SERIE: IMMOBILIENMÄRKTE ZWISCHEN BOOM & BUST (3)

Frankreichs Immobilienmarkt bleibt vorerst stabil

Paris genießt mit hohen Preisen eine Ausnahmestellung bei Eigentumsimmobilien und lockt die meisten Investoren für Gewerbeobjekte an

Frankreichs Immobilienmarkt bleibt vorerst stabil

Von Gesche Wüpper, ParisFrankreichs Wirtschaft dümpelt vor sich hin, die Arbeitslosigkeit steigt, und das Vertrauen der Verbraucher sinkt. Davon ist auf dem französischen Immobilienmarkt jedoch kaum etwas zu spüren – obwohl einige Experten seit Jahren vor einem Einbruch warnen und etwa die Deutsche Bank laut einer vom “Wall Street Journal” veröffentlichten Studie französische Immobilien für um 33 % überbewertet hält. Bisher sind die Preise relativ stabil geblieben.Einer jüngst von Ifop durchgeführten Umfrage zufolge bleiben Immobilien für Franzosen das beliebteste Anlageprodukt. 71 % der Befragten geben an, dass es gut sei, in Immobilien zu investieren, 64 % sprechen sich dafür aus, ihre Ersparnisse auf Sparbüchern anzulegen. Die Beliebtheit von Immobilien zeigt sich auch an einer relativ hohen Wohneigentumsquote von 55 %.Das Zinsumfeld für Immobilienkredite in Frankreich bleibt günstig. Laut einem vom Kreditmakler Meilleurtaux.com veröffentlichten Barometer betrug der feste Zinssatz, den die Institute für einen Immobilienkredit über 150 000 Euro mit einer Laufzeit von 20 Jahren verlangen, im November im Schnitt 3,38 %, während er im Januar 2013 bei 3,47 % und im Januar 2012 bei 4,3 1% lag. “Die Banken haben die neue Herabstufung der Kreditwürdigkeit Frankreichs Anfang November durch Standard & Poor’s nicht ausgenutzt, um ihre Zinsen zu erhöhen”, sagt Meilleurtaux.com-Chef Hervé Hatt. Der Kreditmakler ACE Credit hat sogar festgestellt, dass 30 % seiner Partnerbanken die Zinsen für Immobilienkredite im November leicht gesenkt haben. Dennoch werde es für Haushalte immer schwieriger, einen Immobilienkredit zu bekommen. “Wir beobachten eine Verschärfung der Regeln für die Vergabe und eine Verlängerung der Antworten auf die Anträge”, berichtet ACE-Chef Joël Boumendil.Die Kunden, denen Konkurrent Meilleurtaux.com einen Kredit vermittelt, bringen im Schnitt Eigenkapital in Höhe von 17 000 Euro mit. Die durchschnittliche Immobilie kostet 223 000 Euro und wird von einem Paar erworben, das auf ein Nettoeinkommen von 3 700 Euro monatlich kommt. “Die Hälfte derjenigen, die kaufen, verdienen sogar weniger. Viele Banken haben unterstützende Maßnahmen ergriffen, um junge Leute, die zum ersten Mal eine Immobilie kaufen, zu unterstützen”, erklärt Hervé Hatt. Er schätzt, dass sich die Produktion von Immobilienkrediten in Frankreich 2013 auf 140 Mrd. Euro belaufen könnte. 2012 waren es 98,7 Mrd. Euro, 2011 sogar 144 Mrd. Euro. Immobilienkredite machen derzeit 85 % der Verschuldung französischer Haushalte aus, während es 2004 noch 79 % waren.Im dritten Quartal 2013 blieben die Immobilienpreise nach Angaben der Notarkammer und des Statistikamtes Insee überall in Frankreich stabil. Für Altbauwohnungen legten sie 0,1 % zu, für Häuser gingen sie um 0,4 % zurück. Der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Altbauwohnungen beträgt landesweit mit Ausnahme des Großraums Paris 2 300 Euro pro Quadratmeter. Innerhalb von Paris beträgt der durchschnittliche Quadratmeterpreis dagegen 8 260 Euro. Ihr Hoch erreichten die Immobilienpreise in Paris im dritten Quartal 2012 mit 8 440 Euro. Sie sind seit 1998 von 2 250 Euro stetig gestiegen.Da Paris flächenmäßig durch die Ringautobahn begrenzt ist, sind Wohnungen, aber auch Büros knapp. So stehen in den beliebten Vierteln rund um die Börse, die Oper, die Place Vendôme und die Champs-Élysées so gut wie keine Gewerbeimmobilien zum Verkauf. Entsprechend hoch sind die Preise. Für den Quadratmeter müssen Investoren dort 16 000 Euro zahlen, in den restlichen Vierteln des zentral gelegenen 1. und 9. Arrondissements im Schnitt 9 000 Euro, im außerhalb von Paris gelegenen Geschäftsviertel La Défense nur 5 000 bis 6 000 Euro.Die Preise spiegeln die Beliebtheit wider, die der Großraum Paris bei Investoren genießt. Immerhin konzentriert sich dort das wirtschaftliche Leben des Zentralstaats. Entsprechend entfielen laut BNP Paribas Real Estate im dritten Quartal 77 % der Akquisitionen im Wert von insgesamt 4,9 Mrd. Euro auf den Großraum Paris. So erwarb Crédit Agricole Assurances, die Versicherungssparte der gleichnamigen Bank, den Eco Campus im südlich von Paris gelegenen Châtillon für 380 Mill. Euro, der Immobilieninvestor Primonial Reim den Tour Adria in La Défense für 450 Mill. Euro und Blackstone das Hotel Concorde Opéra in der Nähe des Pariser Bahnhofs Saint-Lazare für fast 250 Mill. Euro. Das gerade im 15. Arrondissement von Paris eröffnete Einkaufszentrum Beaugrenelle dürfte ebenfalls bald den Besitzer wechseln. Der staatliche chinesische Investmentfonds SAFE (State Administration of Foreign Exchange) soll mit Union Investment und Apsys, dem Betreiber des Einkaufszentrums, 720 Mill. Euro bieten.Laut BNP Paribas Real Estate dürfte der französische Markt für Gewerbeimmobilien (siehe Grafik) 2013 ein Volumen von 18 Mrd. Euro erreichen. Dabei sollte der Anteil französischer Versicherer und Immobilienfonds schätzungsweise 44 % betragen. Staatliche Fonds aus der Golfregion sind nach wie vor in Frankreich aktiv. Der Anteil von ausländischen Privatkäufern bei Eigentumsimmobilien in Paris betrug zuletzt 7,9 %. Allen voran Italiener und in Frankreich lebende Chinesen greifen zu. Bei Luxusimmobilien ist der Anteil ausländischer Käufer in Frankreich nach Angaben des Maklers Emile Garcin indes von 63 % im Jahr 2010 auf 28 % gefallen.—-Bisher erschienen:- US-Fonds greifen nach Schnäppchen in Spanien (24. Dezember)- Deutschland wird Investors Liebling (21. Dezember)