sagen: “Wir sind die Tollsten und Schönsten.” Frankfurt sagt: “Wir bauen eine Brücke nach London und arbeiten zusammen.” Es gibt eine gewisse deutsche Mentalität des “Sich-klein-Machens”. Ich denke, etwas selbstbewusster könnte der Finanzplatz Frankfurt zuweilen schon auftreten, aber bislang scheint es ja auf diese eher leise Art gut zu funktionieren. Wenn man sieht, welche Institute sich schon für Frankfurt entschieden haben, waren die Anstrengungen doch recht erfolgreich. – Wie würden Sie den Stil der Wettbewerber beschreiben?Der ist teilweise schon sehr offensiv bis aggressiv. Paris Europlace läuft mit ganz breiter Brust herum – nicht erst seit Frankreich Fußballweltmeister ist. Die machen das aber nicht an Kriterien fest, sondern werben unter anderem mit den Schönheiten ihrer Stadt. Doch diese allein machen eben keinen Finanzplatz aus.- Wie man hört, putzt Macron auch persönlich Klinken bei Banken, nicht zuletzt bei denen, die sich schon für Frankfurt entschieden haben.Davon habe ich auch gehört. Deshalb wäre es umso wichtiger, dass wir entschlossene Unterstützung aus Berlin bekommen. Macron wirbt mit seinen Reformen, stellt übersiedelnden Bankern Steuererleichterungen für acht Jahre in Aussicht, lässt mehr internationale Schulen bauen et cetera. Hierzulande wird noch darüber gestritten, ob es einen Bedarf dafür gibt. Deutschland muss sehr aufpassen, sich nicht die Butter vom Brot nehmen zu lassen. Ich finde den Politikstil von Macron faszinierend. Er sagt nämlich auf sehr charmante Weise “Europa”, meint aber vornehmlich “Frankreich”. In Deutschland denkt man: Boah, der meint Europa. Ich höre oft, “der Macron macht Reformen, dafür müssen wir ihm etwas geben”. Aber warum sollten wir ihm etwas geben müssen? Die Reformen macht er doch für Frankreich! Gleichwohl sollte man das von Macron angestoßene Momentum für Europa aufnehmen, um diejenigen Bereiche zu identifizieren, bei denen eine Vergemeinschaftung Nutzen stiftet. Dafür bietet sich die Außen- und Sicherheitspolitik an. Ein europäischer Finanzminister gehört nicht dazu. – Welche Rolle spielt in diesem Zusammenhang, dass Paris den Zuschlag für den Sitz der European Banking Authority (EBA) bekommen hat?Es ist eine gefährliche Fehleinschätzung, zu glauben, hier gehe es “nur” um 160 Beschäftigte. Die Sache ist viel, viel größer. Für mich handelt es sich hier um eine Strukturentscheidung, die aus deutscher Sicht eine ernste Bedrohung darstellt. So geschickt, wie die Franzosen das angehen, besteht das Risiko, dass unter dem Vorwand “mehr Effizienz” irgendwann auch der Regulierungs- beziehungsweise Aufsichtsarm der EZB nach Paris wandert. Das beträfe etwa 40 % der rund 3 200 EZB-Mitarbeiter. Und wie gesagt: Die großen Player folgen gerne den Institutionen – umso mehr in Zeiten, in denen Regulierung immer wichtiger wird.- Das heißt, Frankfurts Asset oder Wettbewerbsvorteil “Aufsichtshauptstadt” ist gefährdet?Wenn die deutsche Politik nicht aufpasst, ja. Es genügt nicht, über wettbewerbsfähige Kapitalmarkt-, Verkehrs- und digitale Infrastrukturen zu verfügen. Man muss auch bei der regulatorischen Infrastruktur ganz vorne mit dabei sein und bleiben. – Wo muss nach dem Brexit das Clearing von Euro-Derivaten stattfinden?Ich bin keine Juristin, aber ich kann nicht verstehen, wie man auf die Idee kommen kann, das Euro-Clearing könnte in London bleiben. Mir erschließt sich nicht, warum die Regierungen und die EU-Kommission in dieser Frage so zögerlich agieren. Wir brauchen auch insoweit saubere regulatorische und aufsichtsrechtliche Strukturen. Hier geht es am Ende um die Finanzstabilität in der EU. Das ist ein ganz zentrales Thema. Die Deutsche Börse steht hier sicher Gewehr bei Fuß.