Geldwäsche an der Börse - 22 Mill. Pfund konfisziert

Londoner Polizei hat russische Bande im Verdacht

Geldwäsche an der Börse - 22 Mill. Pfund konfisziert

hip London – Eine russische Bande hat offenbar versucht, die Intercontinental Exchange (ICE) als Geldwaschanlage zu benutzen. Wie die City of London Police mitteilt, wurden 22 Mill. Pfund (27,9 Mill. Euro) beschlagnahmt. Sechs Wochen zuvor hatte sie einen 43-jährigen russischen Broker in der City unter dem Verdacht des Betrugs und der Geldwäsche festgenommen, der später gegen Kaution freikam. Seine fünf Handelskonten wurden geschlossen, das Geld in Form von vier Schecks von einer Clearingfirma in der Square Mile entgegengenommen.Transparency International (TI) zufolge fließen jährlich Milliarden Pfund ins Land, die zweifelhaften Ursprungs sind. Geldstrafen seien im Vergleich zum Ausmaß der Geldwäsche gering und wirkten deshalb nicht abschreckend. Über die sieben von der Steuerbehörde HMRC regulierten Branchen hinweg – inklusive Immobilienmakler – seien im Finanzjahr 2014/15 insgesamt Geldstrafen im Volumen von lediglich 768 000 Pfund verhängt worden, bemängelte die Nichtregierungsorganisation. Die durchschnittliche Höhe der Geldstrafen belief sich auf gerade einmal 1 134 Pfund. Die großen Summen, die sich an Börsen in hoher Geschwindigkeit bewegen lassen, machen die Handelsplätze besonders attraktiv für die Geldwäsche. Der US-Börsenbetreiber ICE, der sich zuletzt aus dem Rennen um die London Stock Exchange Group zurückgezogen hat, nutzt spezielle Überwachungswerkzeuge und -technologien, die verdächtige Muster im Handel erkennen sollen. Die britische National Crime Agency (NCA) verfügt nicht über ausreichend Kapazitäten, um gegen ausgefeilte Methoden der Geldwäsche vorzugehen. “Unsere Informationen sind unvollständig, aber was wir wissen, ist besorgniserregend”, sagte David Little, Head of Money Laundering & Corruption Threat Desk bei der National Crime Agency, als er auf einer Fachkonferenz der Wealth Management Association für ein gemeinsames Vorgehen gegen Finanzkriminalität warb. Man wolle sich verstärkt den Anwälten, Buchhaltern und Steuerberatern widmen, die komplexe Strukturen über mehrere Jurisdiktionen hinweg aufsetzen. Die Summen, die auf diese Weise gewaschen würden, bewegten sich “im zweistelligen, wenn nicht im dreistelligen Milliardenbereich”, sagte Little.”Unsere Ermittlungen deuten darauf hin, dass eine Gruppe, die verdächtigt wird, zur organisierten Kriminalität in Russland zu gehören, den Londoner Futures-Markt zur Wäsche von Millionen von Dollar aus illegalen Geschäften genutzt hat”, sagte Detective Inspector Craig Mullish. Die Verhaftung und die Beschlagnahmung seien Ergebnis viermonatiger Ermittlungen der Anti-Geldwäsche-Einheit der Polizei, die dabei eng mit dem Börsenbetreiber zusammengearbeitet habe. Eine russische Ölfirma, eine Schweizer Investmentgesellschaft, ein Vehikel auf den Britischen Jungferninseln und eine weitere russische Firma wurden nach den Erkenntnissen der Ermittler dazu genutzt, Gewinne aus illegalen Geschäften aus Russland zur Geldwäsche nach Großbritannien zu transferieren.