Für die Bildung sparen, heißt Wohlstand schaffen
Die soziale Frage stellte sich erstmals im 19. Jahrhundert, als die industrielle Revolution die Lebensumstände breiter Bevölkerungsschichten in bis dahin unbekanntem Ausmaß rapide verbesserte, jedoch längst nicht alle Menschen davon profitierten und viele in bitterer Armut verharrten. Eine Antwort darauf war die Idee, Genossenschaften zu gründen, in denen sich die Mitglieder untereinander unterstützen. Diese Idee wird auf ewig mit ihren geistigen Vätern Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen verbunden bleiben. Heutzutage lebt die weit überwiegende Mehrheit der Europäer auf relativ hohem Niveau – die grundlegenden Bedürfnisse sind längst gesichert.Der Wohlstand kommt aber nicht von allein. Die Menschen erwirtschaften ihn immer wieder neu durch Arbeit und Lohn. Sie zahlen Steuern und Abgaben an die sozialen Sicherungssysteme. Da diese Beiträge aber nicht ins Unermessliche steigen können, muss der Staat die Bremse einlegen, um nicht von steigenden Kosten durch den medizinischen Fortschritt oder den demografischen Wandel erdrückt zu werden. Zieht der Staat sich zurück, verlagert er indirekt die Verantwortung auf die Bürger. Bei der Altersvorsorge hat dies mit Einführung der Riester-Rente 2002 vorbildlich funktioniert. Es hat sich gezeigt, dass privat finanzierte Leistungen gesetzlich sinnvoll ergänzt werden können und so der Wohlstand auch unter zunehmendem Druck für die sozialen Sicherungssysteme gesichert werden kann. Vielen fällt es schwerGleichwohl erfordert dies, dass die Menschen sparen – und das ist heute ungleich schwerer als noch vor einigen Jahren. Denn in Zeiten niedriger Zinsen funktioniert der Zinseszins nicht mehr. Zudem verliert bereits Erspartes ohne Zinsen deutlich an Wert. Das bedeutet konkret: Den Deutschen entgehen pro Jahr rund 40 Mrd. Euro an Erträgen, weil sie im Niedrigzinsumfeld fast ausschließlich auf altbewährte Zinsanlagen setzen. Dabei wäre hier Abhilfe zu schaffen, indem sie ihr Anlageverhalten ändern. Das fällt vielen Menschen aber nicht leicht, weil sich die Verhaltensmuster beim Sparen über Jahrzehnte eingeschliffen haben. Und doch ist es in diesem Umfeld der einzige Weg, den eigenen Wohlstand zu sichern und zu mehren.Wer jedoch das Thema Wohlstand genauer betrachtet, wird feststellen, dass er weit über den eigenen materiellen Wohlstand hinausreicht. So geht es beispielsweise in Familien oftmals auch darum, den hart erarbeiteten Wohlstand in die nächste Generation zu tragen. Es geht also nicht nur darum, Wohlstand auf- und auszubauen. Viele Menschen suchen auch nach Strategien zum Erhalt des Wohlstands über die eigene Generation hinaus – sei es über ein Erbe oder indem sie den Kindern eine gute Ausbildung ermöglichen. Eigeninitiative gefordertWer sich also mit Wohlstand beschäftigt, sollte diesen Punkt genauer betrachten. Denn auch im Bildungssektor ist mehr denn je Eigeninitiative gefordert, um für sich selbst, seine Kinder oder Enkel eine gute Bildung sicherzustellen. Und das ist zumeist mit hohen Investitionen verbunden.Und da stellt sich zu Recht die Frage: Lohnt sich dieses Investment? Gibt es überhaupt einen Zusammenhang zwischen Bildung und Wohlstand? In einer Studie hat Union Investment das Ifo-Institut mit dem renommierten Bildungsforscher Professor Ludger Wößmann beauftragt, zum einen die Auswirkungen von Bildung auf das Einkommen zu berechnen und zum anderen die Kosten der Bildung aufzuzeigen. Die Ergebnisse der Untersuchung sprechen eine eindeutige Sprache. Unterm Strich bringt jeder höhere Abschluss, vom ungelernten Arbeiter, über den Facharbeiter mit abgeschlossener Lehre, dann den Meister und zum Schluss ein an der Hochschule ausgebildeter Akademiker zwischen 22 und 64 % mehr Nettoeinkommen über die gesamte Lebensarbeitszeit. Höhere Bildung lohnt sichIn genauen Zahlen: Das Lebenseinkommen mit einer abgeschlossenen Lehre liegt durchschnittlich 143 000 Euro netto über dem von Menschen ohne Berufsausbildung. Gegenüber einer Ausbildung erzielt ein Universitätsabsolvent wiederum netto 387 000 Euro mehr. Eine höhere Bildung lohnt sich also auf jeden Fall. Zugleich sinkt mit steigender Bildung auch das Risiko, arbeitslos zu werden. Bildung ist somit ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Wohlstand in unserer Gesellschaft. Nicht umsonst zu habenWie zu erwarten, zeigt ein Blick auf die Investitionsseite: Bildung ist nicht umsonst zu haben. Bildung kostet nicht nur Zeit und Engagement, sondern auch Geld. Und da geschieht Ähnliches wie bei der Altersvorsorge: Um eine eigentlich staatliche Leistung herum werden mehr und mehr auch die Familien gefordert, wenn sie ihrem Nachwuchs