- Wie belastend ist die schwierige Situation des einen oder anderen großen Akteurs hier am Platz für die Attraktivität und die Reputation des Finanzplatzes Frankfurt?Stabile und ertragreiche Banken sind das A und O für die Wettbewerbsfähigkeit eines Finanzplatzes. Das wird Ihnen jeder Bankvorstand in Frankfurt bestätigen. – Sonst werden andere Akteure abgeschreckt?Ein Finanzplatz ist für die verschiedenen Akteure attraktiv, wenn er sowohl eine große Kundenbasis als auch Agglomerationsvorteile bietet. So siedeln sich finanzplatzorientierte Dienstleistungen dort an, wo sich starke Banken und Börsen befinden. Damit stärken sie wiederum den Finanzplatz. Das Gleiche gilt für die umgekehrte Richtung. – Wäre eine stärkere Konsolidierung am deutschen beziehungsweise am europäischen Bankenmarkt ein Wettbewerbsvorteil?Da weiche ich vom Mainstream ab. Nach meiner Überzeugung ist ein Bankenoligopol kein erstrebenswertes Modell für eine Volkswirtschaft. Konkurrenz sorgt für mehr Stabilität, das hat sich auch in der Krise gezeigt. Sicher verstärkt sich dadurch der Margendruck, aber das ist Wettbewerb; und nicht wettbewerbsfähige Marktteilnehmer müssen ausscheiden können. Deshalb wird die Konsolidierung weitergehen, auch in Deutschland. Allerdings ist unser Markt aufgrund der föderalen Struktur und des Dreisäulensystems nun mal ein besonderer. Wenn eine Bank alleine ertragreich arbeitet – warum sollte sie nicht alleine weiterbestehen können? Wenn sie alleine nicht profitabel ist, möge sie sich nach geeigneten Partnern umschauen, vielleicht auch im Ausland. Hauptsache, der Unternehmenssitz bleibt in Frankfurt.- Wenn wir alle Kriterien zusammennehmen: Wie steht Frankfurt aus heutiger Sicht im internationalen Wettbewerb da?Bei unserer ersten Studie 2006 waren wir sehr zurückhaltend in der Selbsteinschätzung. Zehn Jahre später haben wir uns eindeutig positioniert: London vor Frankfurt vor Paris. Es hat in dieser Dekade hier enorme Fortschritte gegeben. Denken Sie, um ein Beispiel zu nennen, an die beiden Hochschulen CFS und Frankfurt School. Da liegen Welten zwischen 2006 und heute. Frankfurt ist in Sachen intellektuelle Infrastruktur wirklich gut unterwegs. Die erwähnte Positionierung von 2016 stammt übrigens noch aus der Zeit vor dem Brexit-Votum, für das wir nur eine Wahrscheinlichkeit von 40 % gesehen hatten. Und es war auch vor dem Scheitern der Fusion von Deutscher Börse und London Stock Exchange. – Wenn die Börsenfusion gekommen wäre . . .. . . dann wäre Frankfurt zu einer Außenstelle Londons degradiert worden – mit einschneidenden Folgewirkungen für den gesamten Finanzplatz.- Nun gab es zum Glück keine Börsenfusion, dafür kommt es zum Brexit. Also wieder alles neu? Ja, aufgrund dieser beiden Ereignisse wurden die Karten neu gemischt. Das Ergebnis sehen Sie an unseren jüngeren Beschäftigungsprognosen, an unserer seit letztem Jahr veröffentlichten “Brexit Map” oder an unserem Plädoyer, Frankfurt größer zu denken, also für den Wettbewerbsvergleich auf die Gesamtregion von Bad Homburg bis Darmstadt sowie von Wiesbaden und Mainz bis Hanau abzuheben. Wir haben das “Big FFM” genannt. – Stichwort “Beschäftigungsprognosen”: Wo bleiben denn die 8 000 Brexit-Banker, von denen in Ihren Studien die Rede ist? Andere haben sogar die Zahl 10 000 in den Raum