Für mittlere Fondshäuser bleibt Platz
jsc Frankfurt – Der Fusionsdruck in der Fondsbranche ist laut einer Analyse von Morgan Stanley in Europa vielerorts schwächer ausgeprägt als in den USA. Während jenseits des Atlantiks der Kostendruck höher, die Wachstumsaussichten für aktive Anlagestrategien geringer und der Vertrieb heterogener sei, hingen Europas Fondshäuser stärker an Banken und dem zugehörigen Vertriebsnetz, hält die US-Bank in einer Analyse fest. Breit aufgestellte, länderübergreifend tätige Fondsadressen mit vielen Produktlinien und Vertriebskanälen müssen aus Sicht der Analysten bereits heute idealerweise mehr als 1 Bill. Dollar an verwaltetem Vermögen aufbringen, doch zugleich sind etliche andere Häuser auch “weit unter” dieser Marke profitabel, wenn sie sich auf wenige Produkte und Vertriebskanäle konzentrieren oder als “Captive” agieren, als Anhängsel von Banken mit breitem Vertriebsnetz. Nur wenige Märkte seien so fragmentiert wie das Fondsgeschäft, lautet der Befund.Die jüngste große Fusion der Branche haben die US-Adressen Franklin Templeton und Legg Mason vollzogen, der Aktionärsaktivist Nelson Peltz dringt auf eine Fusion von Invesco mit Janus Henderson, die selbst erst 2016 aus einer Fusion hervorgegangen ist. Standard Life und Aberdeen haben sich 2017 zusammengetan, während sich die französische Amundi 2016 die ehemalige Unicredit-Tochter Pioneer einverleibt hatte. Diese und andere Fusionen gehen laut Analyse mit erheblichen Kostensenkungen einher, und zwar im Durchschnitt mit 29 % im Verhältnis der übernommenen Kostenbasis. Allerdings haben die Fusionen der Analyse zufolge in den Fällen von Janus und Henderson sowie Standard Life und Aberdeen neben anderen weder das Neugeschäft stabilisiert noch die Bewertung beflügelt. Im besten Fall schaffe eine Fusion Chancen durch weitere Produkte und Vertriebskanäle.In Deutschland sind die DekaBank an die Sparkassen und Union Investment an die Kreditgenossenschaften gebunden, während Allianz Global Investors und DWS etwas stärker global präsent, aber ebenfalls stark auf den Vertrieb in Deutschland ausgerichtet sind. Der Hauptgeschäftsführer des deutschen Fondsverbands BVI, Thomas Richter, hatte vor wenigen Tagen mit Blick auf Deutschland der These widersprochen, dass eine Konsolidierung der Branche zwischen spezialisierten Häusern einerseits und breit aufgestellten Adressen andererseits kaum Raum für mittelgroße Gesellschaften lasse. Fusionen sind aber denkbar: Die DWS beansprucht als börsennotierte Tochter der Deutschen Bank eine aktive Rolle in einer Konsolidierung, das Fondsgeschäft der DekaBank und der Helaba könnte bei einer etwaigen Bankfusion verschmolzen werden.