die besten Chancen geben wollen. Beispiel Nachhilfe: Gab es Unterstützung für Schüler früher eher vereinzelt, hat sich inzwischen ein richtiger Markt entwickelt. Laut einer im vergangenen Jahr von der Bertelsmann-Stiftung veröffentlichten Studie geben Eltern in Deutschland jährlich allein für private Nachhilfestunden 879 Mill. Euro aus. Annähernd jeder fünfte Gymnasiast nutzt heute Nachhilfeangebote. Und ein Studium in Deutschland kostet Eltern heute durchschnittlich 30 000 Euro – ohne Auslandssemester gerechnet. Einen Weg aufzeigenWie in anderen Bereichen der privaten Vorsorge haben wir als genossenschaftliche Fondsgesellschaft die Verpflichtung, unseren Kunden einen Weg aufzuzeigen, wie sie die Bildung für ihre Kinder möglichst optimal finanzieren können. Denn die klassischen Kunden von Unternehmen der genossenschaftlichen Finanzgruppe finden sich vorrangig in der Mittelschicht wieder. Sie ist das Herzstück der bürgerlichen Gesellschaft Deutschlands mit einem über die Jahrzehnte hinweg recht stabilen Anteil von rund 60 % an der Gesamtbevölkerung. Tragende Säule der Gesellschaft ist dabei die Familie – sei es in der klassischen Eltern-Kind-Konstellation oder in anderen Ausprägungen wie zum Beispiel Patchwork-Familien. Sie alle gehören zu den wichtigsten und häufigsten Kunden im Privatkundengeschäft von Union Investment.Aus eigenen Untersuchungen wissen wir, dass das Sparen für die Bildung der Kinder nicht zu den wichtigsten Sparmotiven zählt. Systematisches Sparen für die Bildung ist nicht besonders weit verbreitet. Dies liegt auch daran, dass der besondere Charakter unseres deutschen Bildungssystems die Kosten häufig unsichtbar werden lässt. Hingegen ist in den angelsächsischen Ländern das Bildungssystem sehr viel stärker durchökonomisiert – die Familien dort wissen das und stellen sich darauf ein. Hierzulande laufen die Bildungsausgaben häufig nebenher. Denn das Bildungssystem wird noch immer in erster Linie als staatliche und somit scheinbar kostenfreie Leistung gesehen. Dass dies nicht stimmt, belegen die vorher genannten Zahlen.Wie sollte Bildungssparen vonstattengehen? Als optimale Form eignet sich hier der Fondssparplan wie kaum ein anderes Finanzinstrument. Ein einfaches Beispiel macht dies deutlich. Eine Familie, die 18 Jahre regelmäßig 100 Euro pro Monat in einen Fondssparplan spart, erhält bei einer angenommenen Rendite von 4 % am Ende eine Summe von gut 31 000 Euro. Damit wäre dann das Studium bezahlt. Dabei betrug das eigene eingesetzte Kapital nur gut 21 000 Euro. Neben dieser sehr einfachen und effektiven Form des Sparens führt dies auch zu einem weiteren Effekt, der nicht zu unterschätzen ist. Denn Sparen für den Nachwuchs ist auch eine Gelegenheit, um den Nachwuchs selbst an das Thema der Geldanlage heranzuführen. Gerade in Zeiten niedriger Zinsen gilt: Die Generation der Digital Natives hat als “Generation Niedrigzins” die Wirkung von Zins und Zinseszins nicht mehr kennengelernt.Anders, als man allerdings glauben könnte, ist die Sparneigung bei jungen Menschen dennoch nicht geringer ausgeprägt als bei den Älteren. Tatsächlich liegt der Anteil der Nichtsparer bei den 16- bis 25-Jährigen mit 8 % sogar unter dem Durchschnitt von 10,4 % aller anderen Altersklassen. Hinzu kommt ein weiterer erstaunlicher Fakt: Ihre Affinität für eine persönliche Beratung liegt mit 61,4 % ähnlich hoch wie bei der Gesamtbevölkerung. Hier bieten sich den genossenschaftlichen Banken noch enorme Potenziale, die junge Zielgruppe weiter zu erschließen. Insbesondere Fondssparpläne sind für Kinder und Jugendliche eine hervorragende Möglichkeit, schrittweise die Vorteile ausgewogener Geldanlagen kennen zu lernen. Noch NachholbedarfWer mit 16, 18 oder 20 Jahren die Früchte eines Sparplans ernten kann, den seine Familie zur Geburt abgeschlossen hat, verliert seine Berührungsängste vor aktienbasierten Anlagen. Der passende Einstiegszeitpunkt ist aber nicht nur bei der Geburt oder im Kindesalter. Auch spätere Einstiege, wie zum Beispiel der Berufsstart bieten sich an. So sind vermögenswirksame Leistungen eine gute Gelegenheit, mit dem Fondssparen zu beginnen. Doch nutzen auch diese Gelegenheit heute nur 12,5 % der 16- bis 25-Jährigen, in der Gesamtbevölkerung sind es 34,6 %.Hier besteht noch Nachholbedarf, und hier gibt es noch viel zu tun. Für uns ist dies ein enormer Ansporn, weiter für eine Evolution des Sparens und für mehr ausgewogene Geldanlagen zu werben. Denn als genossenschaftliche Fondsgesellschaft stehen wir zu unserer Verantwortung, den Wohlstand unserer jungen und älteren Kunden nachhaltig zu sichern und zu mehren.—Hans Joachim Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment