Im GesprächLebensversicherer

Allianz hält Verzinsung stabil

Die Allianz Lebensversicherung in Deutschland bietet ihren Kunden im nächsten Jahr eine unveränderte Gesamtverzinsung. Vorstand Volker Priebe sieht einen Wettbewerbsvorteil.

Allianz hält Verzinsung stabil

Im Gespräch: Volker Priebe

Allianz hält Verzinsung in Lebensversicherung stabil

Produktvorstand Volker Priebe sieht attraktive Konditionen im Konkurrenzvergleich – Kunden erhalten Riester-Rente wieder mit fondsgebundenem Konzept

Die Allianz Lebensversicherung in Deutschland verrechnet ihren Kunden im nächsten Jahr eine unveränderte Gesamtverzinsung. Vorstand Volker Priebe weist darauf hin, dass der Versicherer damit stabile Renditechancen bietet. Die Wiederanlagerendite der Allianz-SE-Lebenssparte ist zuletzt stark gesunken.

Von Michael Flämig, München

Nach zwei Jahren steigender Zinssätze hält die Allianz Lebensversicherung ihre Gesamtverzinsung stabil. „Das ist keine Selbstverständlichkeit angesichts der volatilen Kapitalmärkte und der schon wieder sinkenden Zinsen“, sagt Volker Priebe, der im Allianz-Leben-Vorstand für Privatkunden und Produkte zuständig ist, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung: „Wir setzen auf langfristig stabile Renditechancen.“ Zins-Angebote für nur ein halbes Jahr seien nicht die Sache der Allianz.

Wiederanlagerendite sinkt

Die Gesamtverzinsung aus dem Sicherungsvermögen für die Lebensversicherung „Perspektive“ verharrt im nächsten Jahr bei 3,8%. In den zwei Jahren zuvor war der Zinssatz um jeweils 0,3 Prozentpunkte angehoben worden, im Jahr zuvor hatte die Allianz Leben ihn stabil gehalten.

In der Gesamtverzinsung ist eine laufende Verzinsung von 2,8% enthalten. Den Kunden der klassischen Lebensversicherung werden unverändert 3,5% bei einer laufenden Verzinsung von 2,7% versprochen. Die Wiederanlagerendite der Allianz SE in der Sparte Lebensversicherung ist zuletzt stark gesunken. Bei Investitionen in festverzinsliche Wertpapiere wurden im dritten Quartal weltweit durchschnittlich 3,9% erzielt, zwölf Monate zuvor waren es 4,7% gewesen.

Zinszusatzreserve aufgelöst

Der durchschnittliche Allianz-Garantiezinssatz ohne Zinszusatzreserve sei mittlerweile in Deutschland auf 1,9% gesunken, sagt Priebe. Inklusive Reserve liege man nun zwischen 1,1 und 1,2%. Das Ziel, einen Wert von 0,9% Ende 2024 vorweisen, sei nur deshalb nicht erreicht worden, weil man angesichts des Zinsanstiegs nicht so viel Zinszusatzreserve habe bilden müssen. Aktuell werde sogar Zinszusatzreserve in kleinen Schritten aufgelöst.

Priebe begründet die Entscheidung auch damit, dass die Allianz die veränderten Kapitalmarktbedingungen 2023 und 2024 sehr schnell an die Kunden weitergegeben habe, und zwar im Wettbewerbsvergleich in ausgeprägtem Maß mit 0,6 Punkten auf 3,8%: „Wenn ich so in unserer Branche schaue, gibt es zwar den einen oder anderen Versicherer, der auch erhöht, aber die allerwenigsten kommen an unsere Marke heran.“

Höhere Marktanteile im Blick

Die Allianz erklärte, das aktuelle Zinsniveau habe im laufenden Jahr beim Vorsorgekonzept „Perspektive“ zu einem spürbaren Nachfrageschub geführt. Die kapitalmarktnahen Vorsorgekonzepte KomfortDynamik und InvestFlex werden laut Allianz Leben immer wichtiger. Sie hätten einen Anteil von mehr als 50% im Neugeschäft, heißt es in der Mitteilung des Versicherers. Priebe sagt, dass er im laufenden und auch in den kommenden Jahren gute Gründe für eine weiter starke Nachfrage für Allianz Leben sehe: „Wir wollen weiter über dem Markt wachsen.“

Die Anhebung des Höchstrechnungszinses von 0,25% auf 1,0%, die der Regulator beschlossen hat, würden die Allianz-Portfolien in wesentlichen Teilen nicht beeinflussen, sagt Priebe. Es werde jedoch zum 1. Januar nächsten Jahres Modifikationen geben. Beispielsweise werde die Riester-Rente auch wieder in den fondsgebundenen Konzepten wie KomfortDynamik angeboten. Außerdem biete die Allianz im Vorsorgekonzept „Perspektive“ gegen Einmalbeitrag wieder ein Garantieniveau von 100% statt bisher 97% an.

Private Equity ist beliebt

Die Private-Markets-Police als Produktinnovation des Jahres 2024 errege ein hohes Interesse, sagt Priebe. Sie erlaubt die Wahl zwischen den Anlagestrategien Infrastruktur, erneuerbare Energien, Private Debt, Private Equity und einer sogenannten Future-Focused-Strategie. „Der Beratungsbedarf für diese neue Police ist spürbar“, räumt Priebe ein. Die Kunden wählten in der Hälfte aller Verträge Private Equity. Die Private-Finance-Police, die nur die Investition in ein Bündel von Anlagestrategien ermöglicht, liege nun bei einem Bestand von 4,5 Mrd. Euro.

Allianz Leben hatte Ende Juni 98 (September 2023: 95) Mrd. Euro in alternative, nicht börsengehandelte Anlagen wie Private Equity, Infrastrukturprojekte, erneuerbare Energien, Immobilien und Private Debt investiert. Hinzu kommen mehr als 20 Mrd. in nicht gehandelten privaten Immobilienfinanzierungen.

Die Zahl der Kunden betrage rundungsbedingt unverändert 10,7 Millionen, sei jedoch leicht gewachsen, erläutert Priebe. Letztmals hatte Allianz Leben zwischen September 2020 bis September 2021 einen relevanten Anstieg gemeldet, und zwar von mehr als 10,3 auf 10,7 Millionen.