FSB nimmt Teilkonzerne der Banken ins Visier

Ausreichend verlustabsorbierendes Fremdkapital - Verbesserungsbedarf bei interner Verteilung

FSB nimmt Teilkonzerne der Banken ins Visier

Von Anna Sleegers, FrankfurtVier Jahre nach der Einführung des Regimes zur geordneten Abwicklung global systemrelevanter Banken sind nach Einschätzung des Financial Stability Boards (FSB) im Wesentlichen nur noch Feinarbeiten zu erledigen. Wie aus dem Bericht zur turnusmäßigen Überprüfung der Standards für die verlustabsorbierenden Kapazitäten (TLAC) hervorgeht, ist der globale Stabilitätsrat mit der Höhe der Verlustpuffer der global vernetzten Großbanken zufrieden. Beim letzten Überprüfungstermin im Januar des Jahres hätten alle 29 Institute, die weltweit unter diese Regulierung fallen, die Vorgaben erfüllt oder übertroffen. In Deutschland muss nur die Deutsche Bank die Vorschriften einhalten.Nach Einschätzung von Mark Branson, Chef der Schweizer Aufsichtsbehörde Finma und Vorsitzender des Lenkungsausschusses für die Bankenabwicklung beim FSB, haben sich die TLAC-Standards bewährt. Die Kapitalanforderungen ermöglichten es, große Banken geordnet abzuwickeln und leisteten dadurch einen wesentlichen Beitrag zur Förderung des Marktvertrauens.Jetzt treibt den globalen Stabilitätsrat vor allem die Frage nach dem grenzüberschreitenden Kapital- und Liquiditätsmanagement um. “Zu den größten Herausforderungen zählt es, sicherzustellen, dass die Finanzgruppen an jedem Standort die richtige Menge an verlustabsorbierenden Kapazitäten vorhalten”, so Branson.Demnach empfiehlt der FSB den nationalen Aufsichtsbehörden, bei grenzüberschreitend tätigen Konzernen zu definieren, welche Töchter oder Teilkonzerne im Ernstfall für die Verluste ihrer Mutterkonzerne einstehen oder auch von ihr gestützt werden müssen. Dafür sei eine enge Zusammenarbeit der betroffenen Aufsichtsbehörden erforderlich.Das Abwicklungsregime für große und international vernetzte Großbanken zielt auf die sogenannte Too-big-to-fail-Problematik, also darauf, dass die Pleite einer vernetzten Großbank das gesamte Wirtschafts- und Finanzsystem gefährden kann. Im Wissen, dass der Staat sie gegebenenfalls stützen muss, sind manche Banken in der Vergangenheit zu große Risiken eingegangen – etwa beim Einkaufen von Kreditersatzgeschäft auf dem Markt für US-Subprime-Hypotheken.Um eine Abwicklung ohne Beteiligung des Steuerzahlers zu ermöglichen, verpflichteten die Mitglieder der europäische Bankenunion, Großbritannien, die Schweiz, die USA, Kanada, Hongkong und Japan ihre größten Banken zur Emission diverser Nachrang- und Hybridanleihen. Diese können zum Stopfen von Kapitallücken herangezogen werden, wenn das Institut in die Schieflage geraten sollte. Wie viel zur Verlustabsorption fähiges Fremdkapital sie vorhalten muss, hängt von den Risikoaktiva der Bank ab. Investoren greifen zuTatsächlich kommen die neuen Anlageklassen gut an. Einerseits bieten sie einen vergleichsweise hohen Kupon als Ausgleich dafür, dass der Investor im schlimmsten Fall einen Totalausfall in Kauf nehmen muss. Andererseits verblassen mehr als ein Jahrzehnt nach der Lehman-Pleite die Erinnerungen an die Finanzkrise. Allein bis Mai dieses Jahres summierten sich die TLAC-relevanten Emissionen weltweit auf 144 Mrd. US-Dollar, schätzt das FSB auf Basis von Bloomberg-Daten. 2018 seien es insgesamt rund 360 Mrd. Dollar gewesen und in den Jahren davor zwischen 400 und 450 Mrd. Dollar. Gute EmissionsplanungDer FSB bescheinigt den Instituten, dass sie die Emissionen gründlich geplant und sich dabei an den jeweiligen Marktbedingungen orientiert haben. Der Löwenanteil der Emissionen wurde demnach in Dollar begeben (siehe Grafik). Käufer sind in der Regel Assetmanager, Pensionskassen und Versicherer. Der Verkauf an Retailinvestoren ist in der EU, der Schweiz und weiteren Märkten untersagt.Ob der Markt seinen Appetit auch in anderen Stadien des Kreditzyklus behält, müsse sich erst noch zeigen, schreibt der FSB: “Erste Fallbeispiele deuten jedoch darauf hin, dass Emissionen global systemrelevanter Institute auch in Phasen erhöhten Marktstresses möglich sind.”