10. INTERNATIONALER RETAIL-BANKENTAG DER BÖRSEN-ZEITUNG

Hackethal: Banken müssen Beratung überarbeiten

Kunden können Nutzen der Anlageempfehlungen nicht erkennen - Einheitliches Vokabular ist nötig

Hackethal: Banken müssen Beratung überarbeiten

sto Frankfurt – Für eine gute Anlageberatung müssen Banken ihre Angebote gründlich überarbeiten. Dies hat Andreas Hackethal, Professor für Personal Finance der Goethe Universität Frankfurt, beim 10. Internationalen Retail-Bankentag der Börsen-Zeitung und Wincor Nixdorf gefordert. Die Arbeit des Beraters dürfe im Anschluss an die Anlageempfehlungen nicht aufhören. “Es muss überprüft werden, ob der Kunde sich an die Empfehlungen hält, und zudem muss es jährlich einen Nutzennachweis der Anlageempfehlungen geben”, so Hackethal.Über diese inhaltliche Komponente einer guten Beratung werde bei den Banken zu wenig diskutiert, monierte der Dekan des Fachbereichs Wirtschaftswissenschaften. Denn in Studien sei aufgezeigt worden, dass nur ein Bruchteil der Anleger überhaupt die Anlageempfehlungen von Beratern umsetzen würden. “Die Menschen neigen dazu, sich selbst zu überschätzen, und versuchen lieber auf eigene Faust, das Geld anzulegen”, erklärte Hackethal dieses Verhalten. Eigene FehlerAuch die Kosten der empfohlenen Anlageprodukte und das mangelnde Vertrauen in die Banken verhindere, dass die Empfehlungen befolgt würden. Nicht zuletzt sei aber auch die Branche selbst schuld, wenn ihre Ratschläge nicht befolgt würden, betonte Hackethal. Denn sie bliebe denjenigen, die in die empfohlenen Produkte investieren, den Nachweis des tatsächlichen Nutzens schuldig. “Analog zu den Informationen, die es in Skandinavien über den Stand der eigenen, privaten Vorsorge einmal im Jahr gibt, müsste auch hier die Bank jährlich eine Übersicht über die Wertentwicklung des gesamten Portfolios geben mit einer Gesamtrendite und gemessen an der jeweiligen Risikoklasse”, empfahl Hackethal.Solche Informationen dienen nach Ansicht von Hackethal dazu, den Menschen die Leistungen der Beratung transparent zu machen. Dies baue auch wieder Vertrauen in die Branche auf. Zudem sieht er es auch als unerlässlich an, dass die Branche sich auf ein gemeinsames Vokabular gegenüber den Privatkunden einigt, um Vergleichbarkeit zu erzeugen. Höhere Preise möglichEine solch optimierte Beratungsleistung könnte – davon ist der Professor fest überzeugt – auch höhere Preise für diese Leistung bei den Kunden ermöglichen. Und dass ein Anleger Beratung braucht, ist für ihn unbestritten. Untersuchungen hätten gezeigt, dass Privatinvestoren, die ohne Beratung ihr Geld anlegen, im Zeitraum 2005 bis 2011 im Schnitt 6 % schlechter als der Markt abgeschnitten hätten.