Gute Laune an der Côte d'Azur

Teilnehmer der Immobilienmesse Mipim erwarten anhaltend hohe Umsätze - Erste Wolken am Horizont

Gute Laune an der Côte d'Azur

tl Frankfurt – Die Mipim war wieder ein voller Erfolg – gute Stimmung, aber keine Euphorie, das Kapital sucht weiter Immobilien, daran können auch der Brexit und andere geopolitische Risiken nichts ändern. So lässt sich das Fazit der 30., am Freitag zu Ende gegangenen Immobilienmesse in Cannes ziehen, des wichtigsten Branchentreffs in Europa neben der Expo Real in München. EZB setzt den TonEindeutig zum Optimismus beigetragen hat die wenige Tage vor Beginn der Mipim am 13. März gefallene Entscheidung der EZB, die Zinsen noch länger niedrig zu lassen. “Die verschobene Zinswende lässt alle Zweifel des ersten Quartals verstummen”, sagt Michael Keune von Catella Residential Investment Management. “Es wird weiterhin kräftig investiert.” Oder, wie es Gregor Volk vom Assetmanager Ratisbona ausdrückt: “Kapital sucht weiterhin Immobilie.”Und was ist gesucht? Neben dem Dauerbrenner Büro auf jeden Fall Wohnen. Doch auch der Einzelhandel ist nicht abgeschrieben, trotz Online-Handel. Das gilt zumindest für Objekte, die Lebensmittelhändler als Ankermieter haben, findet Volk. Immer stärker im Kommen sind, auch das zeigte sich in Cannes, Projektentwicklungen. “Entwicklungen beziehungsweise Entwickler zeigen sehr überzeugend Projekte vor allem im Mixed-Use Segment”, stellt der Leiter des Group Research bei Catella, Thomas Beyerle, fest. Mischnutzungen sind gefragt, also Gewerbe wie Einzelhandel, Büros und Hotel kombiniert zum Beispiel mit Wohnungen. Der langjährige Branchenkenner hat außerdem auf der Mipim bei ehemaligen Nischenimmobilien wie Datenzentren oder Studentenwohnen sehr hohe Zuwachsraten beobachtet.Und der Brexit? War natürlich ein “allgegenwärtiges Thema” (Udo Stöckl, Avison Young – Germany), aber von dem damit einhergehenden Chaos bleibe die Branche ebenso unbeeindruckt wie von Handelskriegen, konstatiert Klaus Franken von Catella Project Management. Selbst die sich eintrübende Konjunktur konnte den nach Angaben der Messe 26 800 Teilnehmern aus der Immobilienbranche und mehr als 5 400 Investoren die gute Laune nicht verderben.Das bedeutet weiterhin hohe Preise und niedrige Ankaufsrenditen, die sich bei einem “New Normal” mit geringer Volatilität einpendeln, so Nikolai Dëus-von Homeyer von NAS Invest. “Substanzielle Mietveränderungen in die ein oder andere Richtung sind in den klassischen Assetklassen ebenfalls nicht zu erwarten – auch aufgrund der sich etwas eintrübenden (welt-)wirtschaftlichen Situation.” Auch Nico B. Rottke von Aamundo Holding, einem Asset- und Investmentmanager, gießt Wasser in den Wein: Zeichen der Marktsaturierung seien nicht zu übersehen. “Bei gleichbleibendem Preisniveau rechne ich mit einem deutlichen Abflachen des Volumens des Transaktionsmarktes vor allem bei großen Vorhaben.”Der Immobilienberater Knight Frank weist in seinem am Freitag veröffentlichten Ausblick auf die europäischen Immobilienmärkte auf einige Risiken hin, sieht aber auch viele Chancen. Konkret nennt Knight Frank Logistikimmobilien, Gewerbeimmobilien in wissensorientierten Städten, Büroimmobilien in B-Standorten sowie große Infrastrukturprojekte.