Gute Stimmung in der Finanzbranche
la Frankfurt – Die Stimmung in der deutschen Finanzindustrie ist überraschend gut. Das ergibt sich aus einer Umfrage des Center for Financial Studies (CFS). Der seit fünf Jahren vierteljährlich unter knapp 400 in Deutschland ansässigen Finanzinstituten und Dienstleistern erhobene CFS-Finanzplatzindex ist im zweiten Quartal 2012 um 2,2 Punkte auf 111,1 Punkte gestiegen. Er stützt sich auf unerwartete Umsatz- und Ertragszuwächse im ersten Quartal sowie auf positive Erwartungen für das zweite Quartal. Damit, meinte CFS-Direktor Jan Pieter Krahnen vor Journalisten in Frankfurt, habe der Index ein Tal durchschritten. Er erwartet, dass sich der positive Trend fortsetzen werde.Der Umfrage zufolge gibt es Unterschiede zwischen den beiden befragten Gruppen, den Finanzinstituten – z. B. Banken, Asset Manager, Versicherer oder Broker – und den Dienstleistern, darunter fallen Berater, Rechtsanwälte, Finanzdienstleister, Interessenverbände oder Forschungseinrichtungen. Erstmals hat das CFS die Befragten in diese beiden Gruppen gegliedert. Zuvor waren es immer vier, was für weniger transparent erachtet wurde. Auswirkungen auf den Verlauf der Indexkurve hat die Neugliederung laut Krahnen nur marginal.Anders als die Gruppe der Dienstleister erfuhren die Finanzinstitute im ersten Quartal verglichen mit dem Vorquartal einen unerwartet kräftigen Anstieg ihrer Umsätze und Erträge und haben damit die eigenen Erwartungen weit übertroffen. Die Erwartungen für das zweite Quartal sind bezüglich des Umsatzes weiterhin positiv. Hinsichtlich des Ertrages aber gehen die Institute davon aus, das Niveau im laufenden Turnus nicht noch einmal erreichen zu können. Krahnen zufolge spricht dies dafür, dass im ersten Quartal hohe Einmalerträge generiert wurden und die Banken von Stützungsmaßnahmen wie denen der EZB profitierten. Bei den Dienstleistern dagegen sind Umsätze und Erträge im ersten Quartal zurückgegangen. Sie blieben damit unter den eigenen Erwartungen. Für das zweite Quartal aber zeigte sich diese Befragtengruppe dennoch außerordentlich optimistisch.Bei den Investitionen gleichen sich der Umfrage zufolge die Volumina von Finanzinstituten und Dienstleistern an, mit weitgehend stabilem Ausblick. Bei der Mitarbeiterzahl, dem vierten Faktor, der in den Finanzplatzindex mit einfließt, zeigen sich wieder Unterschiede: So liegt das Beschäftigungsniveau der Dienstleister über dem der Finanzinstitute, und es werden weitere Zuwächse erwartet. Die Einstellungspolitik der Finanzinstitute dagegen bleibt verhalten.In einer Sonderumfrage zur Einführung einer Finanztransaktionssteuer, die allerdings inzwischen wohl auf Eis gelegt ist, zeigten sich die Institute über alle Säulen hinweg mehrheitlich (65 %) ablehnend. Zustimmung gab es von 15 % der Befragten. Bei den Dienstleistern dagegen fällt die Ablehnung mit 45 % geringer aus, die Zustimmung ist entsprechend höher (33 %).Die von der Politik angeführten Effekte der Steuer werden von den meisten Befragten bezweifelt. Skepsis herrscht darüber, dass die Banken damit an den Kosten der Finanzkrise beteiligt werden. Vielmehr wird wohl erwartet, dass diese Steuer weitergeben wird. Als nicht glaubwürdig erscheint den Befragten, dass damit die Preisvolatilität an den betroffenen Märkten verringert und spekulative Geschäfte eingedämmt werden können. Einzig bei dem Argument der Eindämmung des Hochfrequenzhandels stimmte fast die Hälfte der Befragten (48 %) zu. Rund 68 % rechnen damit, dass eine Finanztransaktionssteuer die Verlagerung betroffener Geschäftsbereiche zur Folge haben würde.