Goldhändler im Visier

Schweiz untersucht sieben Banken wegen möglicher Preisabsprachen

Goldhändler im Visier

Mehrere große Finanzinstitute, darunter die Deutsche Bank, könnten sich bei Kauf- und Verkaufspreisen für Edelmetalle abgestimmt haben. Das hat die Schweizer Kartellwächter auf den Plan gerufen.dz Zürich – Die Eidgenössische Wettbewerbskommission (Weko) hat am Montag bekannt gegeben, eine Untersuchung über unzulässige Wettbewerbsabreden im Edelmetallhandel gegen sieben Banken eröffnet zu haben. Die Behörde unter Leitung von Vincent Martenet verfügt nach eigenen Angaben über Anhaltspunkte, dass solche Abreden getroffen wurden. Es bestehe insbesondere der Verdacht, dass es zur Abstimmung von Preisspannen zwischen Angebot und Nachfrage, den Spreads, gekommen sei. Die Untersuchungen konzentrieren sich ausschließlich auf den Handel in der Schweiz. Betroffen sind die inländischen Banken UBS und Julius Bär sowie die Deutsche Bank, HSBC, Barclays, Morgan Stanley und Mitsui. Libor-Ermittlung läuft nochDie Weko ermittelt schon seit längerer Zeit auch wegen Absprachen von Referenzzinssätzen (Libor) und Devisenkursen. Diese Untersuchungen sind immer noch im Gang, wobei die Ermittlungen im Libor-Fall nach Angaben des stellvertretenden Weko-Direktors Patrick Ducrey schon “weit fortgeschritten” sind. Die drei Fälle seien sich in Bezug auf die Methoden der Absprachen “sehr ähnlich”, sagte Ducrey auf Anfrage dieser Zeitung, ohne weiter in die Einzelheiten zu gehen. Im Fall von Libor sowie der Devisen wurden die Absprachen im Internet über sogenannte Chatrooms getätigt. Aufgrund dieser in schriftlicher Form vorliegenden Händlerdialoge konnten die Strafbehörden in verschiedenen Jurisdiktionen die Banken der Marktmanipulation überführen. Die Strafen fielen teilweise drakonisch aus. Die UBS kam allerdings mit einem blauen Auge davon, nachdem sie sich für die begangenen Fehlleistungen frühzeitig selbst angezeigt hatte. Mit hoher Wahrscheinlichkeit tritt die UBS auch in den aktuellen Untersuchungen der Weko zum Edelmetallhandel als Kronzeugin auf und kann damit auf eine mildere Behandlung hoffen. Eine offizielle Bestätigung dieser Vermutung war gestern allerdings von keiner Seite zu erhalten.Zu den finanziellen Dimensionen des aktuellen Falles machte die Weko keine Angaben. Die Schweiz gehört zwar zu den weltweit wichtigsten Plätzen für den internationalen Edelmetallhandel, doch konkrete Zahlen dazu gibt es kaum. Gemäß Statistik der Eidgenössischen Zollverwaltung exportierte die Schweiz 2013 Gold, Silber und Münzen im Gesamtwert von rund 120 Mrd. sfr (109 Mrd. Euro). Doch diese Zahl ist insofern wenig aussagekräftig, als sie auch den Handel von Edelmetallen zu Verarbeitungszwecken einschließt. Weko-Direktor Ducrey sprach zwar von einem weiteren “großen Fall” seiner Behörde, doch die Umsätze im Edelmetallhandel dürften im Vergleich zu den Transaktionsvolumina im Devisen- und Zinsengeschäft deutlich geringer sein. Die Maximalstrafe, welche die Weko für wettbewerbsrechtliche Vergehen verhängen kann, beläuft sich auf 10 % des Umsatzes in den vergangenen drei Jahren.Bereits im Februar hatten die amerikanischen Justizbehörden die Eröffnung einer Untersuchung gegen zehn Banken wegen Preismanipulationen bei Edelmetallen angekündigt. Die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht (Finma) hatte die Untersuchung des Edelmetallhandels in ihre Ermittlungen über die Devisenmarktmanipulationen eingebunden und in der UBS schwerwiegende Verhaltensfehler identifiziert. Zu den aktuellen Entwicklungen nimmt die Bank keine Stellung. Sie verweist auf den Geschäftsbericht, in dem die Zusammenarbeit mit den Behörden bestätigt wird. Einen zentralen Bestandteil der Ermittlungen dürften die Gold- und Silberfixings darstellen, welche bis vor kurzem einmal täglich per Telefonkonferenz ermittelt worden waren. Inzwischen wurden die telefonischen Konferenzen durch elektronische Preisermittlungsverfahren ersetzt.