Grenke zieht Lehren aus Planungsfehler
Grenke zieht Lehren aus Planungsfehler
Von steigenden Insolvenzzahlen überrascht – Neuer Risikochef vielleicht noch dieses Jahr
phh Frankfurt
Vor wenigen Tagen schockte der deutsche Leasing-Anbieter Grenke seine Aktionäre mit einer Gewinnwarnung. Weil die zu Jahresbeginn getroffenen Annahmen zu den Schadensquoten zu optimistisch waren, musste das Management seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr um bis zu 34% auf nur noch 68 bis 76 Mill. Euro senken. Vorläufige Zahlen, die das Management am Donnerstag bei der Präsentation der finalen Zahlen zum dritten Quartal bestätigte.
Grenke wurde speziell im dritten Quartal von steigenden Insolvenzzahlen seitens der Kunden überrascht. Am stärksten seien die Auswirkungen Frankreich gewesen, wo die Insolvenzquoten CEO Sebastian Hirsch zufolge deutlich angestiegen seien. Auch in Spanien sei ein Effekt spürbar gewesen, gleichwohl das spanische Portfolio deutlich kleiner sei als das französische. „Wir haben aber auch für deutsche Verhältnisse eine erhöhte Insolvenzquote gesehen“, sagt Hirsch.
Grenke wurde von Insolvenzen überrascht
Eine Frage, die der Grenke-Boss Investoren seit der überraschenden Gewinnwarnung darum immer wieder beantworten muss: „Warum seht ihr das erst jetzt und nicht früher?“ Hirschs Antwort darauf hat zwei Komponenten. Zunächst müsse man akzeptieren, dass die Planung zu Jahresbeginn eben so war, wie sie war – zu optimistisch. Zur Wahrheit gehöre aber auch, dass der Schadenslevel vor allem im dritten Quartal besonders hoch gewesen sei. „Einige Insolvenzen sind gefühlt über Nacht gekommen“, sagt Hirsch.
Einige Insolvenzen sind gefühlt über Nacht gekommen.
Sebastian Hirsch, CEO Grenke
Darum macht sich das Grenke-Management derzeit auch Gedanken über ein besseres Frühwarnsystem. Laut Hirsch hat Grenke Kunden, die monatlich zahlen, und Kunden, die ihre Rechnungen nur einmal im Quartal begleichen. Sollte sich in der Analyse beispielsweise herausstellen, dass die Ausfälle bei den Quartalszahlern höher waren als bei den Monatszahlern, könnte die Zahlungsumstellung ein möglicher Ansatz sein. Zusätzliche Sicherheiten hingegen hätten sich im Leasing-Geschäft nicht bewährt, wie Hirsch betont.
Grenke auf der Suche nach neuem Risikochef
Für Risikocontroller haben Krisen aber auch etwas Gutes. Sie liefern neue Daten und Erfahrungswerte, welche die Risikomodelle präziser machen können. Momentan sehe Hirsch aber keinen Grund für eine methodische Veränderung der Risikomodelle. Was angepasst würde, seien die Parameter, mit denen die Modelle gefüttert werden. Die Herausforderung bestehe darin, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Denn wenn das Risiko zu hoch eingeschätzt würde, sei dies Hirsch zufolge auch nicht gut. Diese Kosten müssten dann an Kunden weitergereicht werden, was sich in höheren Preisen niederschlage und die Wettbewerbssituation verschlechtere.
Derweil sucht Grenke weiterhin nach einem neuen Risikochef, nachdem Isabel Rösler Anfang September ihren vorzeitigen Abschied zum Jahresende angekündigt hatte. Ihr Rücktritt habe aber nichts mit der Fehlkalkulation zu tun, wie Hirsch auf Nachfrage betonte. Der Nachfolgeprozess laufe planmäßig, aber festnageln lässt sich Hirsch nicht: „Ich will nicht ausschließen, dass es in diesem Jahr noch klappt, ich will es aber auch nicht versprechen.“