Geschlossene Sachwertinvestitionen sind kein Allheilmittel - aber besser denn je

Der Weg für neue Publikums- und Spezial-AIF ist frei - Anlageverhalten hinterfragen

Geschlossene Sachwertinvestitionen sind kein Allheilmittel - aber besser denn je

2014 war eine Herausforderung. Nach dem Inkrafttreten des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB) stand das Jahr von Anfang an im Zeichen der Fragen: Wie lange dauern die Zulassungsverfahren? Wann ist mit Produkten nach neuem Recht zu rechnen? Heute wissen wir, es hat alles länger gedauert als erwartet und befürchtet. Aber es hilft nichts, dies zu beklagen. Zwar ist für das vergangene Jahr im Ergebnis die Zahl neuer Produkte hinter dem zurückgeblieben, was die Branche aus den Vorjahren kannte. Doch das wird nicht so bleiben: Die Prozesse zwischen Unternehmen und Aufsicht spielen sich ein, viele Auslegungsfragen sind inzwischen – durch das starke Engagement des bsi mit seinen Mitgliedern – geklärt. Der Weg für neue Publikums- und Spezial-AIF ist frei.Der neue Rechtsrahmen des KAGB hinterlässt Spuren. Der Markt für geschlossene alternative Investmentfonds (AIF) wird in Zukunft wohl weniger als 100 aktive Anbieter haben. Diese wiederum werden sehr unterschiedlich aufgestellt sein. Es wird Unternehmen geben, die sich mit ihren Produkten ausschließlich an den Privatanleger richten. Andere konzentrieren sich mit ihren Aktivitäten bereits gezielt auf die professionellen Anleger. Und auch in der Produktpalette zeichnet sich Vielfalt ab: Schon jetzt gibt es Unternehmen, die sich auf ein bis zwei Assetklassen beschränken, andere wiederum wählen bewusst eine möglichst große Bandbreite.Der frisch regulierte Markt lässt, auch in seinen rechtlichen Rahmenbedingungen, den Freiraum für solche Vielfalt. Und mit Blick auf die hinter uns liegenden, von AIFM-Richtlinie und KAGB-Umsetzung geprägten Jahre ist es ihm auch zu wünschen, dass diese Vielfalt bestehen bleibt, dass sie wächst und sich weiter entwickeln kann. Eine wichtige Voraussetzung dafür wird sein, dass die Finanzaufsicht genügend Personal und Mittel erhält, damit sich die Zulassungszeiten mindestens mittelfristig auf ein unternehmerisch vertretbares Maß einpendeln.Ist das Ende der Regulierung abzusehen? Nein, mitnichten. Mifid II lässt grüßen. Auch Themen wie PRIIPS (Packaged Retail and Insurance-based Investment Products) oder Schattenbanken können Auswirkungen auf den Markt der AIF haben. Außerdem sind noch einige Themen zu bearbeiten. Denn damit die neuen geschlossenen Investmentvermögen gleichberechtigt neben ihren regulierten Wettbewerbern stehen können, fehlt es noch immer an einigen Anpassungen. Weder das Investmentsteuerrecht noch die Anlageverordnung, die insbesondere den Zugang der professionellen Investoren zu diesem Segment des Finanzmarktes regelt, sind bisher an die Vorgaben des KAGB angepasst worden. Für die geschlossenen Investmentvermögen heißt das, dass sie hier derzeit noch Wettbewerbsnachteile erfahren. Der bsi wird sich 2015 intensiv dafür einsetzen, dass dieses Ungleichgewicht behoben wird.Für die volle Bandbreite an möglichen Sachwertinvestments braucht es nach dem Willen des KAGB geschlossene Strukturen. Einzige Ausnahme sind Immobilien, die auch als offene AIF gestaltet sein dürfen. Vor diesem Hintergrund kann man erwarten, dass die Zahl geschlossener AIF binnen Jahresfrist noch einmal deutlich steigen wird. Das gilt übrigens sowohl für Publikums- als auch Spezial-AIF.Der bsi hat seine Mitglieder gefragt, wie sie die künftige Entwicklung einschätzen: Demnach wird die Zahl der Produkte bei den geschlossenen Spezial-AIF am stärksten zunehmen, dicht gefolgt von geschlossenen Publikums-AIF. Im Bereich der offenen Publikums- und Spezial-AIF wird hingegen eher ein Rückgang in der Zahl der Produkte erwartet.Mit der Umsetzung des KAGB ist das aktive Asset Management ins Zentrum der geschlossenen Investmentvermögen gerückt. Heute liegen die Anreize nicht mehr in einer möglichst raschen Folge