Getsafe überzeugt Swiss Re
ak Köln
Die Swiss Re investiert erneut in den digitalen Versicherer Getsafe aus Heidelberg. Der Schweizer Rückversicherer, mehrere deutsche Family Offices sowie Venture-Capital-Investoren (Earlybird, Commerzventures der Commerzbank) stemmten eine weitere Finanzierungsrunde über knapp 55 Mill. Euro, wie das Insurtech mitteilte. Damit sei die Series B auf 80 Mill. Euro aufgestockt worden. Erst im Dezember 2020 hatte Getsafe 25 Mill. Euro eingesammelt. Die Swiss Re war damals Hauptinvestor.
Mit jetzt rund 125 Mill. Euro Wagniskapital, die in mehreren Runden in die Gesellschaft gepumpt wurden, gehört Getsafe zu den am besten finanzierten Insurtechs in Deutschland. Unangefochtener Spitzenreiter ist Wefox. Die Berliner sammelten im Juni 650 Mill. Dollar ein und stiegen damit in die Einhorn-Liga auf. Die Beratungsfirma Oliver Wyman zählte Mitte 2021 knapp 150 Insurtechs auf dem deutschen Markt.
Getsafe will mit dem frischen Geld weiter wachsen, in Technologie sowie in die eigene Versicherungslizenz investieren. Das Unternehmen hatte bereits im Frühjahr 2020 bei der BaFin eine eigene Lizenz für Schaden- und Unfallversicherung beantragt. Die Genehmigung steht bislang noch aus, der Prozess zieht sich hin.
Die BaFin hatte Anfang des Jahres durchblicken lassen, noch genauer bei jungen Unternehmen hinzugucken. „Wir wollen uns nicht beklagen, dass genau geprüft wird“, sagte Getsafe-Gründer Christian Wiens der Börsen-Zeitung. Die aktuelle Kapitalspritze dürfte die Position von Getsafe aus Sicht der Aufsicht stärken. Aus dem Umfeld des Unternehmens ist zu hören, dass von einer Lizenz bis Ende des Jahres ausgegangen werde.
Getsafe zählt nach eigenen Angaben 250000 Kunden in Deutschland und Großbritannien. Vor knapp einem Jahr waren es etwa 150000. Das Unternehmen bietet bislang Haftpflicht-, Hausrat-, Rechtsschutz- und Kfz-Versicherungen an und definiert vor allem junge Menschen, die das erste Mal eine Versicherung abschließen, als Zielgruppe. Getsafe agiert bisher als Assekuradeur, Risikoträger der verschiedenen Produkte sind unter anderem Swiss Re, Munich Re und Axa.
Hin zum Vollsortimenter
Schon länger plant Getsafe den Einstieg in digitale Lebensversicherungen. Das Vorhaben war 2020 aufgeschoben worden. Jetzt kommt es wieder auf die Agenda. „Wir testen schon und werden sicherlich im nächsten Jahr tiefer einsteigen – zunächst als Assekuradeur“, kündigte Wiens an. „Wir wollen ein Vollsortimenter werden.“ Auch eine weitere Expansion im europäischen Ausland ist geplant. Mittelfristig will Wiens Getsafe an die Börse führen. „Ein IPO sehen wir in etwa drei Jahren.“ Getsafe habe begonnen, mit Morgan Stanley in diese Richtung zu arbeiten.