GDV warnt vor Überregulierung

Verband wendet sich gegen Instrumente der makroprudenziellen Aufsicht

GDV warnt vor Überregulierung

tl Frankfurt – Die deutsche Versicherungswirtschaft befürchtet eine Überregulierung bei dem Bestreben, die Finanzstabilität zu verbessern. Konkret geht es um neue Instrumente im Rahmen der makroprudenziellen Aufsicht, die im Moment unter anderem von der europäischen Aufsicht EIOPA diskutiert werden. “Große Sorge”In ihrem der Börsen-Zeitung vorab vorliegenden Positionspapier “On Systemic Risks and the Macroprudential Framework in the Insurance Industry” drückt der Versicherungsverband GDV seine “großen Sorgen” in Bezug auf die aktuelle Diskussion über mögliche zusätzliche Instrumente aus. Konkret werden vier Punkte kritisiert. Erstens sei die Bewertung relevanter systemischer Risiken nicht ausreichend evidenzbasiert (zum Beispiel das Liquiditätsrisiko). Zweitens würden bereits im Rahmen von Solvency II vorhandene Instrumente nicht vollständig berücksichtigt (etwa Kapitalpuffer, Sanierungspläne, Zahlungsbeschränkungen, Berichtspflichten).Potenzielle Instrumente wie Kapitalzuschläge, Leverage und Liquidity Ratios seien drittens nicht ausreichend zielgenau und risikosensitiv. Schließlich weist der GDV auf erhebliche Herausforderungen bei der operationellen Implementierung hin. Außerdem würden Kostenüberlegungen in der Diskussion nicht ausreichend berücksichtigt. In diesem vierten Punkt geht es beispielsweise um Erweiterungen des ORSA (Own Risk and Solvency Assessment) und um mögliche weitere Berichtspflichten oder Pläne.Statt sich mit solchen neuen oder erweiterten Instrumenten zu beschäftigen, sollte der Fokus auf der Verminderung kontraproduktiver Effekte des aktuellen Aufsichtssystems liegen, heißt es in dem Positionspapier. So unterstütze man entschieden eine Verbesserung der Volatilitätsanpassung in Solvency II. Abschließend betont der Verband, dass die makroprudenzielle Aufsicht nur ein Baustein sei, um die Finanzstabilität zu gewährleisten. Als eine viel effektivere Stellschraube gilt dem GDV beispielsweise die Vollendung der europäischen Kapitalmarktunion. Angeregt wird aber auch eine Überarbeitung der seit 2008 gültigen Regelungen zum garantierten Rückkaufswert (Paragraf 169 Versicherungsvertragsgesetz). Denn dadurch seien die deutschen Lebensversicherer im Falle eines durch steigende Zinsen verursachten Schocks weniger widerstandsfähig.Im Papier verweist der GDV auf einen breiten Konsens, nach dem von der Assekuranz nur ziemlich geringe systemische Risiken ausgehen – im Gegensatz zum Bankensektor oder zu den Immobilienmärkten. Vielmehr bildeten Versicherer meist einen stabilisierenden Faktor im Finanzsystem. Ausdrücklich wird vor voreiligen Maßnahmen und Überregulierung gewarnt. Dies könne die positiven Aspekte der Versicherungswirtschaft als Risikoträger und langfristig orientierter Investor einschränken.