GLS Bank schlägt Klimaalarm

"Wir brauchen Notstandsempfinden" - Forderung nach CO2-Abgabe und Kapitalbesteuerung

GLS Bank schlägt Klimaalarm

ab Bochum – Die ökologisch-soziale GLS Bank macht sich zum Sprachrohr der Fridays-for-Future-Bewegung. “Wir brauchen ein Notstandsempfinden für den Klimawandel”, mahnte Vorstandschef Thomas Jorberg in einem Pressegespräch. Was genau Jorberg damit meint, veranschaulichte er am Beispiel der Boeing 737 Max. Nach zwei Abstürzen mit vielen Toten sei klar gewesen, dass die Maschinen dieses Typs bis auf weiteres am Boden bleiben. Niemand habe nach den damit einhergehenden Kosten oder gefährdeten Arbeitsplätzen gefragt. “Wir dagegen fliegen mit viel größeren Gefahren.”Um Notstandsempfinden nach außen zu tragen, wird sich die GLS Bank an dem für 20. September anberaumten globalen Klimastreiktag beteiligen. An diesem Tag bleibe die Bank geschlossen. Zudem werden die Kunden und Mitglieder der Bank aufgefordert, ebenfalls in den Streik zu gehen.Das politische und wirtschaftliche System sei offensichtlich nicht in der Lage, eine Lösung für den Klimawandel zu finden. “Wir brauchen einen Systemwechsel”, forderte Jorberg. Gemeint sei damit keineswegs die Abkehr von Demokratie und Marktwirtschaft, auch gehe es nicht um Denken in parteipolitischen Rechts-links-Kategorien. Es gehe darum, schnell und wirkungsvoll neue Rahmenbedingungen zu schaffen. Damit die Unternehmen Nachhaltigkeit in ihren Kerngeschäften verankerten, brauche es faire Wettbewerbsbedingungen in Form der CO2-Abgabe, so das Petitum. “Wir dürfen uns nicht hinter #positiverBeitrag verstecken”, mahnte Vorstandsmitglied Aysel Osmanoglu. Auch reiche es nicht, die Claqueure für die Fridays- for-Future-Bewegung zu geben. Stattdessen müsse die Bank gemeinsam mit ihren Kunden an nachhaltigen Geschäftsmodellen arbeiten.Mit der CO2-Abgabe ist es für Jorberg allerdings nicht getan. Nach seiner Ansicht muss auch Kapital umfänglich besteuert werden. Die seit Jahren diskutierte Finanztransaktionssteuer sei dabei nur eine kleine Maßnahme. Wie eine solche Besteuerung aussehen könne, wollte Jorberg allerdings nicht ausführen. “Mit Vorschlägen muss man vorsichtig sein, sonst schlägt das Immunsystem sofort zurück”, umschrieb er die reflexartige Abwehrhaltung der von einer solchen Besteuerung Betroffenen. Zugleich beklagte Jorberg eine “eklatante Wahrnehmungsstörung” in der Politik.Die Klimaaktivistin Luisa Neubauer zog eine gemischte Bilanz anlässlich des halbjährigen Streikjubiläums von Fridays for Future. Es sei gelungen, mehr als eine halbe Million Jugendliche zu mobilisieren, frustrierend sei jedoch, dass in der Politik noch immer Stillstand herrsche. “Wir stoßen an Grenzen, wenn es uns nicht gelingt, die Politik unter Druck zu setzen.” Klimaziele mit Verboten durchzusetzen, davon halten weder Jorberg noch Neubauer etwas. “Die Verbotsdebatte ist das Unfruchtbarste”, sagte Jorberg.