an neuen Produkten, sondern in besten Ergebnissen in der Bewirtschaftung des Assets. Immobilien werden auch 2015 den größten Teil der Produktpalette für private und professionelle Investoren ausmachen. Direkt danach folgen nahezu gleichauf die Bereiche Luftfahrt und erneuerbare Energien.In den vergangenen zwei Jahren hat sich die Branche auf die Umsetzung des KAGB konzentriert. Nachdem nun das Marktgeschehen wieder ins Zentrum rückt, öffnet sich ein neues Thema: Wie kommen die neuen Produkte zum Anleger? Hier muss man sehr deutlich zwischen den privaten und den professionellen Anlegern unterscheiden. Letztere haben seit 2010 ihre Investitionen in geschlossene Sachwertinvestments kontinuierlich gesteigert. Die Gründe liegen auf der Hand: Bei der Vermögensverwaltung großer Portfolien greift eine andere Sicht auf das Verhältnis von Rendite und Risiko. Professionelle Investoren wissen, dass die Beimischung langfristiger Investments mit unternehmerischer Prägung, wie es die geschlossenen Investmentvermögen nun einmal sind, positive Effekte auf Vermögenserhalt und Vermögensmehrung haben. Sie nutzen die Diversifizierung mit alternativen Investments für bessere Ergebnisse im aktuellen Niedrigzinsumfeld.Privatanleger befinden sich dagegen weiterhin in einem Zustand des nachhaltigen Misstrauens, der durch Inflationsszenarien, die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) und militärische Krisen kontinuierlich gefördert wird. Die Menschen erleben die Welt als schnell, unsicher und latent bedroht. Und das spiegelt sich auch in ihrem Anlageverhalten: Obwohl inzwischen fast jeder weiß, dass sich Vermögen in festverzinslichen Anlagen nicht vermehrt, wenn die Inflationsrate höher ist als das Zinsniveau, hat sich in der Anlagekultur der Deutschen bislang wenig verändert: Noch immer sind festverzinsliche Produkte wie Tages- und Festgeld die Spitzenreiter unter den von deutschen Anlegern favorisierten Finanzprodukten.Laut Statistischem Bundesamt entfällt knapp die Hälfte des 5000 Mrd. Euro großen Sparvermögens der Deutschen auf Bareinlagen (42%), der Aktienanteil liegt bei lediglich 6%. Die Postbank hat in einer Studie ermittelt, dass die deutschen Sparer 2014 rund 21 Mrd. Euro ihres Vermögens allein durch Inflation verloren haben.Bisher ist nicht abzusehen, dass die Europäische Zentralbank ihre Geldpolitik zügig so verändert, dass die Zinsen wieder über das Inflationsniveau steigen. Über kurz oder lang müssen private Anleger deshalb ihr bisheriges Anlageverhalten hinterfragen, wenn sie verhindern wollen, dass ihr Vermögen schrumpft.Geschlossene Sachwertinvestitionen sind dafür kein Allheilmittel, aber sie sind eine Möglichkeit – und zwar eine, die besser denn je ist. Der Gesetzgeber hat gerade für die aus seiner Sicht besonders schützenswerten Privatanleger eine Reihe zusätzlicher Regeln erlassen, mit denen Risiken begrenzt werden. So zum Beispiel bei der Aufnahme von Fremdkapital oder der Investition in mehrere Objekte. Hinzu kommen das ständige Reporting an Finanzaufsicht und Anleger und die Pflicht, eine unabhängige Verwahrstelle für die Anlagegelder einzusetzen. Damit ist im Interesse des Anlegers schon viel bewirkt.Wer sich nun dafür entscheidet, unterschiedlich liquide Anlageformen mit unterschiedlich langen Laufzeiten und verschiedenen Investitionsgegenständen kombinieren zu wollen, der kann eben auch die neuen AIF in Betracht ziehen: Sie sind langfristige Investitionen mit einer festen Laufzeit. Sie investieren in konkrete Assets wie Immobilien, Flugzeuge oder Solaranlagen. Sie sind unternehmerisch geprägt.Investitionen können ab Beteiligungssummen von 10000 Euro gut gestückelt werden. Die Frage, die man stellen darf, ist folgende: Sind fünf Beteiligungen an Immobilien über regulierte geschlossene AIF, verwaltet von Asset-Management-Profis, vielleicht doch besser als eine in Eigenregie verwaltete Eigentumswohnung?——Eric Romba, Hauptgeschäftsführer, bsi Bundesverband Sachwerte und Investmentvermögen e.V.