Gute Vorbereitung zahlt sich bei der Nachfolge aus

Eine der wichtigsten strategischen Entscheidungen eines Unternehmers - Je früher die Planung beginnt, desto besser kann er seine Ziele realisieren

Gute Vorbereitung zahlt sich bei der Nachfolge aus

Im Zuge der demografischen Entwicklung rückt das Thema Unternehmensnachfolge zunehmend in den Fokus: Die “Babyboomer” scheiden aus, gleichzeitig gibt es für den Chefsessel immer weniger Kandidaten innerhalb der eigenen Familie. Kinder und Enkel aus Unternehmerfamilien unterliegen heute längst nicht mehr einem so großen innerfamiliären Druck, die Unternehmensnachfolge anzutreten.Aktuellen Studien zufolge rollt eine wahre Nachfolgewelle auf die deutsche Unternehmenslandschaft zu. Laut dem Institut für Mittelstandsforschung stehen im gesamten Bundesgebiet in den nächsten fünf Jahren rund 150 000 Unternehmen zur Übergabe an, also durchschnittlich 30 000 Unternehmen pro Jahr. Diesen Befund stützt auch die jüngste Mittelstandsumfrage von DZ Bank und Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR). Dabei gaben rund 27 % der mittelständischen Unternehmen an, dass bei ihnen mittel- bis langfristig eine Nachfolge ansteht. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass kleinere Betriebe mit bis zu 50 Beschäftigten in naher Zukunft deutlich häufiger von einer Unternehmensnachfolge betroffen sind als größere Mittelständler. Alternativen prüfenEine Nachfolge innerhalb der Familie wird zwar von mittelständischen Unternehmen nach wie vor favorisiert, andere Optionen gewinnen jedoch zunehmend an Bedeutung. So ist die Übergabe an Führungskräfte aus dem eigenen Haus, der sogenannte Management Buy-out (MBO), noch vor dem Unternehmensverkauf an einen strategischen Investor die häufigste familienexterne Lösung; im Osten des Landes ist der Anteil der Mittelständler, die diese Nachfolgeregelung bevorzugen, fast doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Auch die Übergabe der Verantwortung an unternehmensexterne Manager ist eine häufige Alternative, bei der oft langjährig erfahrene Führungskräfte einen Neustart in einem neuen Wirkungsbereich suchen und dem Unternehmen nicht selten neue Wachstumsimpulse geben. Zudem kommen Beteiligungsgesellschaften als Käufer in Frage, häufig in Kombination mit einem externen Manager.Die Übergabe des Unternehmens an eine interne Führungskraft bietet die Möglichkeit, einen geeigneten Nachfolger langfristig aufzubauen und den Übergang somit fließend zu gestalten. Zieht sich der Unternehmer nicht auf einen Schlag vollständig, sondern schrittweise zurück, können wichtige Kunden und Zulieferer Vertrauen in die neue Führung aufbauen – ein Aspekt, der auch bei einer externen Nachfolgelösung eine wichtige Rolle spielt. Denn ob strategischer Investor oder auch Beteiligungsgesellschaft: Beide Gruppen begrüßen es zumeist, wenn der Unternehmer auch nach seinem Abschied aus der aktiven Geschäftsführung noch einige Zeit als Berater oder Minderheitsgesellschafter an Bord bleibt. Klare PräferenzFür den Fall einer externen Nachfolge lassen die befragten Mittelständler eine klare Präferenz für strategische Investoren erkennen. Hierfür sprechen nicht zuletzt ökonomische Aspekte: So verfolgen strategische Investoren mit einer Akquisition zumeist nicht nur rein finanzielle Ziele und sind daher auch eher bereit, einen höheren Kaufpreis – die sogenannte strategische Prämie – zu zahlen. Bei Beteiligungsgesellschaften gibt es mittlerweile eine große Bandbreite an unterschiedlichen Ausrichtungen. Hier stellt sich die grundsätzliche Frage, ob der neue Partner mit seiner Philosophie gut zum mittelständischen Unternehmen passt. