Gemischte Fonds schmieren ab

Absatz in Deutschland bricht ein - Rätseln über Ursache - Institutionelle Kunden bleiben Branche aber treu

Gemischte Fonds schmieren ab

Nach dem Einbruch des Neugeschäfts mit Mischfonds sucht die Fondsbranche nach der Ursache. Dabei ist überhaupt nicht klar, ob schwache Aktienmärkte im Jahr 2018 oder aber andere Gründe die Anleger vergrault haben. Die Lage der Fondshäuser ist heterogen. Stark ist die Branche weiter im Spezialfondsgeschäft.jsc Frankfurt – Die deutsche Fondsbranche zeigt sich nach einem Einbruch der Verkaufszahlen von Mischfonds im ersten Halbjahr uneins über die Ursachen. Während die Fondsadresse Union Investment auf “Performance-Herausforderungen” angesichts unruhiger Märkte im Jahr 2018 verweist und sich damit offenbar auf den Kursrutsch zum Jahresende beruft, erklärt die DekaBank auf Nachfrage den Rückgang mit dem Niedrigzinsumfeld, das gerade defensive Mischfonds belastet habe.Die DWS sieht eine allgemeine Unsicherheit an den Börsen vor dem Hintergrund politischer Unsicherheit, während Allianz Global Investors die hohen Abflüsse aus dem Mischfonds “Income and Growth” anführt, aus dem Anleger unterm Strich 2,2 Mrd. Euro abgezogen haben. Dies sei allerdings kein Hinweis auf einen allgemeinen Trend von Mischfonds, sagte ein Sprecher.Im ersten Halbjahr brach der Nettoabsatz von Mischfonds in Deutschland branchenweit auf 276 Mill. Euro von zuvor 12,2 Mrd. Euro ein, wie der deutsche Fondsverband BVI berichtet. Damit unterbricht die Absatzschwäche dieser Produkte einen seit Jahren währenden Trend. Seit 2013, dem Startjahr des Booms, kamen im Neugeschäft hier netto 144 Mrd. Euro zusammen, weit mehr als in jeder anderen Kategorie im Segment der Publikumsfonds. Zwar schwächelte das Geschäft der Mischfonds während dieser Boomphase zwischenzeitig – doch selbst 2016, als der Absatz insgesamt schwach war, haben gemischte Produkte über einen längeren Zeitraum deutlich mehr eingesammelt als jetzt. Der schwache Mischfondsabsatz belastet den gesamten Markt: Insgesamt gab das Publikumsfondsgeschäft zuletzt deutlich nach (siehe Grafik).Union Investment hält den Absatz der überwiegend aus Mischfonds bestehenden Reihe “PrivatFonds”, die 24,8 Mrd. Euro auf die Waage bringt, mit Zuflüssen von netto 255 Mill. Euro über Wasser. So erzielte etwa die nachhaltige Variante Zuflüsse. Die DekaBank verzeichnet derweil in der 7,7 Mrd. Euro schweren Reihe “BasisAnlage” Abflüsse von 361 Mill. Euro. Die Kölner Fondsgesellschaft Flossbach von Storch erzielt mit den beiden Mischprodukten “Multiple Opportunities”, die zusammen 21,2 Mrd. Euro schwer sind, einen Absatz von annähernd 1,8 Mrd. Euro. Die bankenunabhängige Gesellschaft behauptet sich damit als eine der wichtigsten Mischfondsadressen in Deutschland.Insgesamt lassen die Daten aber keinen genauen Schluss zu, ob Anleger die Angst vor dem Aktienmarkt gepackt hat oder ob der Rückgang im Vertrieb andere Ursachen hat: Während sich aktienbetonte globale Mischfonds gut verkauft haben, zogen Anleger Mittel aus ebenfalls aktienbetonten Mischfonds mit Fokus auf den Euroraum ab. Aktiv verwaltete Aktienfonds zogen im ersten Halbjahr 2,8 Mrd. Euro an, während im ETF-Segment, das der BVI nur teilweise erfasst, 2,1 Mrd. Euro aus Aktienfonds abflossen.Die Nachfrage nach offenen Immobilienfonds ist derweil ungebrochen: Hier war der Absatz mit netto 6,1 Mrd. Euro mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr. Gleichzeitig zogen Anleger 2,0 Mrd. Euro aus Rentenfonds ab. Vor allem Euro-Kurzläuferfonds, die ähnlich wie Geldmarktfonds genutzt werden, kamen hier unter die Räder. Die Produkte werden vor allem von institutionellen Anlegern verwendet. Spezialfondsabsatz im Himmel Schwach und heterogen ist das Publikumsgeschäft, stark und stabil der Absatz mit Spezialfonds. Netto 38,3 Mrd. Euro kamen hier zusammen und damit ähnlich viel wie im Vorjahr (siehe Tabelle). Spezialfonds werden für institutionelle Investoren wie Versicherer und Altersvorsorgeeinrichtungen aufgelegt und bescheren der deutschen Fondsbranche seit Jahren ein hohes Neugeschäft. Allerdings sind die Margen in dem Segment geringer als im Massengeschäft mit privaten Anlegern.Häufig werden die Mittel am Ende oft gar nicht von den Fondsgesellschaften selbst verwaltet. Denn von dem Spezialfondsvermögen im Wertpapiersegment von 1,68 Bill. Euro werden 44 %, also deutlich mehr als 700 Mrd. Euro, von Dritten außerhalb des Konzerns verwaltet, wie der BVI aufschlüsselt. Eine Fondsgesellschaft bündelt die Mittel also häufig nur im Spezialfondsmantel und zieht dann weitere Anbieter hinzu. Häufig kommen dabei ausländische Fondsadressen zum Zuge.Insgesamt verwaltet die deutsche Fondsbranche 3,23 Bill. Euro, wovon mehr als die Hälfte auf Spezialfonds entfällt und mit 1,05 Bill. Euro knapp ein Drittel auf Publikumsfonds. Ein kleiner Teil entfällt auf geschlossene Vehikel, der Rest wird ohne Fondshülle gesteuert.