Klimaziel

Green Swan belastet Immobilien

Viele Unternehmen haben inzwischen auf den Klimawandel reagiert. Bezogen auf die Assets under Management habe sich die Hälfte aller Fonds dazu verpflichtet, ihre Portfolien umzugestalten und bis 2050 netto null CO2 zu emittieren.

Green Swan belastet Immobilien

tl Frankfurt

Zur Erreichung des Ziels, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur auf möglichst 1,5 Grad zu begrenzen (Pariser Klimaabkommen), muss sich die Immobilienwirtschaft als einer der großen Emittenten von CO2 schnell und umfassend wandeln. Diese auch durch die Regulatorik geforderte Anpassung ist für alle Beteiligten wie Investoren, Mieter, Bauunternehmen mit großen Risiken verbunden. Fließen diese sogenannten transitorischen Risiken schon heute in die Immobilienbewertung ein? Sollten sie es, dürfen sie es? Mit diesen Fragen beschäftigte sich eine Tagung der Royal Institution of Chartered Surveyors (RICS), eines britischen, aber weltweit tätigen Berufsverbands von Immobilienfachleuten und Immobiliensachverständigen.

Der Druck ist groß

Wie groß der Druck ist, diese Klimaziele einzuhalten, zeigte Nicole Röttmer, Partnerin und Climate Leader bei PwC Deutschland. Nach ihren Angaben würden Immobilienfonds weltweit innerhalb von zwei bis drei Jahren 10% ihres Marktwertes verlieren, wenn die Klimaregulierung schnell und „ungeordnet“ eingeführt werden würde. Auch die EZB hat in ihrem jüngsten Stresstest Gebäuden eine prominente Rolle eingeräumt, weil ungefähr 45% der Besicherung von Firmen immobilienbasiert sind. Röttmer berichtete von Kunden, die schon jetzt Anfragen von Banken und Investoren zu ihren Klimarisiken erhielten, nicht zuletzt, weil diese selbst Regulatoren und Anlegern Auskunft geben müssten. In diesem Bereich nichts zu tun sei damit hochgefährlich, so die Expertin. Denn die Anforderungen würden in Zukunft immer weiter steigen.

Viele Unternehmen haben inzwischen auf den Klimawandel reagiert. Bezogen auf die Assets under Management habe sich die Hälfte aller Fonds dazu verpflichtet, ihre Portfolien umzugestalten und bis 2050 netto null CO2 zu emittieren, so Röttmer.

„Wir messen unsere Risiken quantitativ, das heißt über Modelle. Wir wollen für jedes Risiko einen Euro-Schaden haben“, sagte Benjamin Klisa von Deka Immobilien. Der Immobilien-Assetmanager der DekaBank modelliert für jeden Standort seiner Objekte Klimarisiken, die auf Daten eines großen Rückversicherers ba­sierten, und schätzt die Klimarisiken für jedes Gebäude über eine Carbon Due Diligence ein. Versicherungen sollen bisher fast 100% der möglichen Klimaschäden abdecken. Dies sei aber zukünftig aufgrund steigender Prämien und verringerter Deckungen nicht mehr möglich, so Klisa. Für ihn ist klar: „Die Quantifizierung von Klimarisiken ist trotz ,Green Swan‘ , also hoher Unsicherheit, möglich und gefordert.“

Eine große Herausforderung bei der Risikobewertung ist die Verfügbarkeit und Qualität der Daten. Es werde einige große zentrale Datenanbieter wie Ratingagenturen geben, so Markus Seifert vom Beratungsunternehmens D-fine. Aber nicht alle Daten werden aus einer Quelle kommen. Zweite große Herausforderung ist für Seifert die Schaffung von einheitlichen (Daten-)Standards. Im Bankenbereich gebe es bereits entsprechende Initiativen. In ein bis zwei Jahren sei mit sinnvollen Ergebnissen zu rechnen.

Eine konkrete Möglichkeit, Klimarisiken für Gebäude zu simulieren und dabei aufgrund weniger Daten (aus dem Energieausweis) quantitative Ergebnisse in Euro zu erhalten, ist der von „Carbon Value Analyzer“. Eine neue Version soll nach Angaben von Susann Bollmann, bei der Deutschen Unternehmensinitiative Energieeffizienz für das Projekt verantwortlich, in zwei Wochen kostenlos verfügbar sein. Gernot Archner vom Immobilien-Sachverständigenverband BIIS betonte aber, dass Prognosen und Szenarien bei der Verkehrswertermittlung nicht berücksichtigt werden dürfen. „Es sind nur konkrete, absehbare Ereignisse abbildbar.“

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