Frankreich durchleuchtet Immobilienkredite
wü Paris – Noch gibt es keine Immobilienblase in Frankreich. Doch es gebe eine Tendenz, dass sich die Risiken für die finanzielle Stabilität eher verstärken würden, urteilt der Hohe Rat für finanzielle Stabilität HCSF (Haut Conseil de stabilité financière), dem neben dem Wirtschafts- und Finanzminister vor allem die französische Notenbank angehört. Vor allem die Vergabe von Immobilienkrediten habe sich in dem Niedrigzinsumfeld schrittweise verschlechtert. Der HCSF hat deshalb eine Reihe von Empfehlungen abgegeben und Banken gebeten, bei der Vergabe von Immobilienkrediten strenger vorzugehen. Dabei geht es vor allem um die Laufzeiten und das Verhältnis der Kreditzahlungen zum Einkommen der betroffenen Haushalte. Hohe Belastung für KundenSo gibt es zwar das ungeschriebene Gesetz, dass die Kreditzahlungen nicht mehr als 33 % des Nettoeinkommens des Kreditnehmers übersteigen sollten. Wie aus den Daten der Banken- und Versicherungsaufsicht Autorité de contrôle prudentiel et de résolution (ACPR) hervorgeht, weisen inzwischen jedoch 28 % der Kreditnehmer eine Kreditbelastung von mehr als 35 % aus. Gleichzeitig sorgt sich der Hohe Rat über die Tendenz, Kredite mit immer längeren Laufzeiten zu vergeben. Seit 2015 haben sich die durchschnittlichen Laufzeiten von Immobilienkrediten in Frankreich um zwei Jahre erhöht. Im Schnitt betrugen sie zuletzt 20,5 Jahre. 5 % der vergebenen Kredite haben jedoch Laufzeiten von mehr als 25 Jahren. Bei den neu vergebenen Immobilienkrediten soll es sogar schon rund ein Viertel sein.Der französische Bankenverband erklärte, er habe die Empfehlungen zur Kenntnis genommen. Seine Mitglieder gingen bei der Vergabe von Krediten verantwortungsvoll vor. Nach Angaben von Branchenvertretern sollen sie in den letzten Monaten jedoch auch mehr Immobilienkredite an Haushalte vergeben haben, die überhaupt kein Eigenkapital mitbringen. Der Hohe Rat hat die Banken zudem aufgefordert, die Immobilienkredite nicht zu zu niedrigen Zinssätzen zu verramschen. Im November betrugen ihre Zinsen bei der Neuvergabe im Schnitt 1,12 %. Sollten die Banken den Empfehlungen nicht folgen, könnte der Rat verbindliche Regeln erlassen oder von Instituten, die bei der Vergabe von Immobilienkrediten besondern lasch sind, verlangen, ihr Eigenkapital zu erhöhen.