Frankreich jubelt über EBA-Zusage
Frankreich freut sich über die Entscheidung, dass die EU-Bankenaufsicht vor dem Brexit von London nach Paris umzieht. Der Finanzplatz hofft, dass Banken dem Beispiel folgen. Aus dem deutschen Bundestag ertönt derweil Kritik an der Entscheidung.wf/wü Berlin/Paris – Politiker und Verbände in Frankreich haben die Vergabe des Sitzes der European Banking Authority (EBA) nach Paris begrüßt. Das sei die Anerkennung der Attraktivität und des europäischen Engagements von Frankreich, erklärte Präsident Emmanuel Macron auf Twitter. Wirtschaftsminister Bruno Le Maire dankte den europäischen Partnern auf dem sozialen Netzwerk für ihr Vertrauen. Marie-Anne Barbat-Layani, Generaldirektorin des französischen Bankenverbandes Fédération Bancaire Française, sprach von einer “schönen Anerkennung der gemeinsamen Anstrengungen des Finanzplatzes Paris und der staatlichen Behörden”.Der Erfolg der Kandidatur sei das Ergebnis der Anstrengung von Staat, Region, Stadt und Branche, urteilte die Finanzplatzvereinigung Paris Europlace, die etliche Vorzüge Frankreichs ausmachte: die von Macron in Angriff genommenen Reformen, die Stärke der französischen Kreditwirtschaft, die Qualität der Regulierungsbehörden und der Forschung, die zentrale Lage in Europa und die Positionierung des Finanzplatzes.Die EBA sorge für die Glaubwürdigkeit des Finanzplatzes Paris, erklärte die sozialistische Pariser Bürgermeisterin Anne Hidalgo. Die Stadt werde jetzt an der Umsetzung der Entscheidung arbeiten, um die Mitarbeiter der EBA und ihre Familien empfangen zu können.Paris hatte sich mit zwei Standorten für den Sitz der Bankenaufsicht beworben: Sie kann sich entweder im Zentrum der Stadt in der Nähe der ehemaligen Börse und der Börsenaufsicht Autorité des marchés financiers (AMF) oder im westlich von Paris gelegenen Geschäftsviertel La Défense ansiedeln, wo Börsenbetreiber Euronext und Société Générale sitzen. Französische Politiker und Verbände hoffen, dass die Vergabe des EBA-Sitzes nun für Banken den Ausschlag geben wird, wegen des Brexit ebenfalls von London nach Paris umzuziehen. Bisher schien Frankfurt dafür bessere Karten zu haben. Wiesbaden gratuliertDer hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) und sein Stellvertreter, Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir (Grüne) bedauerten, dass Frankfurt nicht Sitz der Bankenaufsicht wird. “Nun gratulieren wir Paris, das den Zuschlag erhalten hat”, schreiben die beiden Politiker in einer Stellungnahme. “Der Finanzplatz Frankfurt wird auch ohne EBA nach dem Brexit der bedeutendste Finanzplatz auf dem europäischen Kontinent sein.”Wegen der Nähe zur EZB, der Versicherungsbehörde EIOPA und dem Europäischen Ausschuss für Systemrisiken wäre Frankfurt ein hervorragender Standort gewesen, erklärte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV). Das Geschäftsführende Vorstandsmitglied Karl-Peter Schackmann-Fallis erneuerte die Forderung der Sparkassen nach einer Lockerung von Regeln. “Bankenregulierung muss jetzt besser nach Größe und Risikogehalt des Geschäftsmodells abgestuft werden.”Die Bundesregierung in Berlin äußerte sich diplomatisch zur Entscheidung. Das federführende Auswärtige Amt verwies lediglich auf die Äußerung von Staatsminister Michael Roth (SPD) vom Vortag über den Nachrichtendienst Twitter. Roth zwitscherte einen Glückwunsch nach Paris. Frankfurt sei ein exzellenter Kandidat gewesen, die Wahl sei mit Paris auf einen “qualifizierten neuen Sitz” gefallen. Dies werde einen zügigen Neustart sichern.Klare Worte kamen indessen aus dem Bundestag. “Ich respektiere die Entscheidung, halte sie aber in der Sache für falsch”, erklärte Ralph Brinkhaus, Vizevorsitzender der CDU/CSU-Fraktion, gegenüber der Börsen-Zeitung. “Der Standort Frankfurt hätte gute Synergiepotenziale zur EZB ermöglicht.” Für ähnlich gelagerte Fälle will Brinkhaus besser gewappnet sein. “Wir müssen jetzt genau analysieren, was wir bei zukünftigen Standortkampagnen aus deutscher Sicht besser machen können.”