Frankfurt punktet mit Stabilität

University of Sheffield untersucht Standort-Marketing im Lichte des Brexit

Frankfurt punktet mit Stabilität

bn Frankfurt – Der Finanzplatz Frankfurt punktet im Werben um die Ansiedlung von wegen des Brexits nach Euroland verlagerten Aktivitäten vor allem mit dem Argument der Stabilität. Dies ergab eine Studie des Sheffield Political Economy Research Institute (SPERI) der University of Sheffield.Eine klare Konstellation privater und öffentlicher Interessen, allen voran die hessische Politik, Frankfurts Marketingagenturen sowie regionale Banken, hätten die Führung darin übernommen, für Frankfurt als Post-Brexit-Finanzzentrum zu werben, heißt es in dem Dokument, für das die beiden Forscher Scott Lavery und Davide Schmid im November halbstrukturierte Interviews mit einer breiten Spanne an nicht namentlich genannten “Elite-Akteuren” in Frankfurts Finanzsektor geführt haben. Diese Akteure seien in einen regelmäßigen Dialog getreten, um sicherzustellen, “dass eine vereinheitlichte Marketing-Strategie” verfolgt werde. Das Hauptmotiv, das Frankfurts Finanzlobby in den Vordergrund stelle, sei dabei die Stabilität, und zwar auf zwei Ebenen.Zum einen verwiesen die Akteure darauf, dass Deutschland ein hohes Maß an politischer und wirtschaftlicher Stabilität genieße. Zum zweiten argumentierten sie damit, dass die Aufsichtsinstitutionen BaFin und Bundesbank konsequent, verlässlich und kompetent arbeiteten. “Dies macht Deutschland und insbesondere Frankfurt zu einem attraktiven Ort in einer Zeit tiefer Verunsicherung”, schreiben die britischen Wissenschaftler. Zudem trage die Stadt am Main ein größeres Finanzökosystem, zu welchem neben der Bundesbank auch die europäische Versichereraufsicht EIOPA, die Europäische Zentralbank sowie spezialisierte Dienstleister zählten. Der Erhebung zufolge prognostizieren die Befragten, dass infolge des Brexits bis 2021 zwischen 5 000 und 10 000 Stellen nach Frankfurt verlagert werden. Angaben befragter Banken zeigen dabei, dass die Branche den Brexit als Lose-lose-Situation empfindet. Ein Mehr an Fragmentierung bringe keinen Gewinn, wird ein Teilnehmer der Untersuchung aus einer global tätigen Bank zitiert. Die gesamte Branche verliere Synergien, worin sich die Disintegration des europäischen Wholesale-Marktes verkörpere.Zugleich macht die Studie “wichtige Hürden” für eine weitere Expansion Frankfurt aus. So verfügten andere Finanzzentren in der EU über bereits bestehende Verbindungen zu großen Investmentbanken und wiesen besondere Spezialisierungen auf, welche sie für Investitionen nach dem Brexit attraktiv machen könnten, heißt es offenbar mit Blick auch auf den Fondsstandort Luxemburg. Zudem mache es der internationale Charakter Londons unwahrscheinlich, dass die City als Europas erstes Finanzzentrum auf mittlere Sicht abgelöst werde. Die Akteure in Frankfurt seien sich allerdings bewusst, dass schon eine kleine Expansion in Frankfurt große Auswirkungen auf die Region hätte.