Frankfurter Forscher fordern Schutz für alle Sichteinlagen
wbr Frankfurt
Das Frankfurter Leibniz-Institut für Finanzmarktforschung (SAFE) hat nach dem Kollaps von US-Banken nachdrücklich eine Absicherung von Einlagen angemahnt. Eine erweiterte Einlagensicherung auch für Sichteinlagen über 100000 Euro sei nötig, um Bank Runs zu verhindern. Aus Sicht des Instituts würde damit eine Regulierungslücke geschlossen. Der Ausschluss hoher Summen sei ein grundlegender Fehler, nicht nur in Europa. Das Institut wendet sich damit innerhalb von zwei Wochen erneut an die Politik.
„Nicht versicherte und kurzfristige Bankeinlagen sind einer der Hauptgründe, warum wir Bank Runs beobachten“, sagt Institutsdirektor Florian Heider. Eine Untersuchung des SAFE-Instituts – das Kürzel steht für „Sustainable Architecture for Finance in Europe“ – kommt zu dem Ergebnis, dass ein derart erweitertes Einlagensicherungssystem mit Marktdisziplin und privater Haftung vereinbar wäre.
Derzeit würde die disziplinierende Rolle der Marktkräfte dem verlustabsorbierenden Kapital (TLAC) zugewiesen. In normalen Zeiten würden daher Eigenkapital und nachrangige Bankanleihen (Bail-in-Anleihen) hohe Renditen abwerfen und Investoren für Verlustrisiken entschädigen. Wann und wie diese Mittel zur Deckung von Verlusten verwendet werden können, müsse aber für alle Anleger transparent sein, argumentieren die Wissenschaftler. Angesichts der heutigen Rolle von TLAC sollte der Rest der Bilanz vollständig gegen Wertverluste versichert und damit ausfallsicher gemacht werden, so die Forscher.
Der Schutz der Sichteinlagen sei jedoch nicht gratis: „Wie bei allen Versicherungssystemen für Großrisiken braucht es auch hier eine Art öffentliche Garantie, um das Versicherungsversprechen glaubwürdig zu machen“, erklärt Heider weiter. Um das Einlagensicherungssystem in Europa insgesamt solide aufzustellen, benötige es daher eine Rückversicherung, die über eine nationale Sicherung hinausgehe.
Es sei im Fall der Silicon Valley Bank zu bedenken, dass sich diese hauptsächlich durch kurzfristige Einlagen finanziert hatte, was ein hohes Maß an verlustabsorbierendem Kapital erfordert habe. Für Banken, die stark von Sichteinlagen abhängig seien, könnte somit ein Wechsel in der Absicherung mit einer Erhöhung des Eigenkapitals oder der nachrangigen Anleihen einhergehen. „Die Einlagensicherung aller kurzfristig kündbaren und daher Run-gefährdeten Einlagen wird ein hohes Maß an verlustabsorbierendem Kapital erfordern, damit unser europäisches Bankensystem weiterhin stabil und lebensfähig bleiben kann“, so die Wissenschaftler.