Shanghai Surprise

HSBC schreibt Milliarden ab

HSBC hat 3 Mrd. Dollar auf ihre Beteiligung an der chinesischen Bank of Communications abgeschrieben. Es war nicht der einzige Sondereffekt, der das Ergebnis des Schlussquartals verzerrte.

HSBC schreibt Milliarden ab

HSBC schreibt Milliarden ab

Wertminderung der Beteiligung an chinesischer Bank of Communications – Sonderdividende und Aktienrückkauf zur Besänftigung – CEO erhält 12 Mill. Dollar

hip London

HSBC hat im Schlussquartal 3,0 Mrd. Dollar auf ihre Beteiligung an der chinesischen Bank of Communications abgeschrieben. Dabei handele es sich vor allem um ein „technisches Bilanzierungsproblem“, sagte CEO Noel Quinn in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. „Unsere Sicht auf China ändert sich dadurch nicht.“ Mit der Lage am chinesischen Gewerbeimmobilienmarkt habe die Wertberichtigung nichts zu tun, sekundierte Finanzchef Georges Elhedery.

Eintrittskarte zum chinesischen Markt

Sie kam nicht ganz überraschend. Analysten hatten bereits darauf hingewiesen, dass die Beteiligung von 19,03% mit einem wesentlich über dem Marktwert liegenden Buchwert in der Bilanz steht. Nach Rechnung von Keefe, Bruyette & Woods (KBW) beläuft sich der Abstand nach der Abschreibung immer noch auf rund 10 Mrd. Dollar. Die britische Großbank stieg 2004 bei dem Institut aus Schanghai ein, das seit November vom Finanzstabilitätsrat FSB (Financial Stability Board) zu den weltweit systemrelevanten Banken (GSIB) gezählt wird. Damals war es schwer für ausländische Finanzinstitute, in der Volksrepublik Fuß zu fassen.

„Die Beteiligung hat uns in den vergangenen 20 Jahren Zugang zum Wachstum des chinesischen Bankenmarkts gegeben“, sagte Quinn. Am Verhältnis zur Bank of Communications (BoCom) ändere sich durch die Abschreibung nichts. Weder die Kapitalausstattung noch die Ausschüttungsfähigkeit von HSBC würden dadurch beeinträchtigt.

Wir sind sehr fokussiert auf die Chancen in Asien, aber das wahre Alleinstellungsmerkmal von HSBC besteht darin, Ost und West miteinander zu verbinden.

Noel Quinn, CEO HSBC

Diversität der Gewinnquellen

Man bleibe zuversichtlich, was die wirtschaftliche Entwicklung im Reich der Mitte angeht, sagte der HSBC-Chef. Zugleich verwies er darauf, dass die „Diversität“ der Gewinnquellen 2022 und 2023 das wichtigste Charakteristikum der Geschäftszahlen gewesen sei. In Indien und Singapur sei man stark gewachsen. „Wir sind sehr fokussiert auf die Chancen in Asien, aber das wahre Alleinstellungsmerkmal von HSBC besteht darin, Ost und West miteinander zu verbinden“, sagte Quinn.

HSBC
Konzernzahlen nach IFRS
Gesamtjahr
in Mill. Dollar20232022
Erträge gesamt66.05850.620
Operative Kosten32.07032.701
Wertberichtigungen auf Problemkredite-3.447-3.584
Vorsteuerergebnis30.34817.058
Nettoergebnis22.43214.346
Nettozinsmarge (%)1,661,42
Eigenkapitalrendite (%)14,610,0
Kernkapitalquote (%)14,814,2
Leverage Ratio (%)5,65,8
Bilanzsumme (Mrd.)3.0392.949
Quelle: HSBC

Sondereffekte verzerren

Die Geschäftszahlen des Schlussquartals wurden durch weitere Sondereffekte verzerrt. „Gäbe es einen Preis für einfache und saubere Zahlen, hielte HSBC die rote Laterne“, schrieb der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Neben der BoCom-Abschreibung belastete der zum 1. Januar abgeschlossene Verkauf des französischen Retailgeschäfts mit 2,0 Mrd. Dollar. Die Hyperinflation in Argentinien schmälerte das Vorsteuerergebnis um 0,5 Mrd. Dollar.

Unterschiedliche Bewertungen

Abhängig davon, welche Aspekte sie herausrechneten, bewerteten Analysten die Zahlen unterschiedlich. Für Jason Napier von der UBS waren sie „annähernd in-line“, für Joseph Dickerson von Jefferies lag das „saubere“ Vorsteuerergebnis gar um 5% über den Markterwartungen. KBW wertete es als „besonders enttäuschend“, dass die Kosten über dem Schnitt der Analystenschätzungen lagen. Die Bank führte das auf höhere Abgaben zurück. Doch auch andere Kosten stiegen: Der Boni-Pool wurde von 3,36 Mrd. auf 3,77 Mrd. Dollar ausgeweitet.

Schlussdividende enttäuscht

Quinn strich die positiven Aspekte heraus. Die Eigenkapitalrendite sei so hoch wie seit mehr als zehn Jahren nicht. Die Bank zahle die höchste Dividende seit 2008. Am Markt hatte man allerdings 33 und nicht nur 31 US-Cent Schlussdividende erwartet. „Wir gehen davon aus, dass wir weiterhin wesentliche Kapazitäten für Ausschüttungen haben“, fügte er hinzu. Zunächst winkt den Anteilseignern eine Sonderdividende von 21 US-Cent je Aktie aus dem Verkauf des kanadischen Geschäfts. Zudem kündigte die Bank einen weiteren Aktienrückkauf im Volumen von 2,0 Mrd. Dollar an, der bis zur Bekanntgabe der Geschäftsergebnisse des ersten Quartals abgeschlossen werden soll.

Schwacher Ausblick

Der Ausblick auf das laufende Jahr wurde weitgehend negativ aufgenommen. Man habe schon früher darauf hingewiesen, dass viel von dem Rückenwind, den HSBC in den vergangenen Jahren genossen habe, abflauen werde, wenn die Zinsen sinken, schrieben die Analysten von KBW. Das spiegele sich in der schwächeren Guidance der Bank wider. Das Management hatte eine Eigenkapitalrendite im mittleren Bereich zwischen 10% und 20% in Aussicht gestellt.

CEO erhält 12 Mill. Dollar

CEO Quinn erhielt für seine Tätigkeit 12,1 (i.V. 12,2) Mill. Dollar. Er verwies in der Telefonkonferenz darauf, dass er seinen Verdienst nicht selbst bestimme. Den größten Teil seiner Vergütung machten ihm vor drei Jahren zugeteilte langfristige Leistungsanreize aus. Finanzchef Elhedery erhielt für seine Arbeit 7,2 Mill. Dollar.

HSBC hat 3 Mrd. Dollar auf ihre Beteiligung an der chinesischen Bank of Communications abgeschrieben. Es war nicht der einzige Sondereffekt, der das Ergebnis des Schlussquartals verzerrte. Die Bank gab einen schwachen Ausblick auf 2024. Aktionären winkt eine Sonderdividende. Aktienrückkäufe sind geplant.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.