Wettbewerbsfähigkeit

Frankfurts Chancen als digitalisierter Finanzplatz

Der Finanzplatz Frankfurt ist gut gerüstet, die Digitalisierung zu nutzen, um für Anleger und Emittenten attraktiver zu werden – davon ist die Expertenrunde überzeugt, die auf Einladung des Bundesverbands deutscher Banken und des Bankenverbands...

Frankfurts Chancen als digitalisierter Finanzplatz

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Der Finanzplatz Frankfurt ist gut gerüstet, die Digitalisierung zu nutzen, um für Anleger und Emittenten attraktiver zu werden – davon ist die Expertenrunde überzeugt, die auf Einladung des Bundesverbands deutscher Banken und des Bankenverbands Hessen die Wettbewerbsfähigkeit des Finanzplatzes Deutschland diskutiert hat.

So erkennt Hessens Wirtschafts-Staatssekretär Philipp Nimmermann beispielsweise in der von seinem Ministerium mit angeschobenen Initiative Financial Big Data Cluster gute Möglichkeiten, Finanzdienstleister zu unterstützen. Ziel ist es, große Mengen von Daten in einem dezentralen Mechanismus zu verknüpfen, um mit Hilfe von Algorithmen Erkenntnisse im Kampf gegen Geldwäsche oder für das Rating nach ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) zu gewinnen. Das Cluster soll den notwendigen, geschützten Rahmen bieten, um diese Daten zu nutzen, obwohl sie für andere Zwecke erhoben wurden – und trotzdem nicht gegen Datenschutzrecht verstoßen.

Bundesbank-Vorstandsmitglied Sabine Mauderer unterstrich ebenfalls die Bedeutung der Digitalisierung in der Kreditwirtschaft. So plädiert sie etwa dafür, den Rahmen weiter auszugestalten, in dem sich Fintechs entwickeln können. Mauderer sieht aber auch die Branche selbst gefragt und bemerkt mit Blick auf sowohl den öffentlichen als auch den privaten Sektor: „Da geht noch was.“

Die FDP-Bundestagsabgeordnete Bettina Stark-Watzinger wirbt mit Blick auf Fintechs dafür, das regulatorische „Sandboxing“ zu nutzen, um vor allem jungen Firmen die nötige Luft zum Atmen zu lassen. „Wir müssen deutlich mutiger werden“, sagt die Geschäftsführerin der FDP-Bundestagsfraktion.

Aus Sicht der Bundesregierung sind die jüngsten Daten vom Finanzplatz Frankfurt in puncto Anziehungskraft für internationales Kapital sehr ermutigend. Eva Wimmer, Abteilungsleiterin im Bundesfinanzministerium, erinnert daran, dass das Volumen der Aktienemissionen im ersten Halbjahr 2021 mit mehr als 9 Mrd. Euro in Frankfurt deutlich höher lag als in Amsterdam oder Paris. Erfreulich sei auch das lebhafte Geschäft am Primär-Anleihemarkt, wo im vergangenen Jahr Green Bonds im Volumen von 40 Mrd. Euro begeben worden sind.

Die Vorsitzende des Bankenverbands Hessen, Commerzbank-Vizechefin Bettina Orlopp, unterstreicht, dass die „Ausgangsposition gar nicht so schlecht“ sei. Im Zuge des Brexit sei es gelungen, viele Talente anzuziehen. Auch der Vorstandschef von Goldman Sachs Bank Europe, Wolfgang Fink, kommt zur Einschätzung, dass der „Standort Frankfurt mithalten kann“. Goldman Sachs steuert mittlerweile nicht nur seine deutschsprachigen, sondern alle seine kontinentaleuropäischen Geschäfte von Frankfurt aus. Zugleich wirbt er für weitere Anpassungen im Gesellschafts- und Steuerrecht, um den Finanzplatz am Main attraktiver zu machen. Er verweist darauf, dass beispielsweise die rechtlichen Vorgaben für die Ausgabe von Aktienoptionen auf den Prüfstand gehörten, will man in Deutschland nicht dauerhaft beklagen, dass sich Venture Capital oft Richtung Nasdaq orientiert.