Führung macht Spaß
In den vergangenen Monaten häufen sich Nachrichten, dass die junge Generation keine Lust mehr hat, Führungsverantwortung zu übernehmen. Es scheint zu anstrengend zu sein, zu wenig lukrativ, vielen ist der Sinn dahinter nicht mehr klar. Funktionsinhaber/-innen stöhnen, fühlen sich ausgebrannt – Hierarchie ist nicht mehr en vogue? Höchste Zeit also, einen Stimmungswechsel herbeizuführen. Eine resiliente und zukunftsfähige Wirtschaft in Deutschland braucht motivierte, moderne Führungskräfte, die Orientierung geben, wertschätzend und mitreißend sind, Leader, die den Kampf um die Talente der Zukunft gewinnen wollen. Eine große Verantwortung, aber gleichsam auch die Möglichkeit, die Stimmung zu drehen, hat die scheidende Führungsgeneration der Babyboomer, die sich derzeit auf ihren Ruhestand vorbereitet. Schluss mit Jammern und den Berichten über kollektiven Burnout. Vorbilder und Leitfiguren werden gesucht, die ausstrahlen, dass Führung Spaß macht!
Jedem ist klar, dass es eine Menge Talent, Wissen, Methoden, Fleiß, Lernbereitschaft, gute Bücher und Disziplin braucht, um die ambitionierten Tagesabläufe von Führungskräften erfolgreich und vor allen Dingen gesund zu absolvieren. Es ist allerdings selten zu beobachten, dass diese Aufzählung junge Talente so richtig vom Hocker reißt.
Für alle, die sich als Führungskraft ausprobieren wollen, bietet sich eine pragmatische Navigationshilfe an: der gesunde Menschenverstand! Es gibt unzählige Situationen im Führungsleben, auf die man sich nicht vorbereiten kann. Hilfreich ist es grundsätzlich, miteinander zu reden, Konflikte nicht per E-Mail zu lösen, vor sehr schwierigen Entscheidungen eine Nacht zu schlafen und Mensch zu bleiben. Der innere Kompass, das Bauchgefühl, gibt eine gute Orientierung. Somit ist es ist wichtig, sich dazu den Zugang zu erhalten.
Dazu braucht es die Fähigkeit zur Selbstführung. Eine wirkungsvolle Methode hierfür ist, jeden Tag aufzuschreiben, was außerhalb der Arbeit Schönes und Liebenswertes passiert ist. Das lenkt nicht nur die Aufmerksamkeit auf die positiven Dinge des Lebens, sondern sorgt auch dafür, dass den Dingen, die den individuellen Akku aufladen, Zeit eingeräumt wird. Das erzeugt gute Laune, und die brauchen Führungskräfte besonders am frühen Morgen beim Start in den Tag. Die Laune einer Führungskraft erzeugt die Laune der Belegschaft – sowohl im Büro als auch in der virtuellen Welt. Mit einem Lächeln im Gesicht lebt es sich einfach leichter.
Ein einfacher Tipp ist es, sich zu vergegenwärtigen, wie man selbst geführt werden möchte. Das Bild, welches dann entsteht, könnte eine gute Vorlage für die eigene Führungsarbeit sein. Wie kriegt man Menschen dazu, von früh bis spät Dinge zu tun, die sie eigentlich gerade lieber nicht machen möchten? Es ist einen Versuch wert, Führung als Dienstleistung für Mitarbeitende zu definieren. Voraussetzung hierfür ist, mit einem Vertrauensvorschuss zu arbeiten, das Wasserglas als halb voll zu betrachten und zu wissen, dass Menschen grundsätzlich von Natur aus motiviert sind. Entscheidend ist es, die individuellen Motivatoren und Kompetenzen jedes Einzelnen zu kennen. Oder einfach gesagt: neugierig auf den Menschen zu sein.
Es geht darum, Stärken zu stärken – statt permanent auf Defizite und Schwächen zu schauen. Dienstleistung in der Führung heißt auch, Mitarbeitenden das bestmögliche Arbeitsumfeld als sicheres Fundament zu organisieren, damit sie gute Leistungen erbringen können und mutig sein dürfen. Neues und Überraschendes entsteht viel leichter, wenn beim Ausprobieren nichts passieren kann. Dann zu sehen, wie Menschen sich weiterentwickeln, wie Teams sich in ihren Kompetenzen ergänzen und vertrauen, welche kreativen neuen Lösungsräume entstehen und last not least die Unternehmensergebnisse steigen, macht Freude.
Ermattung und Unlust bei der Führung lassen sich vermeiden, wenn Führungskräfte selbst bereit sind, sich weiterzuentwickeln. Wie im Leben – so auf der Arbeit: ein nettes Umfeld mit Freunden, Coaches, Trainern und Vorbildern in der Nähe, die bereit sind, einem regelmäßig den Spiegel vorzuhalten, ist ungemein wertvoll. Es ist schön, sich verbunden zu fühlen, dann werden auch schwere Tage leicht.
Und zum Schluss eine wichtige Frage: Haben Sie heute schon gelobt? Dieser Satz sollte in einer Wiedervorlagemappe, am Bildschirm, am Whiteboard, im virtuellen Kalender stehen. Loben ist ein schwieriges Geschäft. Ein schnell dahingeworfenes „gut gemacht“ verpufft in seiner Wirkung und wirkt im schlimmsten Fall unecht. Echte Wertschätzung, die von Herzen kommt, ist individuell, beschreibt, worüber man sich gerade besonders freut, setzt Nähe zur Person und Kennen der Arbeitssituation voraus. Jeder Führungskraft, die im persönlichen und regelmäßigen Kontakt mit den Mitarbeitenden steht, die auch die vielfältigen Belange außerhalb des Arbeitsumfeldes kennt, wird Loben leichter fallen. Die richtige Mischung aus Lob und Ansporn ist eine wichtige Grundlage für Top-Leistungen und Erfolg. Und Erfolg macht bekanntlich eine Menge Spaß!
Zuletzt erschienen:
Heftiger Stellenabbau im Bärenmarkt (18. Januar)
Gutes Gehalt ist absolutes Minimum (17. Januar)