REGULIERUNG DER ASSEKURANZ HAKT

Große Versicherer rechnen neuen Test

Hohe Teilnahmequote unter Marktführern - Kritik an Stichtagen - 13 verschiedene Konstellationen

Große Versicherer rechnen neuen Test

Von Antje Kullrich, Düsseldorf Ab jetzt wird wieder gerechnet. Am Montag hat die europäische Versicherungsaufsicht EIOPA den Startschuss für eine weitere Auswirkungsstudie zu Solvency II gegeben. Es ist diesmal kein vollständiger Testlauf wie die vorangegangenen Quantitative Impact Studies (QIS), sondern beschäftigt sich nur mit einem der strittigsten Punkte des Regelwerks, das die Eigenkapitalanforderungen an die Versicherer risikobasiert ausrichten und modernisieren soll: der Methode zur Bewertung langfristiger Garantien.Der Aufwand ist beträchtlich. Die bisher nicht getesteten Puffer antizyklische Prämie und Matching Adjustment sollen in insgesamt 13 verschiedenen Konstellationen zu unterschiedlichen Bilanzstichtagen getestet werden. Aus Kreisen des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hieß es, der Aufwand könnte noch höher als bei der QIS-5-Studie sein. Dennoch warb Jörg von Fürstenwerth, Vorsitzender der GDV-Hauptgeschäftsführung, für eine breite Beteiligung der deutschen Assekuranz: “Es ist richtig, die Methode zur Bewertung langfristiger Garantien in der Lebensversicherung nochmals auf europäischer Ebene zu testen, bevor eine politische Entscheidung getroffen wird. Solvency II ist auf ein Marktumfeld mit künstlichen Dauerniedrigzinsen und nicht voll funktionsfähigen Märkten noch nicht eingestellt.”Von Fürstenwerth bezeichnete den Test als sehr ambitioniert – sowohl inhaltlich als auch zeitlich, da er mitten in der Phase der Jahresabschlüsse stattfindet. Dieses Problem sieht auch die Allianz. Vom Marktführer kam deshalb auf Anfrage kein definitives Ja, sondern die Aussage “Wir versuchen teilzunehmen”. Der Mitmach-Willen unter den führenden deutschen Versicherern ist immerhin hoch. Talanx, Axa, Generali, Ergo, Debeka und die Versicherungskammer Bayern bestätigten offiziell ihre Teilnahme, auch aus dem Haus der Munich Re, die sich nicht äußern wollte, verlautete Ähnliches. Die Zürich antwortete nicht.Die Debeka äußerte Kritik am Testaufbau: “Bedauerlich ist, dass europaweit die Erprobung unter Kapitalmarktverhältnissen stattfindet, die noch deutlich positiver als die derzeit aktuellen Verhältnisse sind.” Denn es werde mit einer antizyklischen Prämie gerechnet, die aktuell aufgrund der zwischenzeitlichen Einengung der Credit Spreads in der Realität möglicherweise gar nicht ansetzbar wäre – und nur mit Zinskurven vom 31.12.2011 und älter. Lediglich in Deutschland werde auch noch ein Szenario mit den Zinskurven vom 31.12.2012 simuliert. “Insofern ist die Wirkung der vorgesehenen Regulierung auf die Branche im heutigen Kapitalmarktumfeld daraus nicht wirklich ablesbar.”Die Debeka leitet daraus ein scharfes Urteil ab: “Insgesamt haben wir nach der x-ten QIS-Studie immer stärkere Zweifel, ob die marktwertbasierten Grundideen von Solvency II für die Beaufsichtigung langfristiger Garantieprodukte geeignet sind oder ob nicht vielmehr die Erfüllbarkeit der bestehenden Verträge bis zu ihrem Ablauf mit hoher Wahrscheinlichkeit sichergestellt werden sollte.”