Frankfurt verliert bald 2 000 Banker
Die Beschäftigungszahlen der Banken in Frankfurt haben ihren Zenit erreicht, hatte Helaba-Chefvolkswirtin Gertrud Traud im August gesagt und damit das Ende eines jahrelangen Wachstumskurses angekündigt. 62 700 Banker werden es 2022 noch sein, präzisierte die Helaba nun – 2 000 weniger als Anfang 2020. fir Frankfurt – Bis Ende 2022 werden in Frankfurt rund 2 000 Bankmitarbeiter weniger arbeiten als zu Beginn dieses Jahres. Die Helaba erwartet, dass bis dahin die Zahl der Mitarbeiter der Finanzinstitute in der Stadt im Vergleich mit Jahresanfang um 3 % auf 62 700 schrumpfen wird, wie es in der am Mittwoch veröffentlichten Finanzplatzstudie heißt. Auch ein noch stärkerer Abbau sei denkbar, sollte sich die Corona-Pandemie verschlimmern und den Druck auf die Unternehmen zusätzlich erhöhen, befindet die Helaba.Deren Chefvolkswirtin Gertrud Traud hatte im August gegenüber der Börsen-Zeitung gesagt, dass in Frankfurt zum Jahreswechsel 64 700 Banker arbeiteten und damit so viele wie möglicherweise nie wieder. Es sei davon auszugehen, dass die Bankbeschäftigung in Frankfurt entgegen dem Trend der vergangenen Jahre schon seit Januar nicht mehr steige. “Hier ist eine Zäsur. Corona ändert die Rahmenbedingungen gänzlich”, hatte Traud erklärt (vgl. BZ vom 22. August).In ihrer Finanzplatzstudie präzisiert die Landesbank diese Angaben. Der Beschäftigungsstand von 64 700 zum Jahresende 2019, der Mitarbeiter von Kreditinstituten umfasst, nicht aber von Versicherungen und Fondsgesellschaften, hat sich demnach zumindest noch im ersten Quartal 2020 gehalten, darüber hinaus lägen noch keine Beschäftigungszahlen vor. Wegen der Pandemie sei die ursprüngliche Prognose, dass der Wendepunkt in der Bankbeschäftigung zum Jahresende 2021 zu erwarten sei, verworfen worden, schreibt Studienautorin Ulrike Bischoff. “Durch die Corona-Sondersituation ist mittlerweile nicht mehr damit zu rechnen, dass der Brexit-Effekt noch über mehrere Quartale den Konsolidierungseffekt überkompensieren kann.” An dem Befund ändere auch die Möglichkeit nichts, dass der Höchststand von etwa 64 700 Mitarbeitern im Verlauf dieses Jahres kurzzeitig noch einmal leicht überschritten worden sein könnte, weil die starke Kreditnachfrage mehr Personal erfordert habe und der Personalabbau zwischenzeitig pausierte. Ende der SonderentwicklungÜber Jahre hinweg hatte sich die Beschäftigungssituation für Banker in Frankfurt positiv vom Trend in Deutschland abgehoben, weil in den Konzernzentralen mehr Personal mit Bezug zu Regulierung und Digitalisierung benötigt wurde und weil wegen des Brexits Banken Geschäft und Mitarbeiter von der Themse an den Main verlagern. Diese Effekte hatten der Helaba zufolge die Folgen der Konsolidierung noch deutlich überkompensiert, so dass Banken in Frankfurt zwischen 2014 und 2019 ihr Personal um 6 % aufstockten.Der Konjunktureinbruch infolge der Coronakrise und die resultierenden steigenden Kreditausfälle würden den Druck auf die Profitabilität der Banken voraussichtlich weiter erhöhen, “was die ohnehin seit Jahren im deutschen Bankwesen laufende Konsolidierung verstärken wird”, schreibt die Helaba. Demnach schrumpfte die Bankenzahl in der EU von 1999 bis 2020 um über 40 % auf gut 6 200, wobei der Rückgang in Deutschland auf etwa 1 500 Institute (- 53 %) und auf 650 in Frankreich (- 66 %) besonders prägnant gewesen sei (siehe Grafik). In Großbritannien ging es um 17 % auf 460 Finanzinstitute bergab.Die deutschen Banken sind bisher nach Ansicht der Helaba vor allem dank Hilfsprogrammen, regulatorischer Erleichterungen und einer “Sonderkonjunktur” wegen starker Nachfrage nach Firmenkrediten, Absicherungs- und Anlageprodukten passabel durch die Krise gekommen. Spätestens mit der Wiederaktivierung der Insolvenzantragspflicht Anfang 2021 werde die Zahl der Kreditausfälle aber zunehmen und auf die Bankbilanzen durchschlagen.