Großbanken müssen Kapitalpuffer aufstocken

Neue Kennziffer TLAC für global systemrelevante Institute - Bis zu 25 Prozent der Risikoaktiva sind mit Kapital zu hinterlegen

Großbanken müssen Kapitalpuffer aufstocken

Der G-20-Gipfel in Brisbane wirft seine Schatten voraus. Systemrelevante Großbanken müssen noch mehr Kapital vorhalten. In erster Linie geht es um Nachrangkapital, das ergänzend zum harten Kernkapital für den Fall einer Bankenrettung vorgehalten werden muss, erläutert die BaFin.bg Bonn – Global systemrelevante Großbanken werden voraussichtlich ab 2019 Eigenkapital und zur Verlustbeteiligung heranziehbares Fremdkapital in Höhe von bis zu 25 % bezogen auf ihre Risikoaktiva (RWA) vorhalten müssen. Damit würden die Anforderungen des Baseler Rahmenwerkes für Global Systemically Important Banks (G-SIB) verdoppelt, sagte BaFin-Chefin Elke König bei einem Pressegespräch am Montag. Allerdings gehe es bei der zur Messung herangezogenen Kennziffer TLAC (Total Loss Absorbing Capacity) nicht allein um Eigenkapital. 16 bis 20 % sollen die Großbanken künftig an haftendem Kapital vorhalten, ein Großteil davon kann über nachrangige Titel gedeckt werden.”Die deutsche Position ist, dass man sich am oberen Ende dieser Spanne orientiert”, sagt König. Die BaFin setzte sich aber dafür ein, dass vorzugsweise längere Übergangsfristen gesetzt werden. Bei der Kennziffer TLAC gehe es darum, die Kapitalerfordernisse nach Basel III und der Minimumreserve GLAC (Gone-Concern Loss-Absorbing Capacity) in einer einheitlichen Mindestquote zusammenzufassen. Obwohl TLAC sich mit dem RWA-Ansatz eng am Baseler Rahmen orientiert, wird in Ergänzung, abgestellt auf das EU-Abwicklungsregime BRRD, auch eine Vorgabe für die Leverage Ratio gemacht, die mit 6 % aber doppelt so hoch ist wie der derzeitige EU-Standard. Je nachdem, was zu einem höheren Ergebnis führe, werde die eine oder die andere Quote herangezogen. Am Wochenende abrufbarBei dem TLAC-Regime gehe es vor allem darum, “dass diese Mittel an einem Krisen-Wochenende unmittelbar zur Verfügung stehen”, sagt die BaFin-Chefin. Da sich nicht alle Verbindlichkeiten “gleich gut für einen Bail-in eignen”, müssten Mittel nicht nur in ausreichender Höhe, sondern auch in entsprechender Qualität vorliegen. So müsse die Umwandlung binnen 48 Stunden über ein Wochenende möglich sein. Für Aufseher sei es wichtig, dass systemrelevante Infrastrukturen der betroffenen Großbanken im Falle einer Abwicklung über das Wochenende erhalten blieben – da müsse klar sein, wo die Mittel rechtssicher herkommen.Einschließlich der zusätzlichen Kapitalpuffer (Konjunktur- und Kapitalerhaltungspuffer), welche die global systemrelevanten Banken nach den verschärften Vorschriften von Basel III ohnehin vorhalten müssen, kann das Risikopolster für die Abwicklung auf 19,5 bis 25 % anwachsen. Für die Deutsche Bank könnte sich die TLAC-Anforderung auf bis zu 24,5 % belaufen. “Das ist nichts, was Banken heute schon erfüllen”, so König. Es sei aber durchaus machbar, etwa wenn die Geldhäuser auslaufende erstrangige Schuldtitel durch anrechenbare Nachrang-Papiere ersetzten. Sie erwartet, dass – abhängig von den Marktpreisen – Senior-Unsecured-Emissionen zunehmend von nachrangigen Papieren ersetzt werden. Dabei dürfte es sich vor allem um Tier-2-Papiere handeln. Wenig begeistert zeigte sich König von dem angelsächsischen Modell, TLAC-fähige Papiere über Banken-Holdings zu begeben und nicht über die operative Einheit. Die BaFin-Chefin bezweifelt, dass solche Verbindlichkeiten “glaubhaft dem Nachrangerfordernis nachkommen”. Sie hält das Holding-Konzept für “einen Schritt in die falsche Richtung”, handele es sich doch “um Ringfencing vom Feinsten”.König zufolge haben BaFin und Bundesbank den TLAC-Prozess zusammen von Anfang an sehr aktiv begleitet. “So manche Formulierung des Papiers ist in Bonn entstanden”, kokettierte sie mit der herausgehobenen Stellung ihrer Behörde. Der TLAC-Vorschlag sei in enger Zusammenarbeit unter anderem mit der Bank of England und dem FSB-Sekretariat entstanden. Man werde weiter an der Lösung des Too-big-too-fail-Problems arbeiten.