gestellt. Oder finden Sie die Frage nicht berechtigt?Diese vielfach gestellte Frage und vor allem die darin anklingende Kritik sind zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht berechtigt. Wir haben von Anfang an zwei Trends identifiziert, die sich zeitlich überlagern und in gegensätzliche Richtungen wirken: die durch den Brexit ausgelöste Wanderungsbewegung und die laufende Konsolidierung in den Frankfurter Banken. Unsere Aussage ist, dass die mindestens 8 000 Banker erst im Laufe der Jahre kommen und dass vor Ende 2018 noch gar keine positiven Beschäftigungswirkungen sichtbar werden. Stand heute gibt es Ankündigungen und Anmietungen, aber die wenigsten Brexit-Banker sind wirklich schon da. Wir sind mit unseren Prognosen folglich voll “in line”. Erst wenn sich bis Ende 2019 kein Anstieg um etwa 2 000 auf dann rund 65 000 Bankbeschäftigte abzeichnen sollte, wäre nach den Gründen zu forschen. Aber heute schon kalte Füße zu kriegen, erscheint mir sehr voreilig und überängstlich.- Ihre grundsätzlichen Annahmen bleiben bestehen?Es gibt keinen Anlass, davon abzurücken. Was die britische Premierministerin Theresa May jüngst angekündigt hat – wenig oder gar keine Restriktionen für den Güterhandel und Verlust der Freizügigkeit für Finanzdienstleistungen -, geht vielmehr deutlich in Richtung unseres Hauptszenarios. Was nichts anderes bedeutet, als dass die Banken in London sich einen neuen Hub in Europa suchen müssen. Damit bleibt die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Brexit-Banker kommen.- Ist der Frankfurter Arbeitsmarkt ergiebig genug für die Banken, die hier Leute rekrutieren wollen?Da gibt es unterschiedliche Trends. Zum Teil werden Leute aus London zurückgeholt oder aus den Heimatländern der Banken, etwa aus Asien, hierher versetzt. Soweit tatsächlich vor Ort Personal angeheuert werden soll, ist der Arbeitsmarkt überall dort ziemlich leergefegt, wo es um Compliance oder andere regulatorische Aufgaben geht. In kundennahen Bereichen ist er durchaus noch ergiebig – auch als Folge der Konsolidierung in vielen Häusern.- Und finden die Neuankömmlinge in Frankfurt ausreichend Wohnraum? Das sind ja nicht alles Spitzenverdiener.Der Wohnungsmarkt ist sicher ein heißes Thema. Frankfurt ist nun mal eine hippe Stadt. Von 2013 bis 2015 gab es einen jährlichen Zuzug von durchschnittlich 15 000 Menschen. 2016 waren es – warum auch immer – nur noch 3 700. Klar ist dennoch, dass mehr gebaut werden muss. Hier sind wir wieder bei “Frankfurt größer denken”. In “Big FFM”, also der ganzen Region, ist noch ausreichend Platz. Aber das erfordert eine gute Verkehrsinfrastruktur und eine zeitgemäße digitale Infrastruktur. Über den Bedarf an Bildungseinrichtungen, nicht nur internationale, haben wir schon gesprochen. Der bestand längst, noch bevor der erste Brexit-Banker seine Koffer gepackt hat. – Wie attraktiv ist Frankfurt für Fintechs im Standortvergleich?Auf internationaler Ebene ist London deutlich weiter vorne. Aber Frankfurt braucht sich im Vergleich zu seinem größten Finanzplatzkonkurrenten, Paris, keineswegs zu verstecken. Am Main blüht und gedeiht etwas. Die hessische Landesregierung arbeitet entschlossen an diesem Thema und lässt es nicht an Unterstützung fehlen. In einer Studie habe ich kürzlich sogar gelesen, dass Frankfurt im globalen Maßstab die höchste Dichte an Fintech-Start-ups aufweist. Das kann sich sehen lassen. —-Das Interview führte Bernd Wittkowski.—-Bisher erschienen:- Von Clearing bis Currywurst (25.7.)