Greenrock lanciert erste grüne Anleihe als E-Wertpapier
Von Björn Godenrath, Frankfurt
Projekte aus erneuerbaren Energien befinden sich im Aufwind, seitdem die EU-Kommission und eine Bundesregierung mit grünen Ministern an den Schaltstellen die Energiewende vorantreiben. Am Finanzmarkt wird dem schon länger über sogenannte grüne Anleihen Rechnung getragen, die der Refinanzierung von grünen Energieprojekten dienen. Dabei ist Greenrock Energy nun eine Premiere gelungen, hat der Spezialist für Fotovoltaik-Parks doch die Emission der ersten tokenisierten grünen Anleihe („GRE Bond two“) auf Basis des elektronischen Wertpapiergesetzes gestartet.
Beim Volumen zielt Gründer und Vorstandschef Martin Kofler auf 25 Mill. Euro und adressiert dabei neben institutionellen auch Kleinanleger in Deutschland, Österreich und Italien. „Uns ist es wichtig, auch dem normalen Anleger ein solches Investment zu ermöglichen. Und dabei über die Struktur eines E-Wertpapiers zu gehen, beseitigt Hürden für die direkte Zeichnung von Anteilen“, so Kofler gegenüber der Börsen-Zeitung.
Der Prospekt wurde bereits durch die BaFin genehmigt, damit ist der Weg frei für den Vertrieb. Kofler geht davon aus, dass die Bücher der Emission innerhalb von drei Monaten gefüllt sind. Das frische Kapital will er dafür einsetzen, weitere Fotovoltaik-Parks hochzuziehen. Man habe das Geschäftsmodell in den vergangenen beiden Jahren weiterentwickelt und ziele nun weniger darauf, Objekte zu planen, zu errichten und zu verkaufen, sondern wolle vielmehr selbst die Energieparks bewirtschaften und mit dem Verkauf von Energiemengen auch über die Strombörsen eine gute Rendite erwirtschaften. Dafür werden sogenannte PPAs (Power Purchase Agreements) abgeschlossen, also langfristige Stromabnahmeverträge – und da geht Greenrock Energy auf Garantien für einen Zeitraum bis 20 Jahre und kalkuliert mit Abnahmepreisen von 5 bis 25 Cent pro Kilowattstunde. „Das ist recht lukrativ für uns“, sagt Kofler.
Bislang steht Greenrock Energy mit den Marktschwankungen bei jährlichen Erlösen von 5 bis 10 Mill. Euro. Da will Kofler auf verstetigter Basis mehr rausholen für das Unternehmen mit Hauptsitzen in Berlin und Innsbruck. In dieser Struktur mit der zweiten Heimat in Deutschland agiert die Gruppe (50 Mitarbeiter) seit 2016. Gegründet hatte Kofler vor 20 Jahren, mit Erfahrung aus Wasserwirtschaft und eben Fotovoltaik. In dieser Zeit haben sich reichlich Verbindungen in der Branche ergeben, sodass Kofler nicht bange ist vor Aspekten wie der Materialbeschaffung für zusätzliche Projekte. Auch bei den Montageteams könne kein Engpass entstehen. „Wir sind gut darauf vorbereitet, den Geschäftsbetrieb auszuweiten.“
Kleiner Unfall
Bei der Vermarktung der Anleihe geht Kofler davon aus, dass institutionelle Anleger das Gros beisteuern werden. Man habe schon zwei Private Placements gemacht, und auch jetzt sei zu erwarten, dass Schweizer Banken und Family Offices Anteile zeichnen. Kofler ist froh, dass er das BaFin-Plazet hat, war es doch vor einem Jahr zu einem Unfall gekommen: Da hatte sich Greenrock Energy einen Rüffel eingefangen wegen des „hinreichend begründeten Verdachts für einen fehlenden Prospekt“. Da befand sich das Unternehmen aber erst in den Vorbereitungen für die Anleihe, und es war etwas auf die Webseite gekommen, das eigentlich nicht zugänglich war und sein sollte, klärt Kofler auf. Man habe das mit der BaFin klären können, allerdings mahlen die behördlichen Mühlen ein wenig langsam, sodass der Warnhinweis im Web noch nicht verschwunden ist. Auf Basis des damaligen Dokuments sind jedenfalls keine Anteile gezeichnet worden.
Technischer Partner für die Umsetzung der Anleihe ist Tokenforge, ein Berliner Fintech, ̈das Wertpapiere tokenisiert. Tokenforge-CEO Moritz Stumpf und Kofler hatten sich für die Polygon-Blockchain entschieden, da diese einen geringen ökologischen Fußabdruck hat und man in der Hinsicht natürlich eine stimmige Infrastruktur für eine grüne Anleihe braucht. Von der S&P-Tochter Cicero, einem Spezialisten für „Second Party Opinions“, habe man ein unabhängiges Gutachten in Bezug auf die Anleihe durchführen lassen, erzählt Kofler. Mit „Dark Green“ habe man den höchsten Wert erhalten, der für solche ̈ Projekte vorgesehen sei. Diese Qualitätssiegel sind wichtig für Anleger, die mit ihrem Investment zu einer schadstofffreien Zukunft beitragen wollen.