Gibraltar führt Blockchain-Lizenz ein

Fintech-Firmen können ab dem 1. Januar Zulassung beantragen

Gibraltar führt Blockchain-Lizenz ein

hip London – Gibraltar wird wohl als erster Rechtsraum Lizenzen an Firmen vergeben, die mit Blockchain-Technologie Zahlungen speichern oder abwickeln. Wer sie ab dem 1. Januar dafür verwenden will, muss bei der Gibraltar Financial Services Commission (GFSC) eine solche Zulassung beantragen. Dem Regulierer gehe es um den Schutz der Verbraucher und des Rufs Gibraltars, sagte Nicky Gomez, Head of Risk and Innovation bei der Aufsichtsbehörde. Handelsminister Albert Isola wertete die Ankündigung als Beweis für die Innovations- und Handlungsfähigkeit des britischen Außenpostens am Eingang zum Mittelmeer.Bei Blockchain handelt es sich um ein dezentrales Buchungssystem, das über Peer-to-Peer-Netzwerke betrieben werden kann. Das kryptografische Proof-of-Work-System macht Fälschungen fast unmöglich. Die auch unter dem Namen Distributed Ledger Technology (DLT) bekannte Technologie ist die Grundlage von Bitcoin, der digitalen Währung, der nach wie vor ein Hauch des Verruchten anhaftet. Kaum vorstellbar eigentlich, dass sich eine in hohem Maße regulierte Branche wie Banken und Wertpapierhändler darauf einlassen will. Aber die davon erhofften Vorteile sind enorm. Potenziell lassen sich die Kosten deutlich drücken, operative Risiken mindern und bei Geschwindigkeit und Integration nie dagewesene Niveaus erreichen. In einem Transaktionssystem auf dieser Grundlage gäbe es deutlich weniger Intermediäre.Wer eine Lizenz als DLT-Provider haben will, muss einer Präsentation des Regulierers zufolge mit Bewerbungskosten zwischen 10 000 und 30 000 Pfund rechnen – je nach Komplexität des Geschäfts. Die jährlichen Kosten bewegen sich in gleicher Höhe. Die Firmen müssen sich an die gültigen Vorschriften zur Bekämpfung von Geldwäsche und Terrorfinanzierung halten und eine Notfallplanung für die geordnete Abwicklung ihres Geschäfts vorlegen können. Eine effiziente Corporate Governance mit einem Board, die Trennung von Firmen- und Kundengeldern, ausreichende finanzielle und nichtfinanzielle Ressourcen sind weitere Grundanforderungen. Bereits in Gibraltar zugelassene Finanzdienstleister, die Blockchain verwenden wollen, benötigen zusätzlich eine Lizenz als DLT-Provider. Initial Coin Offerings sind nicht betroffen. Durch die Lizenzen der GFSC wird DLT in einem Teil der EU zur anerkannten Zahlungsabwicklungstechnologie.Die 1989 eingerichtete Behörde ist der einzige Finanzaufseher des britischen Überseeterritoriums. Sie ist dazu verpflichtet, britische regulatorische Standards anzuwenden, wenn EU-Recht gilt. Die Halbinsel an der Nordseite der Straße von Gibraltar ist durch die Mitgliedschaft des Vereinigten Königreichs Teil der EU und hat alle für die Finanzdienstleistungsbranche relevanten Direktiven umgesetzt. Gibraltar gilt als einer der am besten regulierten Offshore-Finanzplätze. Die Finanzbranche trägt ein Viertel zum Bruttoinlandsprodukt bei.