Londons Börse erwartet Wiederbelebung des IPO-Geschäfts
Londons Börse erwartet mehr IPOs
Geschäftszahlen für 2023 vorgelegt – Neue Perspektiven für das Post-Trade-Geschäft
hip London
Die London Stock Exchange Group hat sich optimistisch zum Geschäft mit Initial Public Offerings (IPO) geäußert, nachdem im vergangenen Jahr kaum ein Unternehmen den Sprung aufs Parkett wagen wollte. "Wir beobachten mehr Aktivität und mehr Vorbereitungen, als wir in einer Reihe von Jahren gesehen haben", sagte CEO David Schwimmer in einer Telefonkonferenz mit Journalisten zur Vorstellung der vorläufigen Geschäftszahlen für 2023. "Die Pipeline sieht ermutigend aus."
David Schwimmer, CEO London Stock Exchange Group"Wir beobachten mehr Aktivität und mehr Vorbereitungen, als wir in einer Reihe von Jahren gesehen haben (...). Die Pipeline sieht ermutigend aus."
Shein im Anflug
Air Astana hat ihren Börsengang in London bereits hinter sich. Die Fluggesellschaft aus Kasachstan sammelte bei ihrem IPO diesen Monat rund 120 Mill. Dollar ein. Der chinesische Einwegmodehändler Shein sucht nach Alternativen zur Wall Street und führte angeblich Gespräche mit dem britischen Schatzkanzler Jeremy Hunt über eine Notierung an der Themse. Schwimmer wollte sich nicht äußern.
London sei weiterhin mit Abstand der führende Ort in Europa, wenn es um ein Listing gehe. Und es sei "das internationalste Finanzzentrum der Welt". Und nein, "es gibt kein Gefühl der Selbstgefälligkeit bei der LSEG oder der Londoner Börse", betonte der Chef der Gruppe.
Wichtig für die Wahrnehmung
"Das Handelsgeschäft macht zwar nur einen Bruchteil der Einnahmen aus, ist für die Wahrnehmung des Unternehmens aber weiterhin wichtig", sagte Susannah Streeter, Head of Money & Markets bei Hargreaves Lansdown. "Große Namen nach London zu locken, steht auf seiner Wunschliste ganz oben." Shein könne allerdings bei einigen Anlegern auf ethische Bedenken stoßen. Seit der Übernahme von Refinitiv spielt das Finanzdatengeschäft die Hauptrolle bei der LSEG.
Unterdessen veröffentlichte die britische Finanzaufsicht das Ergebnis ihrer Untersuchung dieses Markts, der von Bloomberg und Refinitiv dominiert wird. Wie die FCA mitteilte, werde sie wegen möglicher unbeabsichtigter Nebenwirkungen zwar nicht in wesentlichem Umfang intervenieren. Doch gebe es in allen untersuchten Marktsegmenten – Ratings, Benchmarks und Marktdaten – Bereiche, in denen der Wettbewerb nicht gut funktioniere. Die Nutzer zahlten deshalb vielleicht überhöhte Preise.
Pragmatische Herangehensweise
"Wir werden Wege suchen, um die Lieferung von Finanzdaten zu fairen, vernünftigen und transparenten Konditionen zu unterstützen", sagte Sheldon Mills, der bei der Behörde als Executive Director für Verbraucher- und Wettbewerbsthemen verantwortlich zeichnet. Eine pragmatische Herangehensweise dieser Art war in der Branche erwartet worden. Schwimmer betonte, dass LSEG eng mit dem Regulierer zusammenarbeite.
Vorsteuerergebnis schrumpft
Die vorläufigen Geschäftszahlen für 2023 entsprachen den Erwartungen. Den Rückgang des Vorsteuerergebnisses um 3,7% auf 1,2 Mrd. Pfund führte Finanzchefin Anna Manz auf einen höheren Steuersatz in Großbritannien, Währungseffekte und die Amortisierung des "signifikanten" Goodwills aus der Refinitiv-Übernahme zurück. Das bereinigte operative Ergebnis hatte sich um 4,9% auf 2,9 Mrd. Pfund verbessert. Manz wird ihr Amt in Kürze an Michel-Alain Proch, den bisherigen Finanzchef der Publicis Groupe, übergeben und CFO von Nestlé werden.
Terminal-Geschäft im Fokus
Analysten verfolgen den Annual Subscription Value (ASV) des Terminal-Geschäfts mit Argusaugen. Das Wachstum des bereinigten Werts der Subskriptionen ging im zweiten Halbjahr von 6,9% auf 6,7% zurück. Manz verwies darauf, dass er seit dem Erwerb von Refinitiv um 3,7 Prozentpunkte gestiegen sei. Im Schlussquartal habe sich die Notübernahme von Credit Suisse durch UBS bemerkbar gemacht. Schwimmer kündigte an, dass die ersten Produkte aus der strategischen Allianz mit Microsoft wie Meeting Prep und Open Directory im laufenden Halbjahr verfügbar sein sollen, mehrere Monate vor Plan. Im Post-Trade-Geschäft, das 11,5% organisches Wachstum zeigte, sieht Schwimmer eine große Chance in Standards für OTC-Derivate. SwapAgent könne in Verbindung mit den hinzugekauften Geschäften Quantile und Acadia ein Komplettangebot für Kapitaloptimierung und Risikomanagement machen.
Berichte über neue Vergütungsstruktur
Schwimmer wollte sich zu Berichten nicht äußern, in denen es hieß, die LSEG spreche mit Aktionären über eine neue Vergütungsstruktur, durch die sich seine Bezüge verdoppeln könnten. Das sei Sache des Boards und der Aktionäre.
Mit Blick auf die Debatte um die in London im Vergleich zu anderen Finanzzentren angeblich niedrigeren Gehälter in der Finanzbranche sagte er jedoch: "Um Weltklassetalente anzuziehen, muss es weltweit konkurrenzfähig sein."