PERSONEN

Gerhard Hofmann 60

Von Bernd Wittkowski, Frankfurt Börsen-Zeitung, 3.2.2017 Irgendetwas unklar mit einem exotischen Detail in Fußnote 23 auf Seite 719 eines Paragraphenwerks zur Bankenregulierung? Wenn sonst keiner helfen kann, weiß einer garantiert die Antwort:...

Gerhard Hofmann 60

Von Bernd Wittkowski, FrankfurtIrgendetwas unklar mit einem exotischen Detail in Fußnote 23 auf Seite 719 eines Paragraphenwerks zur Bankenregulierung? Wenn sonst keiner helfen kann, weiß einer garantiert die Antwort: Gerhard Hofmann. Ihn eine Koryphäe in Sachen Aufsichtsrecht zu nennen wäre die Untertreibung des Jahres. “Regulierungsguru” käme der Wahrheit näher. Die Mitglieder des Bundesverbandes der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR) wissen, was sie an ihrem Vorstandsmitglied haben – und die Bundesbank dürfte wissen, was sie 2008 mit ihrem Zentralbereichsleiter Banken und Finanzaufsicht verloren hat, der insgesamt mehr als zwei Jahrzehnte im Dienst der Währungsbehörde stand und in dieser Zeit maßgeblichen internationalen Gremien wie dem Baseler Ausschuss – so als Unterhändler bei “Basel II” – oder dem Committee of European Banking Supervisors (CEBS), Vorgänger der European Banking Authority (EBA), angehörte.Von außen betrachtet wirkte das damals wie ein Übertritt zu einem anderen Glauben. Hofmann schien fest mit der Bundesbank verwachsen zu sein. Und war seine Beförderung zum Vorstandsmitglied nicht nur eine Frage der Zeit? Doch war ihm dieser Weg womöglich aus Gründen verbaut, die man allenfalls als Kenner der höheren politischen Arithmetik erahnen kann. Der Wechsel von der Seite der Aufseher auf jene der Beaufsichtigten ging dann bruchlos und absolut glaubwürdig über die Bühne; nie kam auch nur der Hauch eines Anscheins auf, Hofmann habe seine bis dato vertretenen Positionen an der Garderobe des BVR abgeben müssen, bevor er sich aus voller Überzeugung für die Interessen der Kreditgenossen starkmachen konnte.Eine kleine Genossenschaftsbank dürfe nicht mit der gleichen Intensität überwacht werden wie ein Global Player, hatte Hofmann beispielsweise im Jahr 2000 als Bundesbankdirektor im Gespräch mit der Börsen-Zeitung gesagt und sich in diesem Sinne erfolgreich im Baseler Ausschuss eingesetzt. Da konnte er 2008 guten Gewissens gleichsam als erste Amtshandlung in neuer Funktion dafür plädieren, undifferenzierte Regulierungen zu vermeiden, die “dem bewährten dezentralen Geschäftsmodell” des genossenschaftlichen Finanzverbundes nicht gerecht würden. In dieser Kontinuität engagiert er sich seither mit ganzer Kraft für die Volks- und Raiffeisenbanken.Der aus Bamberg stammende Diplom-Kaufmann, im BVR-Vorstand für Recht, Steuerrecht/Rechnungslegung und die Sicherungseinrichtung zuständig und seit 2016 zudem Präsident der European Association of Cooperative Banks, verfügt über seine außergewöhnlich tiefe Fachkenntnis hinaus über die seltene Gabe, die schwer bekömmliche Regulierungskost für sein jeweiliges Auditorium auf gut verdauliche Art aufzutischen und mit feinem Humor zu würzen. Hofmann ist ein angenehmer Zeitgenosse, über den in seinem heutigen wie im früheren Umfeld stets mit höchstem Respekt gesprochen wird. Am Montag wird er 60 Jahre alt.