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn das Beteiligungsunternehmen einen längeren Investitionshorizont hat.Da sich der Käufermarkt in den letzten Jahrzehnten deutlich professionalisiert hat, ist es auch für den Verkäufer wichtig, sich hier professionell begleiten zu lassen – zumal ein Unternehmensverkauf mit vielen Herausforderungen zum Beispiel hinsichtlich des notwendigen Informationsaustausches, der vertraglichen Regelungen und der Einschätzung des Unternehmenswertes verbunden sein kann.Die Kaufpreisfindung ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung. Denn in der Regel klafft zwischen den Preisvorstellungen von Verkäufer und Käufer eine signifikante Lücke. Die Ermittlung des Unternehmenswertes ist deshalb ein zentraler Baustein jeder Nachfolgeregelung. Bei Verhandlungen mit potenziellen Käufern ist es unerlässlich zu wissen, in welchem Preiskorridor sich der Unternehmenswert befindet und welche weiteren Steuereffekte sich aus der Transaktion ergeben.Dabei mag der Substanzwert des Unternehmens für den Verkäufer zwar eine wichtige Bezugsgröße sein; für Investoren trifft dies in der Regel jedoch nicht zu. Vielmehr stellen sie ihre Bewertungen stark auf die zukünftigen Erträge ab, die wiederum von der Wettbewerbssituation abhängen. Entscheidende Faktoren sind somit die Phase, in der sich das Unternehmen befindet, das Marktumfeld und die Branchensituation, die Gesellschafterkonstellation und die familiären Verhältnisse. Idealerweise sollte das Unternehmen in der Phase übergeben werden, in der die Weichen für zukünftiges Wachstum bereits gestellt sind.Gerne sehen potenzielle Käufer eine langfristige Zusammenarbeit mit Kunden und Lieferanten. Dabei können jedoch allzu enge Beziehungen oder gar Abhängigkeiten von einzelnen Geschäftspartnern leicht zu Abschlägen in der Bewertung führen. Um Werte zu erhalten, sind ausreichend diversifizierte Geschäftsbeziehungen hilfreich.Neben der Frage nach dem richtigen Kandidaten treibt die von einer Nachfolgeregelung betroffenen Mittelständler vor allem die Sorge vor einer hohen Arbeitsbelastung durch den Nachfolgeprozess um. So rechnet fast die Hälfte von ihnen mit einer Zusatzbelastung neben dem eigentlichen Tagesgeschäft. Zudem zeigt sich, dass die Unternehmensnachfolge kein rein ökonomisch zu lösendes Problem ist: Vier von zehn Unternehmen fällt die Trennung vom Unternehmen schwer, und fast genauso viele sorgen sich um die Weiterbeschäftigung der Mitarbeiter und die Sicherung des Standortes. Damit spielen diese Aspekte eine weitaus wichtigere Rolle als ökonomische Faktoren wie etwa der Kaufpreis oder eventuell anfallende hohe Beratungskosten. Optimal vorbereitenDen Fortbestand des Lebenswerks sichern, das Privatvermögen ausbauen und die eigenen Ziele während des Ruhestands verwirklichen – all dies sind Anforderungen, die nicht immer leicht zu realisieren sind. Funktioniert eine Nachfolgeregelung nicht, kann das für das Unternehmen existenzbedrohend sein. Somit verwundert es nicht, dass in der Umfrage von DZ Bank und BVR fast die Hälfte der Betroffenen die optimale Vorbereitung des Verkaufs als wichtigste Herausforderung bei der Unternehmensnachfolge ansieht. Um strukturelle, rechtliche oder auch emotionale Fallstricke zu erkennen und zu vermeiden, sollten frühzeitig professionelle Berater eingebunden werden, die den gesamten Verkaufsprozess begleiten – von der gemeinsamen Zieldefinition und Strategieentwicklung über die Unternehmensbewertung, Ansprache potenzieller Investoren, Vorbereitung und Begleitung der Verhandlungen bis hin zum Vertragsabschluss. Erfahrene ExpertenDie genossenschaftliche Finanzgruppe verfügt mit den Corporate-Finance-Spezialisten der DZ Bank in ihren Reihen über erfahrene Nachfolgeexperten, die Jahr für Jahr eine Vielzahl von Mittelständlern beim Unternehmensverkauf begleiten. Diese Form der Nachfolgeregelung wird künftig weiter in den Fokus rücken. Auch wenn die Übergabe noch in ferner Zukunft liegt – die Regelung der Nachfolge gehört zu den wichtigsten strategischen Entscheidungen eines Unternehmens. Für das richtige Timing gibt es eine einfache Formel: Je früher die Planung beginnt, desto besser kann ein Unternehmer seine Ziele erreichen.—-Uwe BerghausFirmenkundenvorstand der DZ Bank AG