Three Arrows

Gläubiger steigen Su Zhu aufs Dach

Anwälte der Gläubiger von Three Arrows berichten, dass sie das Singapurer Büro des Krypto-Hedgefonds besucht und dieses komplett verlassen vorgefunden hätten. Dies geht aus Dokumenten eines New Yorker Gerichts hervor. Auch Gründer Su Zhu ist nicht auffindbar.

Gläubiger steigen Su Zhu aufs Dach

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Bei dem sich in Abwicklung befindlichen Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) wachsen die Sorgen der Gläubiger, ihren Anteil aus der Verwertung der Insolvenzmasse zu erhalten. Die von einem Gericht der British Virgin Islands (BVI) beauftragten Anwälte beklagten am Wochenende, dass die beiden 3AC-Gründer Su Zhu und Kyle Davies keine Kooperationsbereitschaft zeigten und ihr derzeitiger Aufenthaltsort unbekannt sei. Zwar hätten an einem ersten Zoom Call noch zwei Personen teilgenommen, die namentlich als die beiden Gründer angemeldet waren, aber weder Video noch Ton aktiv hatten und nicht auf direkte Fragen reagierten, sondern nur einen Rechtsbeistand sprechen ließen. Anwälte der Gläubiger berichteten, dass sie das Singapurer Büro von 3AC besucht und dieses komplett verlassen vorgefunden hätten, wurde aus Dokumenten bei einem New Yorker Gericht öffentlich.

Three Arrows war mit Leveraged-Long-Wetten auf Kryptonotizen in Schieflage geraten und hat seitdem einige weitere Adressen mit sich in den Abgrund gezogen, da man deren Margin Calls für zusätzliche Sicherheiten nicht erfüllen konnte. Die Verwertung der Assets wird nun dadurch kompliziert, dass Three Arrows mit verschiedenen Vehikeln operierte, die in unterschiedlichen Jurisdiktionen angesiedelt sind. So war man mit einer Assetmanagement-Tochter in Singapur registriert, hatte Assets auf eine BVI-Tochter verschoben sowie eine US-Gesellschaft betrieben. Für diese hatte Three Arrows vergangene Woche Gläubigerschutz nach Chapter 15 beantragt, was diese Assets vor ausländischen Ansprüchen schützen soll.

Die Gläubiger wollen nun dafür sorgen, dass 3AC-Assets eingefroren werden, da es erste Anzeichen dafür gibt, dass die Gründer versuchen, Kryptowerte beiseite zu schaffen. Einem Bericht von „Coindesk“ zufolge, hat 3AC NFTs aus dem Spezialfonds „Starry Night“ abgezogen. Deshalb wollen die Gläubiger vor dem Gericht erreichen, dass die Three-Arrows-Gründer dort vorgeladen werden und alles offenlegen, von kontrollierten Wallets über Bankguthaben bis hin zu Derivatekontrakten. Eine Anhörung vor dem mit dem Chapter-15-Verfahren betrauten New Yorker Gericht soll am Dienstag stattfinden. Zu den weiteren Opfern der Three-Arrows-Pleite gehört die Handelsplattform Blockchain.com. Diese offenbarte am Wochenende, dass man einen Kredit über 270 Mill. Dollar an Three Arrows wohl abschreiben müsse. In den vier Jahren der Kundenbeziehung habe 3AC als Gegenpartei bislang 700 Mill. Dollar in Kryptowährungen zurückgezahlt, so Blockchain.com in einer Stellungnahme. Die eigene Plattform sei „liquide, solvent und Kundenguthaben nicht gefährdet“, heißt es. Three Arrows habe die gesamte Kryptoindustrie betrogen und man werde die beiden Gründer dafür auf rechtlicher Seite zur Verantwortung ziehen.

Su Zhu und Kyle Davies waren mit ihrem milliardenschweren Hedgefonds sowohl im Handelsgeschäft als auch in Venture Capital tätig, wo sie unter anderem am Derivatehändler Deribit beteiligt sind. Allerdings zählt Deribit auch zu den Gläubigern und macht Forderungen gegen 3AC geltend. Die Aktienbeteiligung an Deribit gehört dann zu den Assets, die Gläubiger einfordern werden, um ihre Verluste auszugleichen. Im Fokus der Branche steht insbesondere der in guten Zeiten selbstherrlich auftretende Su Zhu, der sich gerne als Markt-Orakel aufführte und andere in Sachen Über-Rendite belehrte. Seine Prognose eines anhaltenden Bullenmarktes erwies sich jedoch als komplett falsch, da er wie viele andere Krypto-Optimisten das Risiko eines Umschaltens in den Risk-off-Modus ignoriert hatte und dann kalt erwischt wurde, als der Wert der Krypto-Sicherheiten verdampfte. Besonders in Erinnerung bleibt ein Tweet vom letzten November, als er oberlehrerhaft feststellte, dass wer seine Risiken nicht selbst managt, diese eben vom Markt gemanagt kriege – quod erat demonstrandum.

Jacht vor Beschlagnahmung

Im Rahmen der Abwicklung von 3AC dürfte auch versucht werden, persönliches Vermögen von Zhu zu beschlagnahmen, sofern die Haftungsverhältnisse das hergeben. In der Branche wird geunkt, dass eine zur Auslieferung bereitstehende Jacht im Wert von etwa 50 Mill. Dollar direkt beschlagnahmt werden könnte – die Werft der von Mauro Michieli entworfenen Jacht soll ihre Arbeiten noch im Juli beenden können, heißt es unbestätigt. Ironie der Geschichte: Su Zhu hatte sich 2019 darüber lustig gemacht, dass eine im Rahmen des 1MDB-Skandals beschlagnahmte Jacht wegauktioniert wurde.

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