UBS

Glück allein reicht nicht

Ralph Hamers legt einen formidablen Einstand als UBS-Chef vor – wer will es ihm da missgönnen, wenn er seine Erfolge nach weniger als einem Amtsjahr auch öffentlich gebührend feiert: „Unsere Geschäftsentwicklung nimmt immer mehr an Fahrt auf, und...

Glück allein reicht nicht

Ralph Hamers legt einen formidablen Einstand als UBS-Chef vor – wer will es ihm da missgönnen, wenn er seine Erfolge nach weniger als einem Amtsjahr auch öffentlich gebührend feiert: „Unsere Geschäftsentwicklung nimmt immer mehr an Fahrt auf, und unsere strategischen Entscheidungen und Initiativen tragen Früchte“, schreibt der 55-Jährige in einer Mitteilung an die Medien.

Freilich weiß Hamers genau, dass er reichlich vom Glück beschenkt worden ist. Der unerschütterlich wirkende Optimismus, mit dem große Investoren und kleine Sparer rund um die Welt an die Börsen strömen, hat auf die Leistungskennzahlen eine ungleich größere Wirkung als die von Hamers als Erfolgsgarant bemühten „strategischen Entscheidungen“.

Ganz soll der UBS-Führung die Selbstwirksamkeit zwar nicht abgesprochen werden. Immerhin hat die Bank im Gegensatz zu ihrer Lokalrivalin Credit Suisse keinen Fall Greensill zu verkraften, und sie hat mit ihren Krediten an den New Yorker Hedgefonds Archegos rund 800 Mill. Dollar statt 5 Mrd. Dollar in den Sand gesetzt. Allein durch das Auslassen solcher schlimmer Fehler ist die Bank ihrer Konkurrentin weit vorausgeeilt. Der Wille, das reichlich vorhandene Eigenkapital zumindest teilweise an die Aktionäre zurückzuführen, ist ebenfalls nicht von schlechten Eltern. Immerhin erlegt sich das Management damit selbst mehr Disziplin im Umgang mit dem Geld seiner Eigentümer auf.

Doch Fehler vermeiden allein ist keine zukunftsfähige Strategie, auch wenn das riesige Vermögensverwaltungsgeschäft der Bank wenigstens im aktuellen Umfeld gerade ein Selbstläufer zu sein scheint. In der Finanzbranche werden in diesen Zeiten rund um die Welt Geschäftsmodelle neu erfunden, und der Markt scheint sich neue Angebote buchstäblich zu ersehnen. Der britische Online-Finanzdienstleister Revolut hat eben erst eine erfolgreiche Finanzierungsrunde abgeschlossen, die den Wert der erst sechs Jahre alten Firma auf umgerechnet 30 Mrd. sfr hochbringt. Credit Suisse hat das Start-up mit dieser Entwicklung bereits hinter sich gelassen, und auch UBS ist mit 50 Mrd. sfr nicht mehr allzu weit entfernt.

Vor diesem Hintergrund muss man erwarten, dass die Platzhirsche auf dem Finanzmarkt noch viel Zeit und Geld in die Weiterentwicklung ihrer Geschäftsmodelle investieren müssen. Und solche Investitionen können nur Erfolg haben, wenn ihnen das Management eine großzügige Fehlertoleranz einräumt. Ob Hamers dafür die nötige Standfestigkeit hat, wird sich zeigen.

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